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Theatersaison 2010/11: Wie immer, nur besser
Sonntag, 16. Mai 2010
Auf eine äußerst erfolgreiche Spielzeit 2009/10 kann Anna Badora, die beste Intendantin, die Graz je hatte, zurückblicken Immerhin weist ihr Haus eine durchschnittliche Auslastung von 87% auf. „Gut gegen Nordwind“ führt dabei mit 99, 9%, das eigentlich gute „Opening Night“ bildet das Schlusslicht mit 67%.  „Imperium“ und „Die Glut“ mit den Burgtheatergästen Peter Simonischek beziehungsweise Helmuth Lohner bilden das Spitzenfeld, knapp gefolgt von „Das Ewige Leben“. Ebenso erfolgreich: Anja Sczilinskis theaterpädagogische Arbeit bei „Schauspiel Aktiv“.

Bewährter Mix auf der Hauptbühne.
Unter diesen erfreulichen Umständen wird der Intendantin eine Steigerung in der nächsten Saison schwer fallen. Auch wenn sie ihre überzeugende Mischung aus (modernen) Klassikern, Tagesaktualität, Nachwuchsdramatik und grenzüberschreitenden Projekten für 2010/11 weiter perfektioniert hat, wobei die die große Bühne hauptsächlich dem weniger Riskanten vorbehalten ist. Badora wird die Saison am 23.9. mit Arthur Millers „Hexenjagd“ eröffnen; es folgt der belgische Theatermagier Theu Boermans mit „Hamlet“ am 17.10. Christine Rast, vergangene Saison mit dem Trauerspiel „Kabale und Liebe“ erstmals auf der großen Bühne, kehrt zum Komischen zurück und inszeniert Nestroys „Freiheit in Krähwinkel“ als Scheitern der Revolution. Viktor Bodo wird – nicht gerade originell – Bulgakows Roman „Der Meister und Margarita“ am 11.12. präsentieren und Ingo Berk seine Version des „Peer Gynt“ am 11.2. 2011 vorstellen. Zweifellos das schrägste Unternehmen ist Hebbels „Judith“ in der Inszenierung von Maja Kleczewska. Die junge Polin hat sich durch die extreme Visualisierung und bohrende Befragung ihrer Stoffe bereits einen Namen gemacht. In der Abteilung „Aktualität“ diesmal „Enron“, ein Stück über den gleichnamigen Skandal von der jungen britischen Autorin Lucy Prebble, inszeniert von der zuverlässigen Cornelia Crombholz. Das Vehikel für die Prominenz ist diesmal „Blind Date“, ein Zweipersonendrama nach einem Film des ermordeten niederländischen Grenzgängers Theo van Gogh, in dem Peter Simonischek und seine Lebenspartnerin Brigitte Karner auftreten werden (Regie Bernadette Sonnenbichler, zuletzt aufgefallen mit einem fabelhaften „Leonce und Lena“). Die Boulevardkomödie „Fröhliche Geister“ von Noel Coward hat noch keinen Regisseur, kann jedoch auf zahlreiches Publikum zählen.

Jung und mutig auf der Probebühne.
Auf der Probebühne gibt es eine Koproduktion mit der Kunstuniversität, „Moby Dick“. Weiters eine gemeinsame Produktion mit dem steirischen herbst („Enzyklopädie des ungelebten Lebens“), zu der Autoren wie Alexander Kluge, Friederike Mayröcker, Dietmar Dath und Gerhild Steinbuch bereits Texte beigesteuert haben. Dann eine Produktion mit dem TiB, „Die Kaufleute von Graz“, in der Regie von Helmut Köpping. Anna-Sophie Mahler, bestens in Erinnerung durch „Peepshow“ von Marie Brassard, wird sich um Ewald Palmetshofers „faust hat hunger und verschluckt sich an einer grete“ kümmern. Ein weiterer Goethe (und der dritte Roman der Saison) ist die Theaterfassung von „Werther“. Für die Regie sorgt Bastian Kraft, früher Assistent an der Burg, der mit Kafkas „Amerika“ auf sich aufmerksam gemacht hat. Zum Kleist-Jahr inszeniert Boris Nikitin „Der Fall Dorfrichter Adam“. Das grenzüberschreitende Projekt, in dem Theater aus ganz Europa eingebunden sind, heißt sinnigerweise „Paradise Lost“. Die modulartigen Inszenierungsteile können legoartig zusammengesetzt werden, für die Bauarbeiten sorgt Christine Eder.

| wh
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