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Neue Akzente in gewerkschaftlicher Bildungsarbeit
Dienstag, 13. April 2010
Der steirische Gewerkschaftsbund hat einen neuen Bildungssekretär: Auf Gerhard Winkler, der mit 1. März in Pension ging, folgt Klaus Breuss, 28, früher Sekretär der Gewerkschaftsjugend und nun im „Nebenjob“ auch Student der Volkskunde. Im vergangenen Jahr war er Motor des Schulterschlusses zwischen ÖGB und protestierenden Studierenden.
Mit Klaus Breuss sprach Christian Stenner. Um ganz offen zu sein: Manchmal hat man den Eindruck, dass es mit der politischen Bildung der ArbeitnehmerInnen bergab geht, vor allem, was alle Aspekte des Solidaritätsbewusstseins betrifft …
Wir gehen jedenfalls davon aus, dass an erster Stelle der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit die „Basics“ stehen müssen – wie zum Beispiel das Wissen um das Arbeitsrecht und die persönlichen Rechte der ArbeitnehmerInnen. Dazu kommen jetzt verstärkt Inhalte wie Internationalisierung, internationale und transnationale Konzerne oder FairTrade. Was die Aufklärung über die Hintergründe der Finanzspekulation betrifft, haben wir den Film „Let‘s make money“ schon öfters erfolgreich eingesetzt.
Die „Basics“ werden nach wie vor im Rahmen der Gewerkschafts-Abendschule vermittelt, die dauert zwei Jahre lang jeweils zweimal zweieinhalb Stunden in der Woche, da nehmen derzeit steiermarkweit 130 bis 150 Personen daran teil – natürlich in ihrer Freizeit nach der Arbeit, das muss auch einmal erwähnt werden.

Wer sind die TeilnehmerInnen?
Das sind BetriebrätInnen, aber auch einfache Mitglieder – jedes Gewerkschaftsmitglied hat das Recht, die Schule kostenlos zu besuchen. Es sind auch KollegInnen mit Migrationshintergrund dabei – aber es könnten mehr sein.

Welche Bildungsangebote werden über die Abendschule hinaus besonders nachgefragt?
Unsere Mobbingberatung wird sehr stark in Anspruch genommen – Mobbing von Seiten des Arbeitgebers, aber auch unter ArbeitnehmerInnen selbst ist leider ein zunehmendes Phänomen.

Gibt es bestimmte Akzente, die Sie als neuer Bildungssekretär setzen möchten? Und: Sind Sie zufrieden mit der aktuellen Bildungsbereitschaft der ÖGB-Mitglieder?
Zur zweiten Frage: Es gibt leider noch immer Hindernisse für bildungsbereite ArbeitnehmerInnen, ein allgemeiner Rechtsanspruch auf Bildungsfreistellung ist überfällig. Und ja: ich möchte Schwerpunkte setzen, mir geht es darum, mit Hilfe der Bildungsarbeit die Menschen dorthin zurückzuholen, wo sie wirklich stehen, ihnen ihre eigenen Interessen wieder stärker ins Bewusstsein zu rufen. Dazu gehören etwa Verteilungsfragen: Es kann doch nicht sein, dass ein Unternehmenschef oder Manager seine MitarbeiterInnen dazu bringen kann, einen Lohnverzicht zu unterzeichnen, während er selbst sich seine Gage aussuchen kann.
Einen starken Akzent möchte ich auch weiterhin auf die atypischen Arbeitsverhältnisse legen – da geht es einerseits um Bewusstseinsarbeit, weil sich manche der Betroffenen als UnternehmerInnen begreifen, obwohl sie von ihren Auftraggebern oft abhängiger sind als ,normal‘ Beschäftigte.
Und ich möchte die modernen Mittel des E-Learnings stärker in die gewerkschaftliche Bildungsarbeit einbringen, weil sie auch eine Brückenfunktion zu den Nicht-Mitgliedern erfüllen können – allerdings dürfen sie die persönliche Beratung nicht ersetzen.
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