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Styria meets Morocco
Mittwoch, 8. Dezember 2010
Kloos up von Luise Kloos Marokko feierte jüngst in Österreich eine Kulturwoche, die mit der Veranstaltung „Styria meets Morocco“ in Graz einen glanzvollen Höhe- und Schlusspunkt zeichnete. Die marokkanischen Beziehungen sind, obwohl uns dieses Land sehr fern scheint, historisch gewachsen.
So wie mit der bereits um 1790 benannten Marokkanergasse in Wien sollte mit dem im Jahre 1998 errichteten Marokkanerbrunnen in der Landstraßer Hauptstraße an den Abschluss eines Handels-, Friedens- und Freundschaftsvertrages zwischen Marokko und der österreichischen Monarchie im Jahre 1783 erinnert werden. Als weiterer Anknüpfungspunkt der Erinnerung zur Brunnenerrichtung wurde gesehen, dass Österreich seit 1907 einen ständigen Botschafter nach Rabat entsendet. Der Brunnen, 1999 offiziell eröffnet, war ein Geschenk des Königreichs Marokko unter dem damals regierenden König Hassan II. Er wurde als Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung für den verantwortungsvollen Umgang der Österreicher mit dem Wasser und aus Anlass der Tausendjahrfeier Österreichs (996 – 1996) dem österreichischen Volk übergeben.
Seit rund zwei Jahren gibt es in Graz ein Honorarkonsulat des Königreiches Marokko, das Dipl.-Ing. Michael Ksela leitet. Gemeinsam mit dem marokkanischen Botschafter Dr. Omar Zniber wurde „Styria meets Morocco“ veranstaltet, ganz im Zeichen der kulturellen und wirtschaftlichen Verständigung zwischen den beiden Ländern.
Seit der Inthronisation von König Mohammed VI. im Jahre 1999 erlebt Marokko eine bemerkenswerte Modernisierung. Der junge König versprach in einer öffentlichen Fernsehansprache, gegen die Missstände seines Landes, wie etwa Armut und Korruption, vorzugehen und die Wirtschaft ebenso wie die Lage der Menschenrechte in Marokko zu stärken. Und wie diese Modernisierung aussieht, wurde von Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher marokkanischer Kultur- und Wirtschaftsorganisationen in Graz präsentiert.
Marokko ist ein traditionelles Kulturland, zahlreiche prähistorische Funde zeugen von der Besiedelung des Landes von 120.000 – 7.000 v. Chr. Zu den UNESCO-Weltkulturerbestätten zählen u.a. die Altstädte von Fes, Marrakesch, Meknes, Tétouan, Essaouira, Mazagan, die befestigte Stadt Ait-Ben-Haddou und der Moussem von Tan Tan. Der Moussem von Tan Tan, bei dem sich über 30 nomadische Völker aus der Sahara zu einem jährlichen Fest treffen, ist einer von über 700 traditionellen Moussems, die im Land stattfinden. Weiters gibt es an die 150 traditionelle Festivals von Musik, Film, Literatur bis Tanz.
In jüngster Zeit jedoch wurden neue Kulturinstitutionen errichtet. Die zeitgenössische Kunst hat mit der ersten Kunstmesse 2010 eine erste Bastion auf internationalem Niveau etablieren können. Eine weitere interessante zeitgenössische Einrichtung macht auf sich aufmerksam. Die „Abbatoirs“, ein ca. 5 ha großes Areal in Casablanca, das seit 1922 geschlossen war, ist seit 2009 für die zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler geöffnet. Und mit „Boultek“ werden Studios und ein Webradio für die zeitgenössische Musik geboten. Wie kam das alles zustande? Von 2006 – 2010 investierte König Mohammed VI. 1,2 Milliarden Euro in die Kultur des Landes.
Parallel dazu gibt es in Marokko enorme Investitionen in Infrastruktur, Energiesektor, Landwirtschaft und Fischerei, Nanotechnologie, Tourismus und im Bildungsbereich. Zur Stärkung dieser Bereiche werden zwischen 2008 und 2012 11 Milliarden Euro bereitgestellt. Zusätzlich werden bis 2020 in den „Grünen Plan“ 13,6 Miliarden Euro investiert. Die Arbeitslosenrate ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. Marokko hat seine Stärken erkannt und diese in nachhaltige Ziele umformuliert. Eine wesentliche Unterstützung dieser Erneuerungen erfährt das Land durch die Korruptionsbekämpfung, deren Leiter Prof. Abdeslam Aboudrar, President of the Central Authority for the Prevention of Corruption, mit Sitz in Wien ist.
Die Netzwerke nach Österreich und speziell nach Graz wurden jüngst intensiviert. Die VertreterInnen von Universität Graz, ICS – Internationalisierungs Center Steiermark, steirischer herbst, Landesmuseum Joanneum, Kunstuniversität Graz, AVL Cultural Foundation, Land Steiermark und Stadt Graz haben die Initiative des steirischen Honorarkonsuls Dipl.-Ing. Michael Ksela und des Herrn Botschafters Dr. Omar Zniber mit großem Interesse wahrgenommen und wichtige Kontakte geknüpft. Auf Weiteres darf man gespannt sein.

Adresse: Honorarkonsulat des Königreiches Marokko, MP09, Liebenauer Tangente 4/6, 8041 Graz

Autorin: www.luisekloos.at
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