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Interkulturalität an Grazer Uni
Dienstag, 13. April 2010
Ein Grazer Musikwissenschafter will die Uni dazu bringen, sich stärker mit gesellschaftlich relevanten Fragen zu beschäftigen – und gibt auch gleich selbst ein gutes Beispiel mit der Organisation einer Konferenz über angewandte Interkulturalitätsforschung.

Interkulturalität von den Rechts- bis zu den Literaturwissenschaften: Richard Parncutt, seit 1998 Professor für systematische Musikwissenschaft an der Universität Graz, hat neben seinem eigentlichen Fachgebiet vielfältige Interessen; vor allem engagiert sich der geborene Australier im Kampf gegen Rassismus und für Multikulturalität. Bei CAIR („Conference on Applied Interculturality Research“, 7. bis 10. April 2010, organisiert von Parncutt und Martina Kögeler), haben internationale und österreichische ExpertInnen zu verschiedenen Themen des interkulturellen Zusammenlebens referiert – vom Grazer Völkerrechtler Wolfgang Benedek, der über die interkulturellen Probleme zwischen Angehörigen der internationalen Gemeinschaft und den BewohnerInnen der Länder Südosteuropas sprach, bis zur indischen Literaturwissenschafterin Manju Jaidka, die sich in ihrer wissenschaftlichen Arbeit mit transkultureller Literatur beschäftigt.

Schlimmer als anderswo. Ist der Rassismus in Österreich ausgeprägter als in anderen Ländern, die Parncutt im Lauf seiner Lehr- und Forschungstätigkeit kennen gelernt hat? „Er ist auf jeden Fall schlimmer als in England, Kanada und Schweden – und auch für Australien kann ich mir nicht vorstellen, dass dort solche Slogans auf Plakaten auftauchen, wie sie manche politischen Parteien hier in Österreich verwenden“, sagt der Musikwissenschafter, der bald nach seiner Ankunft in Graz die Bildung der schwarz-blauen Koalition miterleben musste: „Da war ich ziemlich schockiert – wir haben damals einige Dinge organisiert, etwa die Aktion ,ausländerfreundliche Anstecker‘, die recht erfolgreich war. Und wir haben versucht, die Universität zu stärkerem Engagement zu bringen.“

Die Universität soll nicht neutral sein. Dabei sei man nicht unbedingt erfolgreich gewesen: „Zum einen gibt es auch Ausländerfeindlichkeit an der Universität Graz – wenn auch sicherlich in wesentlich geringerem Ausmaß als in anderen gesellschaftlichen Sektoren. Und zum Zweiten wird die Uni, finde ich, nicht wirklich ihren Möglichkeiten gerecht: Wenn man eine solche Menge an Ressourcen zur Verfügung hat, von der etwa NGOs nur träumen können, ist man doch verpflichtet, sich gesellschaftlich zu engagieren – vielleicht bin ich naiv, aber wenn man eine Professur innehat, sollte man sie auch nutzen, etwas Gutes für die Welt zu tun. Ich verstehe schon, dass die Universität sich nicht parteipolitisch vereinnahmen lassen soll – aber Tendenzen wie dem Rassismus darf man einfach nicht neutral gegenüberstehen.“ Die Universitätsverwaltung legt Parncutt jedenfalls keine Steine in den Weg: „CAIR“ fand ganz offiziell im Rahmen des Schwerpunktes „Heterogenität und Kohäsion“ der Leistungsvereinbarung der Universität mit dem Wissenschaftsministerium statt.
| cs

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