Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Hermann Scheer, Pionier der erneuerbaren Energie (1944-2010)
Sonntag, 14. November 2010
Mit tiefer Betroffenheit haben wir die Nachricht vom unerwarteten Tod des deutschen Politikers und Vorkämpfers für erneuerbare Energien Dr. Hermann Scheer vernommen. Der Präsident der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien EUROSOLAR e.V., Vorsitzende des World Council for Renewable Energy (WCRE)und Abgeordnete des Deutschen Bundestags ist am 14. Oktober 2010 in Berlin im Alter von 66 Jahren gestorben. Als der wohl bedeutendste politische Fürsprecher der erneuerbaren Energie im deutschen Sprachraum begründete unter anderem das Institut Solidarische Moderne und war Ratsmitglied beim World Future Council. Im Jahr 1999 erhielt er für sein Engagement für die Solarenergie den Alternativen Nobelpreis. Der SPD-Politiker hatte auch entscheidenden Anteil am deutschen Öko-Energie-Gesetz, das den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromproduktion von 5,2 Prozent im Jahr 1998 binnen weniger Jahre verdoppeln konnte.
Bei seinen wiederholten Aufenthalten in Graz erwies er sich in mehreren Interviews mit KORSO als sachkundiger und liebenswürdiger Gesprächspartner, dessen humanistisches Engagement und menschliche Wärme einen bleibenden Eindruck bei uns hinterließen. Seine Vision, die Energiewende gegen alle Widerstände zu beschleunigen, half der Umsetzung in die Wirklichkeit vor allem deswegen, weil er mit umfassender Kenntnis, viel Erfahrung und besonderer Begeisterungsfähigkeit die Menschen überzeugen und mitreißen konnte. Hermann Scheers Gedanken und Pläne leben nicht nur in seinen zahlreichen Büchern und Publikationen, sondern auch in konkret umgesetzten Projekten weiter. Er hat seine wichtigsten Ziele im jüngsten Buch „Der energethische Imperativ“ formuliert, das nur wenige Tage vor seinem Tod erschien. Darin hat er die sofortige Energiewende klarer als je zuvor in ihrem globalen Kontext skizziert. Er hat gegen den Zeitgeist mit deutlicher Kritik an hypertrophen Plänen, wie jenem des Wüstenstrom-Projektes Desertec, worin er nur eine weitere Stärkung der Monopole der Energiekonzerne sah, den grundlegenden Konflikt deutlich benannt. Die Erkenntnis, dass unsere Energiezukunft aus kleinen Strukturen wachsen muss, war seine tiefe Überzeugung und wird auf immer mit seinem Namen verbunden sein.
Josef Schiffer
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