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Ökonomisiert, provoziert und polemisch |
Donnerstag, 10. Juni 2010 | |
Kommunikationsformen sind der gemeinsame Nenner der aktuellen Ausstellung des Grazer Kunstvereins im Palais Trauttmansdorff
Wo bleibt das Leben der Menschen im kapitalistischen Alltag, wo findet sich der Einzelne wieder in einem vollends vermarkteten Stadtraum? „Wo ist unser Niveau Herr Perrault?“ fragt Maruša Sagadin den französischen Stararchitekten, der gerade zwei Türme für die Wiener Donau City plant, in ihrem Rap-Song im Städtebaujargon, der auf selbst geschnittener Platte und – sehr passend – einem der Donaucity nachempfundenen Tischmöbel inszeniert ist. Inspirationen für ihre künstlerischen Raumeinbauten und Inhalte holte sie sich zuletzt bei einem 6-monatigen Aufenthalt in Los Angeles, wo das urbane Leben durch Werbung und Unterhaltungsindustrie völlig vereinnahmt scheint. Ihre pastellig bemalten Skulpturen aus amerikanischem Plywood verarbeiten die erlebte Reizüberflutung, referieren in ihren Formen auf Rodeo, Basketball oder Bodybuilding. Eingebunden in dieses American-Lifestyle-Setting findet sich eine Videoarbeit, die das in Kalifornien gängige Sign-Spinning – Werbeschildakrobatik mit Ursprüngen in der Surfkultur – zur Kunst-Form stilisiert. Auf frequentierten Verkehrspunkten inszenieren mietbare Akteure Werbeschilder und Botschaften in Live-Performances – nur dass Maruša Sagadin ihnen anstelle von Werbe- eben Kunst-Botschaften in die Hand gibt. Einstellungen als Herausforderung. Anna Witt versucht in ihren Videoarbeiten Kommunikation und Beschäftigung mit den eigenen Einstellungen herauszufordern: Da geht es um die eine wichtige Frage, mit der man sich im Alter von 16 Jahren beschäftigt und die von durchwegs älteren Wiener Passantinnen auf Schildern formuliert und vor der Kamera präsentiert und aus dem Off von heute 16- Jährigen beantwortet wird. Da wird ein Battle Rap zur Herausforderung – Ethnologen tragen ihre Studien über Rapper rhythmisch vor und treten damit gegen die eigentlichen Rechercheobjekte an. Da zeigt „Domesticated“ eine Gruppe junger, herumlungernder Frauen, die ihr soziales Verhalten analysiert und mit den „anderen“ vergleicht – da wird an bestimmten Aussagen schließlich deutlich, dass es sich bei dieser Gegenüberstellung um Menschen und Affen handelt. In Richtung Stadt und Passage zeigt Anna Witt eine Arbeit über das selbsterklärt „freundlichste Shoppingcenter von Wien“ – die Lugner City, die als Hintergrund für einen Fließtext mit teils radikalen Stellungnahmen ihrer Besucher fungiert. Neues vom richtigen Riecher. Bernd Krauss bespielt mit seiner Einmann-Zeitungswerkstatt das neue Studioformat des Kunstvereins und pflastert die Wände mit „Der, die, das Riecher“. Ein Faxgerät wartet auf Neuigkeiten direkt vom Künstler, der für sein Periodikum jeweils eine A4 Seite gestaltet und sich dabei einer endlosen Bandbreite an Alltagserlebnissen als Fundus bedient. Seine schlaglichtartigen Spontanskizzen geben vom Tagesgeschehen bis zu Skurrilitäten all das wieder, was den Künstler gerade beschäftigt. Bis 21. Juni. | Eva Pichler
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