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Der begehrteste Leiharbeiter der Welt |
Freitag, 10. April 2009 | |
Aufwärtshaken – Das Sportfeuilleton - von Gregor I. Stuhlpfarrer Es raschelt gewaltig im Blätterwald: Der deutsche Postbank-Chef Wolfgang Klein wird im heurigen Jahr für ein Gehalt in der Höhe von einem Euro hackeln – quasi symbolisch. Klein war aufgrund seiner vorjährigen Gage von über 3 Millionen Euro (bei gleichzeitigem Verlust von 821 Millionen) ein wenig unter Druck geraten. Ein Pappenstiel diese knapp 50 Millionen alter Währung im Gegensatz zu den 4,4 Millionen Euro, die Erste Group Chef Andreas Treichl letztes Jahr cashte, wobei auch er in diesem Jahr kürzer treten wird müssen: 2009 will Treichl auf „seinen Bonus“ verzichten und nur noch etwas mehr als eine Million verdienen. Seine Bank hat Ende Februar bekanntlich 1,89 Mrd. Euro beim Staat „aufgenommen“, weniger weil es der Bank nicht gut geht, vielmehr, um die Position im „internationalen Bankgeschäft“ zu stärken, versucht Treichl seither allerorts zu erklären. Und selbst einer der ganz großen Ballesterer, weltberühmt auch deshalb, weil man ihm nachsagt einer der schneidigsten seiner Branche zu sein, wird 2009 weniger verdienen als sonst. David Beckham, englischer Internationaler, Ehemann des ehemaligen Spice-Girls Viktoria Beckham (Posh Spice) und Feschak vom Dienst verzichtet nämlich auf eine Stange Geld, um in den Dienst seiner neuen Liebe, dem altehrwürdigen AC Mailand treten zu können. Dabei hat Beckham im letzten Jahr keineswegs einen Bock geschossen, lediglich sein finanziell lukrative Vertrag sollte einer sportlichen Herausforderung weichen. Geld ist eben nicht alles – vorausgesetzt man hat es. Nach gesegneten Jahren bei Manchester United und Real Madrid wechselte Beckham 2007 in die Vereinigten Staaten in die Major-Leauge Soccer zu LA Galaxy, jenem Klub also, bei dem auch Österreichs Rekordinternationaler Andreas Herzog zum Ausklang seiner Karriere noch einmal so richtig abgesahnt hatte. Der Fünfjahresvertrag, den der damals 31-jährige Beckham in Kalifornien unterzeichnete, hatte mit dem von Herzog unterschriebenem Papierl allerdings wenig gemein: Pro Jahr gestand ihm sein neuer Arbeitgeber für seine fußballerischen Fertigkeiten immerhin 6,5 Millionen Dollar zu, Werbeverträge und Einnahmen aus dem Ticket- und Trikotverkauf sicherten dem geschäftstüchtigen Becks obendrauf noch einmal 45 Millionen. Alles in allem und auf die Vertragsdauer von fünf Jahren umgerechnet sollten auf diese Weise rund 250 Millionen Dollar den Besitzer wechseln. Alles schön und gut, nur, glücklich geworden ist Beckham in Amerika nicht. Sein Engagement vermochte ihn sportlich – wenig überraschend – nicht herauszufordern, schon eher überraschend, dass seine verloren gegangene Motivation auch durch seinen geschätzten wöchentlichen (!) Etat von knapp einer Million Dollar nicht zurückgezaubert werden konnte. Beckham wollte also weg und nutze den vergangenen Winter nicht etwa zum Skifahren mit Kind und Kegel in Aspen, sondern zum Kicken in Good Old Europe. Während seine Kollegen nämlich in den verdienten Winterurlaub abtauchten, heuerte Beckham beim großen AC Milan an. Dort wird nämlich – im Gegensatz zur amerikanischen Liga – im Winter „durchgespielt“. Laut Vertrag hätte Stilikone Beckham Anfang März retour sein sollen, um das Runde Leder wieder publikumsgerecht durch amerikanische Lüfte zwirbeln zu können, allein, das Heimweh und die neue Hingezogenheit zum dereinst heiß geliebten Fußball in Europa waren stärker. Über Wochen hindurch wurde verhandelt, Beckham wollte partout nicht mehr zurück. Die endgültige Einigung macht Beckham, der bei der WM 2010 in Südafrika unbedingt dabei sein möchte, zum begehrtesten Leiharbeiter des Erdballs. Demnach kickt er bis zum Saisonende in Italien, muss dann aber von Mitte Juli bis hinein in den November in Los Angeles zur Verfügung stehen – das zweite Mal also kein Urlaub für die Familie Beckham – , um dann wieder für den AC Milan zu spielen. Finanziell zahlt sich der neue Kontrakt ebenfalls nicht aus: Laut Corriere della Sera verzichtet Beckham auf die Hälfte seiner Gage und wird bei Milan statt vier, lediglich zwei Millionen Euro verdienen. Leid tun muss er einer/-m allerdings nicht: Wer hat, gibt bekanntlich leichter. Gregor Immanuel Stuhlpfarrer ist Theologe, Historiker und KORSO-Redakteur.
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