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Liezen, regionale10: Von der Mitte Österreichs ins Zentrum der Aufmerksamkeit
Dienstag, 9. Dezember 2008
Die mit Spannung erwartete Entscheidungsfindung über den Austragungsort  der zweiten Ausgabe des neuen steirischen Kulturfestivals ist abgeschlossen: Sie wird im Frühjahr 2010 im größten Bezirk Österreichs, in Liezen stattfinden – und der gebürtige Oberzeiringer Dietmar Seiler, früher Chefdramaturg am Theater am Neumarkt in Zürich, wird sie als Intendant leiten.

Visionäre Horizonte. 12 regionale Kulturinitiativen und -institutionen haben sich zur Gruppe R.E.X. zusammengeschlossen, vom Culturcentrum Wolkenstein (CCW) über das Landschaftsmuseum des Joanneum im Schloss Trautenfels bis zur Kulturabteilung des Stiftes Admont. Und jede dieser Initiativen verfügt wiederum über eine Vielzahl von nationalen und internationalen Kontakten, die sie – so will es zumindest das eingereichte Konzept – für das Festival nutzbar machen wird. Dieses wiederum soll dazu beitragen, den „Rückzug auf die eigene Mitte“, der einher geht mit einem „homogenisierten, medial verbreiteten und verbundenen Kultur- und Kunstbegriff“, der ohne positive Folgen für die Lebensqualität vor Ort bleibt, zu überwinden. An seine Stelle sollen „via internationaler künstlerischer Zuwendung Horizonte visioniert werden, die neue Maßstäbe für Lebensqualität setzen, Kultur als Merkmal für Bewusstseinswachstum festschreiben und den Menschen helfen, sich in ihrer Mitte in großen Zusammenhängen zu begreifen.“
Operationalisiert werden sollen diese hoch gesteckten Ziele u.a. durch die „ausfransenden“ Enden des Großbezirkes verbindende Aktivitäten wie ein LandArt-Projekt oder eine Künstlerkarawane, die gemeinsam mit ihrem Publikum durch die Bergwelt zieht. Und: Die Regionale  soll dazu beitragen, dass der Bezirk, der sich zwar in der Mitte Österreichs, aber am Rande der Wahrnehmung befindet (daher der Festival-Titel „In der Mitte am Rand“) auch ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt.

Die Liezener Einreichung, die von einer Jury unter der Leitung von Kunsthaus-Intendant Peter Pakesch in einem zweistufigen Verfahren ausgewählt wurde, überzeugt auch Kulturlandesrat LHStv. Dr. Kurt Flecker: „Wir werden eine hervorragende regionale10 erleben.“ Er will den Erfolg auch diesmal nicht „an der Quote messen“, aber: „Wenn die Qualität Quote bringt, freut’s mich.“ Der designierte Intendant Dietmar Seiler sieht das ähnlich: Er wehre sich gegen die Kapitalisierung von Kultur. Und, zu den lokalen Veranstaltern gewandt: „Ich werde konfrontieren, ärgern, anstoßen – aber es wird euer Festival sein.“ Er sei begeistert, von welcher Leidenschaft die Gespräche mit den Gruppen vor Ort von der ersten Minute an erfüllt gewesen seien.

 

Die verbindende Sprengkraft der Tradition

Mit der Schauspielerin Dorothee Steinbauer, gemeinsam mit Wolfgang Dobrowski Co-Leiterin des CCW in Stainach und eine der InitiatorInnen der Gruppe R.E.X. und der Einreichung für die regionale, sprach Christian Stenner.

Es ist ohne Zweifel nicht einfach, ein Festival dieser Art in einem solch großen Bezirk abzuhalten, mit einer extrem diversifizierten Bevölkerungsstruktur, seiner Geschichte schmerzvoller industrieller Umstrukturierungen und seiner noch älteren konfessionellen Spaltung, seiner kleinstädtischen Zentren und weiten ländlichen Gebiete – und damit möglichst viele der hier lebenden Menschen anzusprechen. Was sehen Sie als die größten Herausforderungen an?
Die Herausforderungen bestehen darin, genau diese Punkte zu orten und auf die Menschen zuzugehen. Das ist auch eine ehrgeizige und schwierige Arbeit, die im Vorfeld anfällt, wobei wir da ja gerade mitten drin sind. Wir haben aber den Vorteil, dass wir schon so lange im Bezirk arbeiten und um die Schwierigkeiten wissen. Da ist sicherlich eine Verankerung vorhanden, die uns entgegen kommt.

Spiegelt sich die vorhandene Vielfalt auch bei den Veranstaltern wider?
Ja, natürlich; es gibt KIK-Aussee, hier passiert sehr viel im musikalischen Bereich, durchaus auch traditionell, wobei sich hier spannende Verknüpfungen ergeben; wir haben Impuls-Aussee, ein Verein, der jungen Menschen die Möglichkeit gibt, mittels moderner Ausdrucksmittel wie Break-Dance oder Hip-Hop ihre Probleme anzugehen. Es gibt den Verein Trautenfels, den CCW, Radio Frequenz, das Kulturreferat Liezen oder die Kulturabteilung des Stift Admont, da gibt es sehr viele impulsgebende Beispiele.
Wir wollen versuchen ein Forum zu schaffen, das interessierte Querköpfe der Region vernetzt, um so eine adäquate Vermittlung von Kunst zu erreichen.

Wird die Regionale 10 eine größere Breite abdecken, als es die Regionale 08 getan hat?
Es soll traditionelle Kunst genauso abgedeckt sein wie die Avantgarde, wobei aufgedeckt werden soll, dass die Tradition eine Sprengkraft beinhaltet, die für eine Verbindung taugt.

 

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