Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Wo Meister und Roboter träumen
Dienstag, 5. Oktober 2010
Franz West gastiert gerade im Space01 des Grazer Kunsthauses. Und Roboter geben alsbald einen Stock tiefer Einblicke in ihre Traumwelten – und in die ihrer Schöpfer. Mit Franz West zeigt das Kunsthaus in den nächsten Monaten wohl einen der einflussreichsten, österreichischen Künstler der Gegenwart, der mit „Autotheater“ seine erste Retrospektive in Europa zusammengestellt hat. Wobei gezielt Werke aus unterschiedlichen Schaffenszeiten neue Zusammenhänge innerhalb des Gesamtwerkes generieren. „Es war eine sehr intensive Phase der Auswahl von Skulpturen“ so Kunsthaus-Intendant Peter Pakesch über den Arbeitsprozess mit dem Künstler. „Nach Köln und Neapel ist hier nochmals eine ganz andere Deutung des Raums entstanden.“ Da man nicht zu viele Wandelemente einbauen wollte, wird weniger aus dem Kosmos der Collagen und Papierarbeiten Wests gezeigt.

Der Betrachter als Performer.
Durch die Präsentation zieht sich eine improvisierte Herangehensweise an den Ausstellungskontext: ein Werk, das von den Restauratoren als gefährdet eingestuft wurde, bleibt ungeöffnet in der Transportbox und trotzdem an seinem Platz im Ausstellungsraum. Und Wests Ambivalenz im Umgang mit den klassischen Podestformen äußert sich in Formen wie der einfachen Holzpalette, auf dem Boden platzierten Arbeiten, Arbeitstischen oder auch Flohmarktmobiliar als eigenwilligem Sockelersatz, der mit Wests eigenen Lampen- und Kastenskulpturen in Dialog tritt.
Bereits über den Titel klingt Franz Wests interaktiver Zugang zur Kunst an: Immer wieder wird das Publikum als aktiver Akteur eingebunden. Paravents liefern ihre Handlungsanweisungen über den Titel. Und über die berühmten Passstücke geht der Betrachter ohnehin eine Verbindung mit dem Kunstwerk ein, wenn er sie wie eine Prothese zur körperlichen Anwendung bringt. „Das Passstück habe ich deswegen gemacht, weil ich es selbst, wenn ich im Museum bin, toll gefunden hätte, wenn man aktiv reagieren hätte können“, so West. „Wenn sie die Kabine betreten und heftig gestikulieren, so entspricht das dem Titel“ so einer der Titel, die gern auch den Papiermaché-Skulpturen eine Brise Ironie befügen: „Gupf“ oder „Endlich zwei gute Skulpturen“ sind weitere zwei aus 30 Arbeiten aus der Zeit von 1972 bis heute – die einen Pflichtbesuch erfordern.

Mehr als drei Regeln zur Robotik.
In den Bereich einer künstlichen Meisterschaft wagt sich ab 8. Oktober die Ausstellung Roboterträume – in Kooperation mit dem Museum Tinguely in Basel und dem steirischen herbst haben 10 KünstlerInnen eigens Projekte entwickelt, die sich mit der Interaktion von Mensch und Maschine und dem Einsatz von Robotern im Alltag auseinandersetzen. Denn Roboter stehen längst nicht mehr nur in Fabrikhallen – moderne Haushaltsgeräte werden uns alsbald mit kommunizierenden, lernfähigen oder selbststeuernden, künstlichen Formen von Intelligenz konfrontieren. Den Titel dazu hat man sich bei Science-Fiction Autor Isaak Asimov geborgt, wo Roboter Elvex  zu träumen beginnt und  schließlich einen Aufstand plant. Für Leben in der blauen Blase ist damit sicherlich gesorgt.

„Franz West, Autotheater, Köln – Neapel – Graz“ ist bis 09.Jänner zu sehen und „Roboterträume“ eröffnet am 08. Oktober um 18 Uhr.

| Eva Pichler
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