Es gibt bisher noch keine Kommentare.
Bis zum Herbst… |
Montag, 19. Juli 2010 | |
…ist noch ein wenig Zeit. Zur sommerlichen Vorfreude wurde gerade das Geheimnis um das Programm des heurigen steirischen herbst gelüftet.
Virtuosität als Leitmotiv des steirischen herbst ist nicht nur gängiges Instrument für gewiefte Taschendiebe oder Steuerhinterzieher. Wahre Meister finden sich in der Kunst, aber auch im Alltag und seiner Bewältigung, der täglichen Vereinbarkeit von Beruf, Leben und Sozialem. „Meister, Trickster, Bricoleure. Virtuosität als Strategie für Kunst und Überleben“ verspricht ein breites Spektrum verschiedenster Aspekte von Brillieren bis Basteln. Das nomadische Festivalzentrum macht heuer in und um das Forum Stadtpark Station, dem vom jungen Architektenteam feld72 mittels preiswerter Europaletten eine Freilichtbühne angepasst wird. Wahre Trickster können hier für acht Tage im „Casino of Tricks“ ihre Fähigkeiten als bare Münze zum Einsatz bringen: Die geheimagentur sammelt, lehrt und handelt hier Fähig- und Fertigkeiten, während Susanne Kudielka und Kaspar Wimberley von der Terrasse aus ihre „Feldforschung“ zum Geschehen rund um den Stadtparkbrunnen betreiben. Meisterschaften in Theater, Tanz und mit Maschinen. Zum Eröffnungsritual formiert sich in der Listhalle eine Metamaschine: Tänzer, Klangplatten und Automatenklaviere versuchen eine Kollaboration zwischen Mensch und Maschine, wo relativ unklar wird, wer hier wen spielt. „Maschinenhalle #1“ heißt die Produktion von Komponist Bernhard Lang, Choreografin Christine Gaigg, Medienkünstler Winfried Ritsch und Lichtdesigner/ Bühnenbildner Philipp Harnoncourt, die sich eigens für den Herbst gerade im Entwicklungsprozess befindet. In „Hello Hi There“ konfrontiert auch Regisseurin Annie Dorsen Mensch mit Maschine, wenn Philosoph Michel Foucault und Noam Chomsky in einer Talkshow zusammentreffen und sich über Kreativität unterhalten, allerdings in Form von zwei Chatpots, die den improvisierten Text live aufführen – eine Theaterarbeit, die alleine von zwei Computern bestritten wird. Das Theater im Bahnhof spielt direkt in der Shoppingmall die Krise im Privaten durch: „Tod eines Bankomatkartenbesitzers“. Mit Autoren aus aller Welt wagt sich das Schauspielhaus in Zusammenarbeit mit dem argentinischen Regisseur Mariano Pensotti an eine „Enzyklopädie des ungelebten Lebens“, Edit Kaldor lässt das Publikum mit einem Stück komplett auf Mandarin-Chinesisch spielerisch Verständnis entwickeln und Gisèle Vienne wird mit „This is how you will disappear“ künstlich übersteigerten Naturalismus samt japanischer Nebelkünstlerin auf die Bühne bringen. Für Kinder gibt das Duo Lone Twin die Mitmach-Performance „Beastie“. Virtuosen bietet auch der Tanz: William Forsythe kommt mit seiner Truppe und „I don’t believe in outer space“, Philipp Gehmacher setzt mit „in their name“ auf die Präsenz als Modus des Zeigens und Teilens und Showcase Beat Le Mat beschäftigen in „C-O-M-U-N-E – Der blutige Mai“ gescheiterte Revolutionen. Kunstfertigkeit und musikalische Virtuositäten. Mit Utopie und Monument II zelebriert Kuratorin Sabine Breitwieser die „Virtuosität des Öffentlichen“, Camera Austria versammelt 30 Künstler mit jeweils einer Tischvitrine zur „Virtuosität des Dinglichen“ und beim Grazer Kunstverein stöbert Matts Leiderstam in den Werken großer Meister. Ein ebensolcher hält mit Franz West im Kunsthaus Einzug, desgleichen in technischer Meisterschaft entwickelte „Roboterträume“. Im Kunstverein Medienturm wird mit „Verbotene Liebe“ das Fernsehen und sein Einfluss auf die KünstlerInnen untersucht. Die Grenzen menschlicher Virtuosität werden in der Musik ausgelotet: Pianist Mario Formenti lebt und spielt acht Tage lang im Stadtmuseum und ein gänzlich neues Instrument wird gerade von 35 MusikerInnen erlernt: Constantin Lusers „Molekularorgel“, welche aus 14 Trompeten, 14 Posaunen und 7 Tuben besteht, wird mit einer Auftragskomposition von Peter Jakober eingeweiht werden. Auch die herbst-Konferenz „Meister, Trickster, Bricoleure“ wartet mit virtuosem Denken auf, verkörpert durch Medientheoretiker Friedrich Kittler. | Eva Pichler Der steirische herbst – Meister, Trickster, Bricoleure – fällt heuer zwischen 24.September und 17.Oktober. Näheres zum Programm auf www.steirischerherbst.at.
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich. |
< zurück | weiter > |
---|