Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
„Eine andere Energie ist möglich!“
Mittwoch, 17. Februar 2010
Über den Zusammenhang zwischen Energiesystem, Arbeitswelt und Klimawandel berieten von 22. bis 24. Jänner Wissenschafter, Gewerkschafter und Basisaktivisten aus über einem Dutzend Ländern im Bildungszentrum der KPÖ Steiermark. Warum einzig ein radikaler Umbau des Energiesystems die kommenden Herausforderungen in sozialer und klimapolitischer Hinsicht bewerkstelligen könne, erklärte der Organisator des Seminars, Kolya Abramsky, im Gespräch mit KORSO. Wissen Sie“, sagt der britische Autor Kolya Abramsky, „die meisten NGOs haben die Ergebnisse des Klimagipfels von Kopenhagen bedauert. Ich selbst wusste zunächst auch nicht, wie ich diesen Pseudokompromiss einordnen sollte. Aber dann dachte ich mir: Sie lassen zumindest keine Illusionen mehr aufkommen.“ Deutlicher, ist Abramsky überzeugt, „hätte uns die herrschende Politik nicht vor Augen führen können, wie unfähig sie zur Lösung der drängendsten Probleme ist.“
Den Kopenhagener Klimagipfel im Dezember letzten Jahres erlebte Abramsky noch hautnah – freilich jenseits des Konferenzgebäudes und hinter Polizeiabsperrungen. Am 22. Jänner eröffnete er das Energy-Seminar 2010 des Bildungsvereins der KPÖ Steiermark in Graz. „Internationales Seminar zu Energie, Arbeit, Widerstand und Krise“ lautete der Subtitel des dreitägigen Seminars, für dessen Organisation er gemeinsam mit dem Sekretär des Bildungsvereins der KPÖ-Steiermark, Leo Kühberger, verantwortlich zeichnete.

Gesellschaftliche Auseinandersetzungen entscheiden Energiefragen.
Im Zentrum des Interesses stand dabei die Frage, wie eine alternative Ausgestaltung des globalen Energiesystems zum Wohle von Mensch und Umwelt aussehen könnte. Dass eine solche unausweichlich ist, liegt für Abramsky auf der Hand; zumal da der Klimawandel sich zusehends zur Menschheitsbedrohung auswachse. Eine zentrale Rolle in diesem Prozess nähmen Abramsky zufolge die Arbeiter im Energiesektor beziehungsweise im Bereich energieintensiver Industrien ein. Dies nicht zuletzt auch deshalb, weil die offizielle Politik, selbst unter dem Mantel der UNO, nicht imstande sei, sich von den Wünschen der transnationalen Konzerne zu emanzipieren. Abramsky: „In den letzten Jahren gab es eine große Zahl an gesellschaftlichen Auseinandersetzungen, die sich um Energiefragen gedreht haben. In Nigeria etwa, oder auch in Kolumbien, Südafrika und Indonesien. Eine nachhaltige Veränderung im Energiesektor wird in den kommenden Jahren nicht zuletzt durch soziale Kämpfe entschieden werden.“

Internationaler Erfahrungsaustausch. Die Akteure dieser sozialen Kämpfe an einen Tisch zu bringen und zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch anzuregen, stellte in diesem Zusammenhang einen angenehmen side-effect des Energy Seminars 2010 dar. Der Verkehrsexperte und ehemalige PDS-Bundestagsabgeordnete Winfried Wolf etwa berichtete über die Privatisierung der Eisenbahnen in Europa. Der koreanische Gewerkschafter Jung Sikhwa erzählte vom Arbeitskampf in den Ssangyoung-Werken und der kanadische Ökonom Tom Keefer referierte zum Zusammenwirken von Energiekrise, Mechanisierung und Klassenkampf. Abramsky selbst sprach unter anderem zu Arbeitskämpfen im Energiesektor.
Im kommenden Jahr soll der in Graz begonnene „Prozess der Auseinandersetzung über ein neues Energiesystem“ seine Fortsetzung finden. Für die zweite Hälfte des Jahres 2011 plant Abramsky eine globale Konferenz mit dem Titel „Eine andere Energie ist möglich!“. Genauer Zeitpunkt und Ort stehen noch nicht fest. Man lerne schließlich „im Vorwärtsgehen“.
| sts
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