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Unstrittig exzellenter Sterz |
Montag, 12. Januar 2009 | |
Sterz. Zeitschrift für Literatur, Kunst und Kulturpolitik. Streit/-kultur. Heft 101. Graz: 2008, 68 Seiten, 6,00 Euro
Der gepflegte (Meinungs)streit, die scharfe Polemik, die, auch wenn sie übers Ziel hinausschießt, wenigstens ein helles Licht auf die Sachlage wirft und sie dadurch erst erkennbar macht – sie sind Grundvoraussetzungen für die Entwicklung einer modernen, demokratischen Gesellschaft. Die französische Aufklärung etwa wäre undenkbar ohne die gnadenlose intellektuelle Auseinandersetzung, wie sie später übrigens auch die MarxistInnen der vor- und antistalinistischen Strömungen pflegten. Das alles ist nicht österreichisch; wer solches tut, gerät hierzulande schnell ins soziale Abseits. Der österreichische „Habitus aus dem Terror der Gegenreformation“ ist anders geprägt, weiß STERZ-Herausgeber Gernot Lauffer: „Wir sind geübt in den Halbtönen, den vagen Untergriffen, den boshaften Bemerkungen hinter dem Rücken, den Unterstellungen, den Insinuationen, den Ressentiments“, schreibt er in der Einleitung zur einhundertundersten Ausgabe der steirischen Literaturzeitschrift STERZ, dem „Streit“-Sterz. Arme ÖsterreicherInnen, hebt doch der Grazer Kulturphilosoph Erwin Fiala in einem der ersten Beiträge den Streit auf die Höhe einer anthropologischen Konstante (nur Gott und die Tiere streiten nicht) … Diese mangelnde Streitkultur hat eine Vielzahl übler Folgen: So gilt in Österreich, wer offen kritisiert, rasch als Feind des Kritisierten – auch wenn er sich streng auf die Sache beschränkt hat und nie Persönliches berührt hat, konstatiert Thomas Rothschild. Angesichts dieser Faktenlage überrascht es kaum, dass sich einige der AutorInnen in ihren Beiträgen mit Parlamentsdebatten beschäftigen: Was anderswo als eine der Entscheidungsfindung dienende Auseinandersetzung gilt, wird bei uns als Streit wahrgenommen … Neben klugen Essays bietet der aktuelle Sterz wie immer eine Vielzahl literarischer Texte aller Gattungen zum Thema – und 1-A-Illustrationen aus Künstlerhand. cs
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