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Kinderkrippe Schönbrunngasse – Dreiklang am Hang
Mittwoch, 8. Dezember 2010
Im Oktober wurde die Kinderkrippe Schönbrunngasse nach nur sechs Monaten Bauzeit eröffnet. Nachdem die vorherige Kinderkrippe, die im selben Gebäude wie der Kindergarten untergebracht war, fast aus allen Nähten platzte, wurde sie ausgelagert und bekam mit dem von Architekturbüro DI Martin Strobl geplanten Neubau mehr Platz für fünf Kindergruppen bzw. 70 Kinder auf einer Grundfläche von 934m2. Das Gebäude erfüllt höchste baubiologische Ansprüche und ist als Passivhaus konzipiert Die parkartige Anlage des Grundstücks schließt an die historische, unter Denkmalschutz stehende Bebauung des Kindergartens an. Der Entwurf basiert auf der Idee, in dieser Grünoase drei Betreuungs- und Bildungseinrichtungen für Kinder unterzubringen: Kindergarten, Kinderkrippe und eine noch in Planung befindliche Volksschule sollen dort Platz finden.
Architekt DI Martin Strobl erklärt: „Ich habe mich stets an der Parole „Raum bilden statt besetzen“ orientiert.“ So wurde der Baukörper weit weg vom Autoverkehr an die nordwestliche Grundstücksgrenze gerückt und der attraktivste Raum als Spielraum belassen. Auch die Ausfahrt wurde  kurz gehalten, um dem Verkehr möglichst wenig Platz zu geben.

Fünf Gruppen auf zwei Ebenen.
Nach Nordwesten hin steigt das Grundstücksgelände an. Diese Geländestufe wurde bei der Planung miteinbezogen: Das eingeschoßige Gebäude entwickelt sich nach Südosten hin zu einem zweigeschoßigen; sowohl von der oberen Ebene, wo sich der Haupteingang befindet, als auch vom tiefer gelegenen Niveau, das ebenfalls über einen separaten, behindertengerechten Eingang verfügt, kann man direkt hinaus ins Grüne. In den nach Südwesten orientierten Gruppenräumen des Erdgeschoßes sind drei Gruppen untergebracht, im nach Südosten ausgerichteten Untergeschoß zwei Gruppen. Eine kindgerechte, flache Treppe verbindet die beiden Geschoße.

Stufenlos von drinnen nach draußen
Jede Gruppeneinheit beinhaltet neben dem Gruppenraum einen Ruheraum und in einer anthrazitfarbigen Box eine Sanitäreinheit, die durch eine Glastür einsehbar ist.  Die Ruheräume können mittels Falttür vom Gruppenraum abgetrennt und komplett verdunkelt werden.
Die Gruppenräume sind von der Halle aus über Garderobengänge erreichbar, eine Schmutzschleuse führt direkt ins Freie. Loggia-ähnliche, mit Holz ausgelegte Vorbereiche machen„stufenloses Spielen“ möglich.
Besonders beliebt bei den Kindern ist eine sinuskurvenförmige Spielrampe im Untergeschoß, die den Hangverlauf ausnutzt. Fahren die Kleinen dort mit ihren Bobbycars hinunter, wird das Auto nach der Hälfte der Strecke durch flachen Verlauf langsamer. Ein weiteres Highlight ist die Spielgalerie mit Podest in den Gruppenfarben im jeweiligen Gruppenraum.

Licht,  Farbe und Sterne
Bei der Entwurfsfindung waren Licht und Durchlässigkeit sowie Transparenz des Gebäudes maßgeblich. So bietet die großzügige zentrale Halle sowohl durch den Eingangsbereich als auch durch die verglaste Küche Ausblicke in beide Richtungen auf die Kronen der umstehenden Bäume. Im Erdgeschoß sorgt ein Oberlicht, das sich durch den ganzen Baukörper zieht, für die Belichtung der Ruheräume und Garderoben. Öffnungen nach Norden wurden möglichst vermieden.
Ein Leitfarbensystem hilft Kindern und Eltern, sich schnell im Gebäude und im Gruppensystem zurechtzufinden. Gelb, Grün, Blau, Rot und Lila finden sich im Garderobenbereich, den Sanitäreinrichtungen und den Schleusen zum Außenbereich. Die runden Leuchten, die sich durch die Gestaltung des Innenraums und der Loggien ziehen, sollen durch ihre unregelmäßige Anordnung an Sterne erinnern.

Bekenntnis zur Konstruktion
Der reduzierte Kubus des von Strobl geplanten Gebäudes steht im Kontrast zum fein gegliederten Altbau des Kindergartens. Die Fassade ist mit stehenden Douglas-Kiefer-Lamellen verkleidet, die sich als besonders dauerhaft bewährt haben.  Der Bau ist in Mischbauweise errichtet, da er in den Hang eingebettet wurde, sind Bodenplatte und Stützwände aus Beton. Auf die Bodenplatte ist eine Holzkonstruktion aus (Kreuzlageholz)-Wänden und BSH-(Brettschichtholz)-Stützen aufgesetzt. Nahezu sämtliche konstruktiven Holzbauteile sind optisch frei sichtbar.
Die Nassräume verdanken ihr markantes Aussehen farbigem Kunstharz, das in einem Guss über Wände und Boden gezogen wurde. Der Hallenbereich ist zwecks leichterer Reinigung mit Naturkautschuk-Linoleum ausgelegt, Gruppen- und Bürobereiche wurden mit Parkettboden ausgestattet.

Bauökologisches Vorzeigeprojekt
Das Projekt wurde auf Wunsch der Stadt Graz vom Haus der Baubiologie begleitet. Das Resultat kann sich sehen lassen: Recyclebare Materialien wie Hanf als Wärmedämmung, extensive Dachbegrünung auf EPDM-Folie, Gipskartonplatten mit biologischer Kennzeichnung, geölte Böden und KLH-Wände, Beheizung über eine Luftwärmepumpe, auf dem Dachstück der 35° schräg geneigten Oberlichtfläche ist eine Photovoltaikanlage vorgesehen. „Der Passivhausstandard Klasse A+ laut Richtlinie des Österreichischen Instituts für Bautechnik sorgt für einen Heizwärmebedarf von unter 15 kWh/m2a“, ist Strobl zufrieden.
Nachdem der Kindergarten die Voraussetzung, im Herbst 2010 in Betrieb zu gehen, erfüllen konnte, wurden die Projektkosten von 2,75 Mio Euro zu 50 % vom Land übernommen.
| Yvonne Bormes
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