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Gratis ist nicht! – Gerechte Bezahlung für Theaterschaffende |
Mittwoch, 8. Dezember 2010 | |
Traumberuf Schauspieler? Prekäre Bezahlung steht in der freien Theaterszene leider an der Tagesordnung und bedeutet für viele Theaterschaffende statt erfüllender Kulturausübung den täglichen Kampf ums nackte Überleben. Die Produktionsbedingungen in der (Freien) Theaterarbeit und wie sie anders werden können war daher das Thema einer Podiumsdiskussion, die am 8. November von „das andere Theater“ und der „IG Freie Theaterarbeit“ in Kooperation mit der IG Kultur Steiermark im Theater im Bahnhof veranstaltet wurde.
Die Grundlage der Diskussion bildet die Broschüre „Richtgagen für den Freien Darstellenden Bereich“, die von Sabine Kock (IG Freie Theaterarbeit) gemeinsam mit Tristan Jorde erstellt wurde. Sie beinhaltet jene Richtsätze für Löhne, die als eine leistungsadäquate Bezahlung als Angestellter oder Selbstständiger angesehen werden können. Alle Theaterschaffenden sollen in ihren Ansuchen die in der Richtgagenbroschüre geforderten Beträge als Richtwerte annehmen sowie als Referenz jedem Ansuchen beilegen, betont Kock: „Nur so kann ein Bewusstsein für die wahren Kosten geschaffen werden.“ Caroline Oswald-Fleck (IG Kultur Steiermark) zitierte eine Studie, wonach Kulturschaffende im Durchschnitt rund 34% weniger verdienen als ArbeitnehmerInnen in äquivalenten Positionen in anderen Branchen. Es stehe demnach die Frage im Raum, ob Theaterschaffende nicht genau um den Fehlbetrag, der bei gerechter Bezahlung bei gleicher Fördersumme entsteht, weniger arbeiten d.h. weniger produzieren sollten. Hoffen auf die Politik in Zeiten des Sparens. Kulturamtsleiterin Gabriele Russ erklärte in Vertretung von Landesrat Buchmann, dass sie froh sei, so ein Zahlenwerk in der Hand zu haben. Sie will die Richtgagenbroschüre bei ihrer zukünftigen Arbeit heranziehen und sie auch allgemein angewendet sehen, denn die KünstlerInnen sollten sich nicht unter ihrem Wert schlagen müssen. Peter Grabensberger (KA der Stadt Graz) bezeichnete die Richtgagen als gute Grundlage und verspricht, sie bei den zuständigen ReferentInnen einzubringen. Herbert Nichols-Schweiger (Förderbeirat Land Steiermark) betonte die Wichtigkeit der Kulturförderung im Rahmen der Beschäftigung. Die Szene solle die Podiumsdiskussion als Trainingslauf sehen – die Kürzungen auf Landesebene würden solche Veranstaltungen in der nahen Zukunft vermehrt nötig machen. Umwegnutzen von Kultur berücksichtigen. In der weiteren Diskussionsrunde wurden viele Argumente für Kulturförderungen wiederholt: Umwegrentabilität, Wirtschaftsfaktor, Arbeitsplätze usw. Anita Hofer (IGKS) betonte den Nutzen von arbeitenden Menschen nach SROI (social return on investment), wo es darum geht, dass arbeitslose Personen die Gesellschaft weit mehr kosten als arbeitende Menschen, da z.B. über die Arbeitskosten Steuergelder für den Staat hereinkommen und über das Einkommen die Wirtschaft Gewinne macht. Ein kleines Rätsel von Moderatorin Juliane Alton am Ende der Podiumsdiskussion: Wer bekommt Förderungen „zur Gewährleistung eines stabilen Einkommens“? – Die Landwirte. | Josef Schiffer
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