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Sonnenstrom soll auch in Österreich blühen |
Montag, 13. September 2010 | |
Die Energiewende steht vor der Tür und Green Jobs werden in Zukunft die Zugmaschine der Wirtschaft bilden, hört man vollmundige Bekenntnisse von Seiten der Politik angesichts Krisen und Klimawandel. Doch leider folgen diesen Ankündigungen oft nur sehr bescheidene Umsetzungen, insbesondere auf dem Gebiet der Photovoltaik, monierten Vertreter der Solarindustrie kürzlich in Graz. Unmittelbaren Anlass bildete die mehrfache Überzeichnung der Förderansuchen für Neuanlagen, sodass bereits nach drei Minuten die Anmeldung im Internet geschlossen wurde.
Während weltweit die Umwandlung von Sonnenlicht in elektrischen Strom boomt, komme die Photovoltaik in Österreich nicht vom Fleck, kritisiert der Bundesverband Photovoltaic Austria (PVA). „Nur mit einer Lupe kann man die installierte Photovoltaik-Leistung im Jahr 2009 in Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern erkennen“, meint Dr. Hans Kronberger vom Bundesverband Photovoltaic Austria (PVA). Österreich besitzt im Vergleich zu den 3.800 Megawatt (MW) installierter Photovoltaik-Leistung in Deutschland gerade kümmerliche 20 MW. Zum Vergleich mit etwa gleich großen Ländern: Selbst im nicht gerade sonneverwöhnten Belgien sind es 203 MW, im nahen Tschechien gar 411 MW. Es sei unbegreiflich, dass man angesichts von Energieimporten in Höhe von 11 Mia. Euro der Nutzung der unbegrenzt vorhandenen und gratis verfügbaren Sonnenenergie nicht mehr Priorität verleiht, meint Kronberger, außerdem käme „der Ausbau der Photovoltaik einem Konjunkturpaket gleich“. Da Österreich am Photovoltaik-Sektor ohnehin sehr stark sei – der Großteil der Produktion geht in den Export – könne bei einer Stärkung der nachhaltigen heimischen Energiegewinnung die Wertschöpfung im Inland bleiben. Mangelhafte Förderpolitik. Pikantes Detail am Rande: Der Klimafonds hat die Förderung für PV-Anlagen unter 5 kWp fast halbiert, um den übergroßen Andrang zu vermindern. Trotz der verringerten Fördersumme von Euro 1.300 pro Kilowattpeak war das Kontingent von rund 800 Anlagen aber nach drei Minuten vergriffen. Manche der über 3.700 Antragsteller gehen schon das dritte Jahr in Folge leer aus, was für entsprechende Verärgerung sorgt. Ing. Gerhard Korpitsch, KW-Solartechnik und Vorstandsmitglied des PVA kritisiert diese Politik: „Eine PV-Entwicklung nach internationalem Vorbild ist mit dieser Taktik in Österreich nicht zu erreichen. Die wankelmütige Stop and Go-Politik überlässt das Risiko den im Solarbereich tätigen Unternehmen.“ Betroffen sind sowohl die Energieversorger, die wie die Feistritzwerke schon heute auf die Zukunftstechnik Sonnenstrom setzen, wie auch das Gewerbe, das Planungssicherheit braucht. Prokurist Gerhard Lernpeis, Leitung Vertrieb ODÖRFER, spricht die Probleme an: „Wir haben jedes Jahr ein kurzes Hoch, können nicht abschätzen, wie viel Material wir auf Vorrat einkaufen sollen und wie viele geschulte Mitarbeiter wir brauchen.“ Lukrativ für die Staatskasse. Dabei wäre die großzügigere Förderung von PV-Anlage nicht nur ein wichtiger wirtschaftlicher Impuls, sondern alles andere als ein Verlustgeschäft für den Finanzminister. Wirtschaftsprüferin Dr. Ulrike Kopp-Pichler (Binder & Partner) rechnet anhand der aktuellen Regelung vor, dass allein durch die Mehrwertsteuer von den 1.300 Euro ca. 60 Prozent des staatlichen Zuschusses sofort zurück an den Fiskus fließen. Die restlichen 600 Euro, die der Staat investiert, werden mehr als kompensiert durch Lohnnebenkosten, ersparte Arbeitslosenzahlungen, Einnahmen durch Schaffung echter „green jobs“ und zusätzliche Kaufkraft. Die steirischen Mitglieder fordern daher vehement eine Nachbesserung, ergänzt Kronberger: „Die Situation erinnert an einen Schwimmbadbetreiber, der seinen Eisladen trotz Warteschlange und voller Truhe schließt, weil er plant, am nächsten Tag ohnehin die Eintrittspreise zu erhöhen.“ Der Bundesverband Photovoltaic Austria (PVA) startete vor kurzem eine Petition zur Reform des Ökostromgesetzes mit dem Ziel, den hemmenden Deckel der PV-Entwicklung aus dem Gesetz zu streichen. „So wäre es möglich, auch in Österreich einen Durchbruch der Photovoltaik nach internationalem Vorbild zu gewährleisten.“ |Josef Schiffer
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