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Kaiser, Kleider, Kinder
Mittwoch, 17. Februar 2010
Es gibt kaum ein Märchen, das so treffsicher die Mechanismen von Herrschaft und erfolgreichem Widerstand dagegen schildert wie Hans-Christian Andersens „Des Kaisers neue Kleider“.

Die Story nimmt geradezu die Erkenntnisse von Antonio Gramsci vorweg: Herrschaft funktioniert als hegemoniales Denken in den Köpfen der Untertanen, und wenn sie dort mal erschüttert wird (etwa durch ein Kind, das seinen ursprünglichen Blick auf die Welt noch bewahrt hat) – zerfällt sie zu Staub wie eine Mumie, die man an die frische Luft zerrt.

Theater als praktische Integrationsarbeit.
Genau diesen erfrischenden Text haben sich die Grazer Spielstätten und die Luxemburger Theater-Compagnie TRAFFO_CarréRotondes für eine gemeinsame Musiktheater-Produktion ausgesucht: Die Vorbereitung begann schon im Juni mit einem zweitägigen Workshop gemeinsam mit der Volksschule Gabelsberger. „Das hat wunderbar funktioniert und war ein praktisches Beispiel für erfolgreiche Integrationsarbeit“, berichtet Spielstätten-Intendant Christoph Thoma. „Kinder aus Migrantenfamilien, die noch nie etwas von Andersen gehört haben, die auch die Musikinstrumente nicht kannten, waren mit Feuer und Flamme dabei.“ Zu danken sei dies vor allem dem Einfühlungsvermögen des grandiosen Theaterkünstlers Daniel Tanson, der zwischen 2008 und 2010 als Residenzkünstler bei TRAFFO_CarréRotondes werkt.

Die Moldau in Graz.
Ab 3. März wird die Produktion, in die auch viele Ideen der Kinder mit eingeflossen sind, im Dom im Berg gezeigt – „alle vier Aufführungen sind bereits ausverkauft“, freut sich Thoma. Weil das Modell „nach Wiederholung schreit“, wird es 2011/12 ein noch größeres Projekt mit Kindern und Jugendlichen und einem größeren Ensemble geben, verspricht Thoma – ein Tanzprojekt mach Smetanas „Moldau“, das als veritables Stadtteil-Event verschiedene soziale Gruppen einbeziehen soll. |cs

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