Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
„Klimawandel wird größte Herausforderung“
Dienstag, 10. Februar 2009
WWF-Expertin Beate Striebel im Interview über die Umweltprobleme in Südostasien.

Wie beurteilt der WWF die Umweltsituation in Südostasien?
Es gibt viele Probleme: Große Infrastrukturprojekte wie Dämme oder Straßen in und rund um geschützte Gebiete laufen Naturschutz-Bestrebungen zuwider. Oder der illegale Handel mit Wildtieren, der Schätzungen zufolge 10 Milliarden Dollar Umsatz in Südostasien ausmacht und eine Hauptbedrohung für gefährdete Tierarten ist.

Wie sieht’s mit den Wäldern aus?
Die Abholzung der Regenwälder ist bedingt von einer Vielzahl von sozialökonomischen Aktivitäten, wie der gewerblichen Holzgewinnung, dem Ausbau von Wasserkraftwerken, dem Straßenbau oder Umwidmungen von Waldgebieten für den gewerblichen Anbau beziehungsweise für Landwirtschaft. Auch der immer stärkere Zugriff auf die Wälder um Häuser zu heizen oder einfach um zu kochen trägt ebenfalls nicht unwesentlich dazu bei, dass die Waldbestände schwinden. Gemeinsam mit einer Reihe anderer Faktoren führt das dazu, dass die Artenvielfalt in der Region immer geringer wird – und die Umweltzerstörung voranschreitet. Zu den Gründen dafür zählen freilich auch das Bevölkerungswachstum, die Zuwanderung, Armut, Straßenbau, die Raumplanung und eine Wirtschaftspolitik, die die ungehemmte Verwendung der Ressourcen zulässt.

Wie, beziehungsweise mit welchen Projekten, kämpfen Sie dagegen an?
Ganz allgemein versuchen wir mit Umweltbildung und Lobbyingarbeit voranzukommen – das reicht von lokalen Regierungen bis in internationale Foren hinein und ist verbunden mit sehr viel Arbeit in den lokalen Gemeinden.

Können Sie dafür Beispiele nennen?
Ja, etwa das „green corridor project“: Hier arbeiten wir gemeinsam mit Landnutzern (Forstwirten, local communities, local goverments …) an Konzepten für die Landnutzung, die eine nachhaltige Nutzung der vorhandenen Ressourcen zulassen und trotzdem die Umwelt und Artenvielfalt erhalten. Oder das „Rattanprojekt“: Dabei geht es um die saubere Produktion von Rattan durch Einführung von neuen Techniken und den Verzicht auf Chemikalien. Geringere Verluste bei der Weiterverarbeitung führen zu einem besseren Einkommen für die lokalen Gemeinden und die kleinen Rattan-Möbel-Erzeuger. Der WWF hat ein von der EU gefördertes Programm gemeinsam mit IKEA gestartet, das unter anderem auch neue Absatzmärkte für diese nachhaltigen Rattanprodukte in Europa erschließen soll.


Teilen Sie die Ansicht, dass die Lösung der Umweltprobleme eine der größten Aufgabe Südostasiens in der Zukunft ist?
Ja, vor allem der Klimaschutz und die Anpassung an Folgen des Klimawandels sind die neuen große Herausforderungen. Der WWF hat gerade eine neue Studie veröffentlicht, die zeigt, dass diese Folgen dramatisch sein werden: Weitreichende Überschwemmungen, erhöhter Salzgehalt im Süßwasser in Vietnam, kürzere Regenzeiten und Wasserknappheit in Thailand gehören zu den größten Herausforderungen und werden den Küstenprovinzen in den nächsten 25 Jahren viel Sorgen bereiten.
Diese Studie wurde durchgeführt, um den Regierungen die Dringlichkeit aufzuzeigen und gemeinsam nach Handlungsmöglichkeiten zu suchen.

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