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Von Ort zu Ort im Jubiläumsjahr |
Mittwoch, 8. Dezember 2010 | |
Das Joanneum präsentiert für 2011 ein umfangreiches Kalendarium, das Monat für Monat ein anderes Haus aus dem komplexen Organismus des Universalmuseums in den Mittelpunkt rücken soll. Mit dem „Museum im Palais“ und der Eröffnung des Joanneumsviertels präsentieren sich mehrere Sammlungsbereiche mit Neuaufstellungen bzw. auch in frischem architektonischem Kleid.
Ein lebendiges Ganzes, das seine Fühler in verschiedenste Richtungen ausstreckt und so den Erkenntnisgewinn vorantreibt und das Kunst und Kultur auf hohem Niveau unterhaltsam vermitteln will. Mit diesem Auftrag geht das Universalmuseum Joanneum ins Jubiläumsjahr. Die vielen verschiedenen Orte und Sammlungsbereiche mit ihren unterschiedlichen Themensetzungen sollen dabei ganz besondere Aufmerksamkeit erfahren und so springt der Fokus 2011 von Haus zu Haus, von Highlight zu Highlight. Zeit und Zeitenwende. Den Anfang macht im Februar das Volkskundemuseum – die Ausstellung „Zeit, Zeit, Zeit“ pendelt zwischen Be- und Entschleunigung, zwischen schnellem Leben und der Kunst des Verweilens. Im März erhebt die Obersteiermark im Schloss Trautenfels ihren „grimmigen Berg“ zum universellen Studienobjekt einer Schau, im April legt Schloss Stainz mit „Vielfalt und Einheitsbrei“ im Landwirtschaftsmuseum Kulinarisches auf die Waagschale einer Ausstellung rund um Essen und Ernährung. Und im Mai bekommt mit dem Museum im Palais auch die kulturhistorische Sammlung endlich wieder ihren fixen Aufstellungsort. Die Prunkräume im Palais Herberstein in der Sackstraße wurden dazu revitalisiert und werden künftig neben den Kostbarkeiten des Landes, wie dem steirischen Herzogshut oder dem Prunkwagen Friedrichs III., eine Dauerausstellung mit politischen, adeligen und geistlichen Statussymbolen aufnehmen. Zugleich wird auch die erste Sonderausstellung eröffnet, die sich ausgehend von der berühmten Sonnenuhr von Hofastronom Georg Peuerbach ebenfalls mit Aspekten der Zeit beschäftigt. Im Juni blickt wiederum alles nach Schloss Eggenberg, wo Grafiken von Albrecht Dürer ihrerseits eine Zeitenwende und den Beginn der modernen Wissenschaft markieren. Im Mittelpunkt stehen die umfangreichen Bestände des Kupferstichkabinetts der Alten Galerie mit den drei Meisterstichen Dürers sowie zahlreiche Werke von Künstlern aus der Zeit und näheren Umgebung Dürers. Das Museum im Freien. Der Juli ist dem Österreichischen Skulpturenpark und der wachsenden „Arche aus lebenden Bäumen“ von Mario Terzic gewidmet, die als konstruierte Skulptur mit dem Park verwachsen soll und sich mit der Natur im Jahreslauf verändert und erneuert. Im August ist die Studiensammlung Naturkunde an der Reihe. Ihre Neuaufstellungen kann sie leider erst 2012 eröffnen, dennoch will man die Sommermonate für spannende Einblicke in das naturwissenschaftliche Tätigkeitsfeld nützen – in Form von Aktivitäten rund um die 200-jährige Geschichte der botanischen Gärten in Graz oder auch mit einer Sammlung, der kein Museumsbau gewachsen ist: den ältesten Bäumen der Steiermark. Im September fragt sich das Landeszeughaus im Rahmen einer internationalen Tagung, wie Museen mit dem Thema Krieg umgehen. Welche Bilder werden gegenwärtig erzeugt und welche wären wünschenswert? Dazu finden sich in einer Kooperation mit dem Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark und dem Verein Clio vielleicht auch Anleitungen künstlerischer Natur, wenn im Stadtraum gemeinsam mit Künstlern aus südosteuropäischen Ländern der Grazer Titel „Bollwerk gegen den Osten“ anhand von Interventionen diskutiert wird. Das Museum leben und feiern. Der Oktober steht ganz im Zeichen des Kunsthaus Graz und einer Hinterfragung der Institution Museum und ihrer Bedeutung innerhalb unserer globalen Kultur. Die beiden Ausstellungen von Antje Majewski und Orhan Pamuk loten dabei ihr intimes Verhältnis zum Museum und seinen magischen Praktiken aus. Majewski befasst sich mit der Repräsentation der Dinge im Museum, wo sie dem Gebrauch entzogen sind, und stellt mit ihrer surrealen Sammlung Bedeutungen auf den Kopf, während für Pamuk der Alltag selbst zum Museum werden kann, einem Museum der Dinge. Nicht alltäglich ist jedenfalls der 26. November 2011, an dem sich die Stiftung des Joanneums auf den Tag genau zum 200. Mal jährt und nach langem Warten endlich das Joanneumsviertel mit dem neuen Besucherzentrum eröffnet werden soll. Neue Räume tun sich dabei aber nicht nur im städtischen Raum und unter der Erde auf. Am großen Eröffnungsreigen ist auch die Neue Galerie beteiligt: mit einer Neuaufstellung ihrer Sammlung, dem Bruseum sowie einer Retrospektive des österreichischen Künstlers und Architekten Hans Hollein. Einen Nachschlag gibt es im Dezember, wenn schließlich auch die Multimedialen Sammlungen mit einer ersten Ausstellung für die Öffentlichkeit zugänglich werden und mit „Land der Bilder“ Fotohistorisches aus der Landesgeschichte zeigen. „Die Hülle ist nur das erste Ziel“ gab sich Kulturlandesrat Dr. Christian Buchmann anlässlich der Programmpräsentation auch für die Zukunft optimistisch. „Für den Treibstoff und die Inhalte ist zu sorgen – sonst wäre eine derartige Investition kaum sinnvoll.“ Hinsichtlich möglicher Budgetkürzungen will er zwar keine Entwarnung aussprechen, gibt sich aber kryptisch-prophetisch: „Ich kann nur sagen: Fürchtet euch nicht“, ebnet er jeder späteren Auslegung den Weg. | Eva Pichler
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