Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Aus Stroh zu Gold – Land Art Projekt Slama
Montag, 13. Juli 2009

Kloos up - von Luise Kloos

„Ich kreierte meine Idee für dieses Land Art Projekt als ich als Student durch die pannonische Tiefebene reiste und das Stroh nach der Ernte auf den Feldern sah. Ich konnte diese Bilder der komprimierten Strohballen nicht mehr aus meinem Kopf bekommen – meiner Meinung nach sind sie in sich selber Art Brut, und ich meine diese ‚Legosteine’ sollten in neuer Weise zusammengebaut werden.

So begann mein Traum von großen Strohskulpturen, aber die Vorstellung alleine stellte mich nicht zufrieden. Ich dachte, da ist eine ganze Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern nötig, um diese riesigen Strohskulpturen, wie ich sie mir vorstellte, zu realisieren. Einige Jahre vergingen, ich beendete mein Studium der Bildhauerei, ging zurück zum Besitz meiner Familie und ich realisierte endlich meine Idee. Im Sommer 2006 war es dann soweit. Mit einigen Kollegen und einigen lokalen KünstlerInnen begann meine Idee zu leben und die ersten Strohskulpturen wurden geschaffen.“ So erzählt Nikola Faller, dem Begründer und künstlerischen Leiters des Slama Land Art Festivals den Beginn seiner Idee. Er gründete mit Slama eine Non Governmental Organisation in Kroatien und dieses Ereignis, das seit 2006 immer Anfang August in Lug, Barania stattfindet ist bereits zu einem internationalen Festival mutiert. Die Philosophie des Festivals lautet: „Promotion des kreativen Bewusstseins der Gesellschaft“ – und das geht ganz einfach mit Stroh.
Land Art (engl. für Landschaftskunst) ist eine Ende der 1960er Jahre in den USA entstandene, 1968 im Rahmen einer Ausstellung in der Galerie Virginia Dwan (New York) erstmals als earthworks bezeichnete Kunstströmung der Bildenden Kunst. Die Land Art gehörte – gemeinsam mit dem Minimalismus – wohl zu den radikalsten künstlerischen Konzepten jener Zeit und ist noch gegenwärtig – auch in der Architektur und in der Landschaftsarchitektur – eine wichtige Inspirationsquelle. Selbst lehnten die Künstler allerdings Ende der 60er Jahre jegliche Klassifizierung strikt ab und arbeiteten oft parallel in mehreren verschiedenen Kunstrichtungen. Land Art ist die Umwandlung von geographischem in architektonischen Raum, beziehungsweise ein Kunstwerk. Dabei konzentriert sich Land Art nicht auf eine bestimmte Skala, sondern arbeitet mit Räumen in kleinstem Maßstab bis zu ganzen Landstrichen. Im Unterschied zum Minimalismus, der um Objektivität bemüht war und hauptsächlich im Kontext der Galerien und Museen zu finden war, kennzeichnete die Land Art eine romantische aber auch eine explizit gesellschaftskritische Komponente. Dem Besitzbürgertum, das die Werke der bildenden Kunst nur noch als Spekulationsobjekte betrachtete, wollte man kein neues Konsumgut liefern. Man schuf deshalb in den abgelegenen Wüstengebieten Nordamerikas gigantische Erdbauwerke, die in keinem Museum, in keiner Galerie ausgestellt werden konnten, also weder transportabel, käuflich noch dauerhaft waren. Zu Beginn gestatteten die Künstler nicht einmal Foto- oder Filmaufnahmen ihrer vergänglichen Arbeiten. Wenn jemand die Kunstwerke sehen wollte, dann musste er sich auf eine innere und äußere Reise begeben und die Skulptur direkt in der Landschaft unter freiem Himmel bei Wind und Wetter mit all seinen Sinnen erleben. Die Kunstwerke wurden nicht wie Objekte in die Landschaft gestellt, nutzen die Landschaft nicht einfach als attraktiven Hintergrund, sondern wurden selbst zur Landschaft.
Slama Land Art geht weit über das eigentliche Festival hinaus. Es werden Workshops für junge Menschen organisiert, es wird die Freude am kreativen Schaffen in Harmonie mit der Natur vermittelt. Slama nimmt an verschiedenen Events, Festivals oder Ausstellungen teil, wo „Strohbildhauerei“ und „Land Art“ vorgestellt wird. Stroh ist ein vergessener Schatz der Region in Südslawonien, einer der Kornkammern Europas. Slama verwandelt diesen Rohstoff zu Gold. Am Ende eines jeden Festivals wird eine gemeinsam gestaltete riesige Skulptur dem Feuer übergeben. Die Eröffnung des diesjährigen Land Art Festivals ist am 9. August 2009 zu erleben.

Š. Petefija 44 Regenbogen am Strohfeld, 31328 Lug, Baranja, tel.: 00385 (0) 31 754 172
www.nikolafaller.com, www.slama.hr

www.luisekloos.at
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