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Kinderkrippe Prochaskagasse – wärmendes Holz
Sonntag, 14. November 2010
Seit September 2010 ist die viergruppige Kinderkrippe in der Prochaskagasse in Andritz für 56 Kinder im Alter von null bis drei Jahren in Betrieb. Der kurzen Bauzeit von fünf Monaten ging ein geladener Architekturwettbewerb voraus, den Architekt DI Hubert Wolfschwenger für sich entscheiden konnte. Gefordert war unter anderem eine Ausführung des Gebäudes in Holzbauweise als Niedrigstenergiebau. Von der Gesamtinvestition von 2,25 Mio Euro wurden 450.000 Euro vom Land getragen. Die Bedeutung des Eingangs. Von Süden kommend führt eine Rampe zum gedeckten Vorbereich der Kinderkrippe, wo Kinderwägen geparkt werden können. Zentrales Element des Entwurfes war die multifunktionale Nutzung des Eingangsbereichs. Betritt man das Gebäude durch den roten Windfang in Wollknäueloptik (für Architekt Wolfschwenger ist dieser „Pudel“ ein Symbol für Wärmedämmung), gelangt man in eine großzügige, lichtdurchflutete Halle, die in alle Richtungen Blickbeziehungen zum Außenbereich zulässt. Von hier aus bekommt man auch einen Überblick über die verschiedenen Kindergruppen. Zudem kann die Eingangshalle als Veranstaltungsort für  Theateraufführungen etc. wie auch für Elternempfänge (wenn die Küchenausgabe zur Bar umfunktioniert wird) genutzt werden.

Blau, grün, orange, rot und symmetrisch.
Jeder Gruppe à 14 Kinder ist eine Farbe zugeordnet, die sich sowohl bei den Garderobensofas als auch bei den Namensschildern und Sanitäreinrichtungen wiederfindet. Dadurch können sich Kinder und Besucher leichter orientieren. Die Grundrisse sind klar gegliedert. Je zwei Gruppen sind nach Osten bzw. nach Süden ausgerichtet. Zu jeder Gruppe gehört ein großer Gruppenraum, von wo aus man direkt auf die überdachte Terrasse gelangt, ein Ruheraum sowie ein Arbeitsraum und Sanitärbereich. Immer zwei Gruppenbereiche schließen im Garderobenbereich des Vorraums aneinander an und teilen sich einen Gang zur Terrasse. Auf dem Rückweg nach dem Spielen im Grünen kann so nasse und verschmutzte Kleidung der Kinder direkt im Gang ausgezogen und über Heizkörpern getrocknet werden.

Freundliches Lärchenholz lässt die Sonne aufgehen.
Innen und außen wurde strapazierbares Lärchenholz verwendet, die Böden sind aus Eiche. Das auffällige äußere Erscheinungsbild der Kinderkrippe wurde erst in einer sehr späten Entwurfsphase festgelegt. Lange tendierte Architekt Wolfschwenger zu einer Eternitfassade, bis ihm die Verwendung von naturbelassenen Holzschindeln als logische Fortsetzung des Innenraums erschien. Der Bau besteht aus einer Holzkonstruktion auf einer Stahlbetonplatte, die Decken sind ebenfalls Holzdecken. Die Glasüberdachung der Halle ist als Dreifachverglasung mit Gasfüllung ausgeführt und laut Architekt ist es „unwahrscheinlich, dass sich der Raum jemals unangenehm erhitzen wird“. Zur Sicherheit gibt es aber doch eine außenliegende textile Beschattungsanlage auf dem Dach sowie Belüftungsklappen für eine Regulierung des Raumklimas in der Nacht.

Hochwasserschutz und Städtebau.
In Anbetracht der Hochwassersituation in Andritz schenkten die Planer den Strömungsbildern besondere Aufmerksamkeit und platzierten den Neubau im Strömungsschatten relativ hinten auf dem Areal und somit auf der sicheren Seite und nicht, wie es bei anderen eingereichten Entwürfen der Fall war, auf der Höhe des Sportplatzes im Eingangsbereiches des Grundstückes. Durch ein Zurückrücken des Gebäudes entsteht auch ein gemeinsamer Innenhof mit dem bereits bestehenden Konglomerat aus Schülerhort, Musikschule und Kindergarten. Zusammen mit dem Hortgebäude bildet der Neubau ein torähnliches Entrée zum Zentralhof.

| Yvonne Bormes
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