Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Malta - Ein Tor zu Europa
Freitag, 10. April 2009

Kloos up - von Luise Kloos

Malta wurde am 21. September 1964 vom Vereinigten Königreich unabhängig. Am 1. Mai 2004 wurde Malta Mitglied der Europäischen Union und ist seitdem ihr kleinster Staat. Zum 1. Januar 2008 wurde der Euro eingeführt. Das sind sachliche Daten.  Kulturell definiert sich die Nation als Bewahrerin des kulturellen Erbes. In diesem Kontext hat es die zeitgenössische Kunst einigermaßen schwer. Aber es gibt ermutigende Zeichen.

In La Valetta entwickelte sich St. James Cavalier unter Chris Gatt zu einem beachtlichen Zentrum für zeitgenössische Kreativität. Das Zentrum kooperiert mit den KünstlerInnen des Landes verschiedener Disziplinen. Eine äußerst produktive Zusammenarbeit hat sich mit dem Atelier Culture entwickelt, das von Sara Falconi und Natasha Borg geleitet wird. In praktischer Hinsicht bringen die Kulturmanagerinnen zu St. James Cavalier Projektideen und werden in der Folge auch beauftragt, diese durchzuführen. Ein gelungenes Netzwerk, das sich auf europäischer Ebene  bestens bewährt hat.
Tatsächlich ist auf dieser Insel eine Dynamik und Potenzial kultrellen Umbruchs im Gange, die ihresgleichen sucht. Mussten sich die Menschen der Insel in früheren Zeiten häufig verteidigen, so ist Malta heute ein Tor zu Europa für die vielen Bootsflüchtlinge aus Afrika geworden.  Dementsprechend gibt es etliche Flüchtlingslager. Im Rahmen des EU- Kulturprojektes As_Tide – Art for Social Transformation in the Intercultural Dialogue – mit Kooperationspartnern St. James Cavalier, Atelier Culture und Love Difference, fand ein Workshop im  Marsa Open Center statt.  „Marsa“ ist ein arabisches Wort und bedeutet Hafen. Man fand in Marsa Ausgrabungen aus der Zeit  der Besiedelung durch die Phönizier sowie römische Bäder und Katakomben. Heute ist Marsa bekannt durch den Schiffsbau, das Sportzentrum und das Flüchtlingslager, das sich in einer ehemaligen Berufsschule befindet. Sehr früh am Morgen stehen viele EinwandererInnen an der Straße, um auf eine Chance für eine Gelegenheitsarbeit zu warten. In der Nacht hat sich das Rotlichtmilieu etabliert. Es leben 700 junge Männer aus 17 verschiedenen Ländern Afrikas im Zentrum, man kennt ihre Identität nicht. Wäre diese bekannt, würden sie Gefahr laufen, zurück geschickt zu werden. Aber alle haben ein gemeinsames Ziel: sie wollen nach Europa. Dieses Zentrum wird seit 2008 von Ahmed Bugre geführt, er ist Pastor und kam selbst im Jahre 2000 als Flüchtling aus Ghana. Die täglichen Herausforderungen sind vielfältig: Es gibt soziale Spannungen zwischen den MigrantInnen und der lokalen Bevölkerung. Diese werden durch die einschlägigen täglichen Berichte in den Zeitungen noch angeheizt. Ahmed leistet mit seinem Team Hervorragendes: so errichtet er zur Zeit ein Bildungszentrum. Damit will er die jungen Menschen auf ein Leben in Europa vorbereiten.  Er bietet jungen Musikgruppen kostengünstig Probenräume und sucht immer wieder Kontakt zur zeitgenössischen Kunstszene, um im Zentrum Kunstprojekte durchzuführen. Im vorgenannten EU-Kulturprojekt waren seine MitarbeiterInnen eingeladen, mit den KünstlerInnen ihre täglichen Anforderungen zu reflektieren und daraus neue Ideen für ihre Arbeit zu generieren. Das wurde sehr positiv angenommen. Davor gab es bereits eine Kooperation mit den BewohnerInnen von Marsa und dem Künstler Mark Mangion. Inzwischen hat Mark in der Nähe ein altes Industriegebäude zum Malta Contemporary Art Center (MCA) umgebaut und arbeitet auf internationalem Niveau. Die zeitgenössischen KünstlerInnen Maltas  nehmen die gesellschaftlichen Herausforderungen an, einerseits als BewahrerInnen ihres großartigen kulturellen Erbes, andererseits als innovative Kommunikatoren für die Themen der Zeit. Malta ist mehr als nur ein Urlaubsparadies, Malta ist das Tor Europas!

www.luisekloos.at
www.sjcav.org
www.atelierculture.com
www.lovedifference.org
www.marsalocalcouncil.com
www.maltacontemporaryart.com
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