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„Meine Finesse war der Humor“
Dienstag, 9. Dezember 2008
Anlässlich der Kick-Off Veranstaltung zum 100-jährigen Jubiläum des SK Sturm Graz wurde am 20. November im Grazer Kunsthaus neben dem Jubiläumslogo und den neuen Jubiläumsdressen auch die Publikation „Wir sind Sturm! 100 Jahre Grazer Fußballgeschichte“ präsentiert (siehe Artikel rechts). Geladen waren unter anderem einige Sturm-Legenden vergangener Tage, darunter Damir Grloci, Sturm-Tormann mit einem Faible für Spompanadeln aller Art. Im Gespräch mit Gregor I. Stuhlpfarrer erinnerte sich Grloci nicht ohne Sentiment an den Fußball-Alltag vor 40 Jahren.

Herr Grloci, Sie waren als Torwart in den späten Sechziger und frühen siebziger Jahre der Publikumsliebling bei Sturm Graz. Wie sind Sie überhaupt zum Verein gekommen?
Der damalige Trainer von Sturm Gerd Springer hat mich bei meinem Stammklub NK Marburg gesehen und wollte mich haben. Ich musste nicht lange überlegen und bin schlussendlich vier Jahre in Graz geblieben. Danach habe ich noch zwei Jahre bei Bregenz in Vorarlberg gespielt, bevor ich wieder zurück nach Maribor gegangen bin.  

Sie haben sich angeblich selbst  als „bestes Tormann weit und breit“ bezeichnet. Wie ernst war Ihnen diese Selbsteinschätzung?
Ich war nicht der Beste (schmunzelt), aber ich hatte eine Finesse und das war mein Humor. Ich wollte die Menschen am Platz dauernd unterhalten und das ist mir glaube ich auch gelungen.

Wie kann man sich das Fußball-Geschäft zu dieser Zeit vorstellen. Heute steht eine große Industrie dahinter…
Damals wurde viel mehr mit Herz gespielt, die Kameradschaft unter den Spielern war toll und auch unser Trainer Gerd Springer hat sehr gut zu uns gepasst und wir zu ihm. Es gab zu dieser Zeit nur zwei Profis, nämlich mich und den Brasilianer Odilon Ribeiro „Tesourinha“. Alle anderen  haben halbtags gearbeitet …

…und wie viel haben Sie damals verdient?
…ungefähr viertausend Schilling, damit konnte man eigentlich ganz gut leben.

Wie war die Stimmung in der Mannschaft?
Wir waren eine gute, lustige Truppe und mit vielen wie Robert Kaiser oder Alfred Murlastis ist der Kontakt nie abgerissen. Ich treffe sie noch bis heute. Daher bin auch dem Verein verbunden geblieben, schaue mir alle Spiele im Fernsehen an und komme auch noch manchmal von Maribor nach Graz.

Wenn Sie der heutigen Sturm-Mannschaft bei einem Spiel zuschauen, wo sehen Sie die größten Unterschiede zu Ihrer aktiven Zeit?
Das heutige Spiel ist nicht nur schneller, die Spieler sind vor allem auch kräftiger. Wir haben damals auch ganz gut trainiert, aber jetzt sind die Spieler viel professioneller.

War das Klima in der Mannschaft vielleicht auch ein wenig lockerer als es heute ist?
Ja, natürlich. Ich hatte eine gute Abwehr vor mir, deshalb konnte ich auch während den Spielen meine Späße treiben. Aber auch abseits des Platzes haben wir uns sehr gut verstanden: Wir sind immer zusammen ins Kaffeehaus gegangen, um ein Krügel Bier zu trinken, nach den Matches haben wir im Hotel ein Krügel Bier getrunken. Ich habe in meiner aktiven Zeit 15 bis 20 Zigaretten am Tag geraucht. Vor den Spielen war ich immer sehr nervös und hatte daher Magenkrämpfe. Trainer Springer hat mir dann immer eine Tablette gegeben und im Endeffekt war die Nervosität dann immer weg…

…sie haben während eines Spiels gegen Rapid Wien einmal eine Maus gefangen…
Ja, das war gegen Rapid. Ich hatte gerade wenig zu tun, weil wir im Angriff waren. Es hat geregnet und da habe ich im 16er diese Maus erblickt. Nachdem ich sie einfangen konnte, habe ich sie dann dem Publikum gezeigt und dann durch den Zaun an die Leute auf dem Stehplatz weitergegeben.

 

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