Unternehmerisches Handeln braucht mehr als nur gute Ideen. Für Selbstständige tun sich in innovativen Bereichen unzählige Chancen auf, aber es lauern auch unvorhersehbare Risiken, wie nicht zuletzt die aktuelle Finanzkrise viele Unternehmen schmerzhaft erfahren lässt.
Beim Grünen Tisch der Wirtschaft am 20. November zeigte der Unternehmensberater Michael Faschingbauer (GF der Klein & Faschingbauer Coaching OEG) alternative Herangehensweisen zum Thema Gründung auf. Die Vorteile für den Kleinunternehmer dabei: unorthodoxe und spontane Strategien minimieren das Risiko und eröffnen oft unerwartete Perspektiven.
Wirksam werden statt analysieren. In seinem aktuellen Arbeitschwerpunkt setzt sich Faschingbauer intensiv sich mit dem Thema „Effectuation“ auseinander, einer Theorie unternehmerischer Expertise, die von der indischstämmigen US-Amerikanerin Saras D. Sarasvathy vor einigen Jahren entwickelt wurde. Nach diesem Konzept, so Faschingbauer, geht es nicht darum, „aufwändige Marktstudien und -analysen anzufertigen, sondern auf die eigene Kreativität zu setzen“. Effectuation bedeutet dem entsprechend, sich seine Geschäftsfelder sozusagen selbst zu schaffen, statt bloß auf die äußeren Bedingungen zu reagieren. Dabei spielt besonders die Kooperation mit geeigneten Partnern bzw. die Verwertung der sozialen Netzwerke eine entscheidende Rolle. Idee trifft auf Kreativität. Faschingbauer untermalte seinen Vortrag mit anschaulichen Beispielen: Was ist in einer Welt möglich, in der Gelegenheit nicht nur gefunden, sondern auch gemacht werden kann? Und welche Rolle spielt Effectuation in der Kreation von Chancen und Märkten? Ein gutes Beispiel ist der Schokoladehersteller, der mit seiner klassischen Konditorei Pleite ging, bevor er sich für völlig neuartige Ideen öffnete. Wer hätte vor fünfzehn Jahren gedacht, dass es in Österreich einen Markt für dunkle Genießerschokoladen geben würde. Zotter aber schuf sich in wenigen Jahren und praktisch ohne finanzielle Grundausstattung eine neue lukrative Nische im von internationalen Konzernen dominierten Schokolademarkt. Als er auf die Idee kam, Nikolaus- und Krampus-Schokoladetafeln zu produzieren, bot ihm sein Freund Andreas Gratze, Absolvent einer Kunstakademie, an, die künstlerischen Designs dafür zu entwickeln. Aus diesem Zusammenwirken ergab sich eine einzigartige Erfolgsgeschichte.
Einsatz in allen Lebensbereichen. Die Risikobereitschaft der Effectuators bezieht sich jedoch weniger auf materielle Aspekte des Lebens, sondern auf die Zeit und das Engagement, die man für seine Überzeugungen riskieren will, erklärt Faschingbauer: „Das heißt, dass auch ein manchmal unvermeidbares Scheitern „billiger“ ist und nicht gleich die Existenz gefährdet. Effectuation zeigt einen alternativen Umgang mit dem Begriff „Unternehmensziel“ auf und rückt die Persönlichkeit mit ihren Eigenschaften wie Lebenserfahrung, Kreativität, Selbstwirksamkeit und Offenheit in den Mittelpunkt der Überlegungen. Das lässt sich auf den Bereich der Arbeitssuche übertragen, bei der es auch darauf ankommt, seine Fähigkeiten für potenzielle Arbeitgeber sichtbarer zu machen.
Josef Schiffer
Weitere Infos und Weblog von Michael Faschingbauer: www.effectuation.at
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