Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
MUMUTH oder Pöppelreitschule?
Freitag, 10. April 2009

Zwiegespräch - von Jörg Nauer & Martin Will

Ein Gespräch zwischen Jörg Nauer & Martin Will, aufgezeichnet von Jörg-Martin Willnauer

Jörg Nauer: Es geschehen noch Zeichen & Wunder! Die Grazer Kunstuni hat endlich einen eigenen Konzertsaal!
Ich bin gerührt.
Martin Will:  Ich auch. Aber die Eröffnung war eine Enttäuschung.
J. Nauer: Wieso? Die Medien waren des Lobes voll. Selbst im KORSO stand eine Hymne.
M. Will: Mag sein. Trotzdem: die Eröffnung war enttäuschend!
J. Nauer: Etwas genauer bitte!
M. Will: Zunächst gab man eine lächerliche Eröffnungsfanfare. Schlechte Musik. Ein schwacher Mauricio-Kagel-Aufguss.
Solches war schon 1970 antiquiert und einer MUMUTH-Eröffnung im Jahr 2009 unwürdig. Wer hat diesen Kompositionsauftrag vergeben?
J. Nauer: Keine Ahnung. Vielleicht gab es außermusikalische Gründe?
M. Will: Ad 2:  Dankesreden müssen sein. Meinetwegen auch 90 Minuten. Aber danach die ganze Zauberflöte aufzuführen, ist eine Zumuthung!
J. Nauer: Aber der Regisseur Pöppelreiter ist doch berühmt?!
M. Will: Weltberühmt in der DDR. Oder in Graz. Aber diese Inszenierung habe ich schon im letzten Jahrtausend gesehen.
Und damals wie heute wurde gegen die Musik, gegen die jungen Akteure und gegen das Publikum inszeniert. Die armen Darstellenden waren in der Mitte des Raumes platziert. Ergo musste ein Teil des Publikums die Akteure von hinten betrachten. Und weil einige Stimmen noch in Ausbildung sind, ging vieles unter. Bewundert habe ich die Halswirbelsäule des Dirigenten! Der Arme musste mit dem Rücken zum Bühnengeschehen pinseln und seinen Hals um mindestens 90 Grad verrenken! Chapeau!
J. Nauer: Zuwipinkeln ist immer leicht! Was hättest Du gemacht?
M. Will: Dem werten Publikum gezeigt, was die Studierenden der KUG auf der Palette haben: also eine Arie, ein Orchesterstück, ein Streichquartett, ein Brassquintett, eine Jazzband, ein elektronisches Stück und eine Theaterszene aufs Podium gebracht. Das hätte Kurzweil erzeugt und demonstriert, was der neue Saal akustisch hergibt. Stattdessen: Regietheater eines Regisseurs, der einst zur DDR-Nomenklatura zählte und irgendwann katholisch ward.
J. Nauer: Kein gutes Haar an der Feier?
M. Will: Doch. Das Orchester hat fein gespielt.
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