Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Neue Mittelschule – „jetzt und für alle“
Montag, 13. September 2010
Die Neue Mittelschule – die gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen mit individueller Förderung der einzelnen SchülerInnen – erfreut sich in ganz Österreich zunehmender Beliebtheit. Allerdings haben die beiden Regierungsparteien auf Wunsch der ÖVP vereinbart, dass sie einstweilen nur als Schulversuch umgesetzt werden darf – damit können sich bundesweit nur 10% der Schulen dem Modell anschließen. Inzwischen gibt es aber bereits viel mehr Schulen, die „Neue Mittelschule“ sein wollen.
Sozialdemokratische Jugend- und Bildungsorganisationen wollen nun mit einer Petition an den Nationalrat  „Druck von unten“ für eine flächendeckende Umsetzung der gemeinsamen Schule machen.
LAbg. Hannes Schwarz, Vorsitzender der Bildungsorganisation der SPÖ Steiermark, und Claudia Kürzl, Chefin der Jungen Generation in der SPÖ, sind gemeinsam in der Steiermark unterwegs, um Unterschriften für die Petition zu sammeln, die dritte unterstützende Organisation sind die sozialdemokratischen LehrerInnen vom SLÖ. Im KORSO-Gespräch erläutern Schwarz und Kürzl ihre Motivation. Wie sieht der „Fahrplan“ für Ihre Petition aus?
Schwarz: Wir wollen am 22. September Nationalratspräsidentin Barabara Prammer einige Tausend Unterschriften übergeben, die werden dann als Petition mit Unterstützung durch die Liezener Abgeordnete Elisabeth Hakel im Nationalrat eingebracht. Gesammelt haben wir an verschiedenen Schulstandorten, wir waren bis jetzt u.a. in Scheifling, Voitsberg, in Graz und Leoben, haben jeweils mit dem Lehrkörper und den Elternvereinen Kontakt aufgenommen. Am 15. September gibt es dann noch eine öffentlichkeitswirksame Aktion in Graz.

Wie war das bisherige Echo, was halten LehrerInnen und Eltern von der NMS?
Kürzl: Die Feedbacks sind hervorragend! An manchen Schulen wurden auch schon interne Umfragen gemacht, die alle sehr positive Ergebnisse erbracht haben. Die Eltern sind sehr zufrieden mit der intensiveren pädagogischen Betreuung.
Schwarz: Und bei jenen LehrerInnen, die bisher eher skeptisch waren, setzt ein Umdenken ein. Das hängt wahrscheinlich auch damit zusammen, dass den Neuen Mittelschulen die SchülerInnen zuströmen.

Die AHS-LehrerInnen waren ja bisher eher schwer zu überzeugen.
Schwarz: Wahrscheinlich auch deswegen, weil sie dienstrechtliche und finanzielle Bedenken haben. Um es klarzustellen: Wir sind für eine einheitliche Ausbildung, ein einheitliches Dienstrecht, eine einheitliche Besoldung aller Lehrer an der NMS – und zwar auf AHS-Lehrerniveau. Die Gehaltskurve muss allerdings gerechter werden: mehr Geld zu Beginn, dafür später ein weniger steiler Anstieg.

Sie verlangen die flächendeckende Einführung der NMS; an welchem der bundesländerweise unterschiedlichen Modelle orientieren Sie sich dabei?
Schwarz: Am steirischen, das ja zusätzlich 6 Werteinheiten pro Klasse bietet, damit in allen Schularbeitenfächern Team-Teaching stattfinden kann. Allerdings wird bei flächendeckender Einführung der Bund diese Kosten übernehmen müssen, die derzeit vom Land getragen werden. Wir sind jedenfalls gegen einen Bildungsfleckerlteppich.

Welche Erwartungen verbinden Sie mit Ihrer Petition?
Schwarz: Auf unseren Antrag hin hat der Landtag bereits einen einstimmigen Beschluss zur Übernahme der Neuen Mittelschule ins Regelschulwesen gefasst. Ich hoffe nun, dass die steirische ÖVP Druck auf ihre Bundespartei macht und dass unsere Petition die Bundesministerin in ihrer Haltung stärkt.
Kürzl: In jedem Fall muss den Ländern freigestellt werden, dass sie, wenn der Wunsch danach besteht, Neue Mittelschulen auch über die 10-Prozent-Klausel hinaus einrichten können. In der Steiermark gibt es derzeit 35 NMS, aber 75 weitere Schulen haben angesucht! Das zeigt: Der Wunsch nach einer Bildungsreform ist gegeben.  Nicht zuletzt belegen ja alle Studien die Überlegenheit der Neuen Mittelschule, wenn es darum geht, Chancengleichheit zu bieten und jungen Menschen aus allen sozialen Schichten die bestmögliche Ausbildung zu ermöglichen.
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