Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Verborgene Strukturen in vielen Feldern
Mittwoch, 11. März 2009
Unter dem poetischen Titel „Rotsalz im Herbstwald“ zeigt die Neue Galerie das vielseitige Werk des 1946 in Mürzzuschlag geborenen Grazer Künstlers Wolfgang Buchner.
Wolfgang Buchner vereint in seinem Lebenslauf sehr abwechslungsreiche Interessen, er studierte Philosophie, Naturwissenschaften und Ethnologie, begeistert sich für Alte und Neue Musik, für Literatur, hier im Besonderen für Novalis und er geht ganz nebenbei auch Feldforschungen in den Bereichen Mineralogie, Geologie und Botanik nach. All das verquickt Wolfgang Buchner in seiner Kunst. So genannte „Arbeitsfelder“, 14 an der Zahl, charakterisieren die unterschiedlichen Herangehensweisen, zeigen Bilder, Dokumente und Modelle, von ästhetischer bis hin zu wissenschaftlicher Natur. Seine dreidimensionalen Arbeiten bezeichnet Buchner dabei als „Poetische Modelle“, denn in ihnen manifestiert sich ein Ort, „an dem Weltfelder unterschiedlichsten Ursprungs das Spiel ihrer Korrespondenzen eröffnen. Die poetische Fantasie wirkt dabei ähnlich, wie das Wasser in der Bergtiefe der Salzstöcke: Sie sickert in die Areale der Welt, löst sie zu Weltsole auf, um sich schließlich als Werkfeld wieder zu finden.“

Ein Rundgang durch die Arbeitsfelder. Lässt man sich als Besucher auf die einzelnen Felder ein, so spannen sie einen Bogen über Buchners Werkstationen, zeigen frühe malerische Arbeiten im Einfluss eines Yves Tanguy, neben späteren schwarzen Bildern, Arbeiten, die von Störfeldern der Gesellschaft handeln, und konträr, weißen Bildern voller Liebe und Zuneigung – Körperliches aus feinsten Farbadern. Die Pascal’sche Schnecke bestimmt das Feld der „Geopoesien“ – Schichtenmodelle auf parallelen Glasplatten – und zieht sich auch in der „Polygrafie“ auf einer Papierrolle weiter, bevor Buchner schließlich in die Welt der Fantasie abschweift und uns ein kosmisches Märchen erzählt: vom Opalweber, der Planetenlicht auffängt, um daraus Opale zu wirken.
Zum poetischen Modell der „Saline des Falken“, einer Salzquelle, wurde Buchner vom Felsendom in Jerusalem und Castel del Monte in Apulien inspiriert. Zeichnungen und Aquarelle führen den Besucher in der Folge vom Salz mitten ins Reich der Botanik, zur zierlichen, japanischen Taublume, die gleich dem Tau des Nachts erblüht und am Tage vergeht.
Im Schneefeld thematisieren „Arktische Boxen“ Alfred Wegeners Grönlandexpeditionen, während „Schneekästen“ sich auf Wilson A. Bentley beziehen, dem die ersten Fotos von Schneekristallen gelangen. Buchners Modelle der „Schneewerke“ deklinieren in Form von gestischen Papierskulpturen Zustandsformen und Fälle des Wassers. Die Korrespondenz mit dem alpinen Salzwesen, der Bergtiefe vereint das titelgebende Bildwerk „Rotsalz im Herbstberg“ mit verschiedenen poetischen Modellen, bis sich mit der Bändermaschine, einer über Rollen laufenden Papierarchitektur Buchners, der Werkbogen schließt.
Indem der Künstler Phänomene unterschiedlichster Wissensgebiete zu verketten weiß, eröffnen sich dem Betrachter ungeahnte Sichtweisen auf die Dinge, ermöglichen ein von Intuition geprägtes Erleben bisher verborgener Strukturen. Eintauchen in diese komplexe Gedankenwelt kann man noch bis 13. April.

\ Eva Pichler
» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich.
 
< zurück   weiter >