Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Verpflanzen statt Fällen
Montag, 13. Juli 2009

WoWagners Gartenlaube fortschrittlichen Schrifttums - von Wolfgang Wagner

Vor Kurzem wurde mir von einer Dame (Position: „Projekt- und Eventmanagement“) in Vertretung der Zuständigen per E-Mail mitgeteilt, dass die Verpflanzung der herrlichen Bäume im Innenhof des Joanneums, die ich vor zwei Jahren angeregt habe, zu teuer sei.

Voraussetzung für die Umsetzbarkeit meines Vorschlags ist natürlich, dass die Bäume sich überhaupt verpflanzen lassen und gute Chancen bestehen, dass sie die Verpflanzung überleben. Dies ist offenbar der Fall, wie mir jener Gärtnermeister telefonisch am 8.Juni 2009 mitteilte, der just diese Bäume auf ihre Versetzbarkeit hin begutachtet hat. Ich kontaktierte ihn, weil er meines Wissens der Einzige im Raum Graz und Umgebung ist, der über fünfzig Jahre Erfahrung bei Baumverpflanzungen verfügt. Die Chancen für eine erfolgreiche Versetzung stehen offenbar gut (eigentlich sollte ich sagen „stünden gut, wenn man sich zu einer Verpflanzung durchringen könnte“). Im Mail der oben genannten Dame klingt das etwas anders: „Im Sommer 2008 wurde eine Spezialfirma damit beauftragt, eine mögliche Verpflanzung der drei großen Bäume (zwei Eiben und eine Magnolie) zu untersuchen. Dabei stellte sich leider heraus, dass keine Garantie dafür gegeben werden kann, dass die Bäume eine Verpflanzung überleben würden, jedoch Kosten von mindestens 70.000,- Euro (netto) entstehen würden. Aus diesem Grund wurde entschieden, die Verpflanzung nicht weiter zu verfolgen.“(Mail vom 9. Juni 2009) Den Verantwortlichen für die Planung des Großprojektes Joanneumsquadrant scheinen also etwa fünfzigtausend Euro (ich gehe vorläufig von der Summe aus, die der Gärtnermeister bei dem Telefonat angegeben hat) für den Erhalt des lebendigen Bestandes zu viel zu sein. Ich warte auf einen Termin bei Landesrat Flecker, um ihn – hoffentlich – dazu bewegen zu können, sich für eine Neubewertung der Situation einzusetzen.
Vielleicht gibt es ja einen Betonsockel oder ein anderes zeitgenössisches Stilelement, auf das zugunsten der Bäume verzichtet werden kann. In der Zwischenzeit schließt diese Gartenlaube hier ihre Pforten. Als Abschiedsgeschenk präsentiere ich statt eines Literaturtipps ein Foto des Baumbestandes. An solchen Orten haben Träume und sonderbare - vielleicht sogar besondere - Texte ihren Platz. In der Hoffnung, dass sich ein paar Stimmen erheben werden, verbleibe ich …

Wolfgang Wagner ist Inhaber der Buchhandlung „Wendepunkt“ in Graz.
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