Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark
Noch bis 26. Oktober: Körpersäfte erspüren und spüren
Mittwoch, 8. Oktober 2008
Die Ausstellung „Blut, Schweiß und Tränen – Botschaften des Körpers“ im Grazer Volkskundemuseum geht in die Zielgerade. Bis 26. Oktober ist die Schau noch zu betrachten und bis dahin finden noch einige Veranstaltungen des umfangreichen Rahmenprogramms statt.

Warum werden manche Menschen beim Anblick von Blut ohnmächtig, während andere ein lustvoller Blutrausch überkommen kann? Warum steht für die einen Blut mit Kraft und Macht in Verbindung, für die anderen mit Verbluten und Tod? Warum finden die einen Schweißgeruch ekelig, während andere ihm ein erotisierendes Flair abgewinnen können?

Körpersäfte sind multisensorisch wahrnehmbare Lebenssubstanz. Sie geben physiologisch wie symbolisch Aufschluss über momentane Lebenssituationen. Wahrscheinlich steckt in unserer Psyche ein uraltes, nahezu instinkthaftes Sensorium für Körpersäfte. Als verborgenes Wissen wird es zum Schlüssel für die unmittelbare Bedeutung, Signalwirkung und Lebensrelevanz von Blut, Schweiß und Tränen. In seinem Streifzug durch die Welten der Anthropologie, Psychologie und Kunst der Völker will Univ. Prof. DDDr. Wolfgang Mastnak, Präsident des Österreichischen Herzverbands, neue Blickrichtungen öffnen, mit „endgültigen Antworten“ sparsam umgehen, und einladen, dem eigenen sinnenhaften und emotionalen Verhältnis zu Körpersäften nachzuspüren. In seinem interdisziplinären Vortrag „Seelenströme“ wird Mastnak, der auch Professor an der Musikhochschule in München sowie auch Historiker und Ethnologe ist, „die verschiedenen Fächer miteinander kombinieren und sich dabei auf die Ethnopsychoanalyse konzentrieren; auf die Frage, welche Bedeutungen die Körpersäfte in den verschiedenen Kulturen haben. Dabei wird er über das Eigene hinausblicken und vergleichen. Und das ist ein kluger Zugang, um die eigene Kultur, besser zu verstehen, wenn man von außen einen Blick darauf wirft oder wenn man sie mit anderen Kulturen vergleicht – soweit Vergleiche möglich sind. Es sind oft starke Parallelen oder große Unterschiede. Und um das geht es“, erläutert Dr.in Eva Kreissl, Kuratorin am Volkskundemuseum Graz.   

Blut und Boden.
Die Auseinandersetzung mit Blut in der eigenen Kultur inkludiert auch die Auseinandersetzung mit der Funktionalisierung des Bauernstandes in der NS-Ideologie. Auch die Volkskunde hat im 19. Jahrhundert als Reaktion auf Industrialisierung und gesellschaftlichen Wandel am Bild des Bauernstandes als Utopie vom richtigen Leben mitgewirkt. Dieser Entwurf führte die antimodernistische Strömung rund um den „Reichsbauernführer“ Richard Walther Darré zum Ausbau der „Blut- und Boden“-Ideologie und zur rassistischen Legitimation für Vertreibung und Völkermord. Zur Verbindung zwischen völkischer Wissenschaft und nationalsozialistischer Praxis wird Mitte Oktober der Zeithistoriker Ass.-Prof. Dr. Eduard Staudinger referieren.

Tears in heaven – Blood on the tracks.
Zum tränenreichen Abschied von 192 Tagen purer Körperflüssigkeit im Museum werden am Abend des 24. Oktober schweißtreibende Beats das Blut in finale Wallung geraten lassen. DJ Simon Pichler, bekannt als Grazer Kabarettist und satirischer Beobachter des Zeitgeschehens, wird mit einem Programm aus Klassikern des Blues, Rock und Pop im Heimatsaal „einheizen“, zum Tanzen animieren und mit dem einen oder anderen Kommentar zur Kultur der 60er und 70er Jahre für Stimmung sorgen. Vor allem aber wird es „viel tanzbare Musik vom Vinyl mit Kratzern und Rauschen geben, denn ich werde eine Anlage verwenden, die den Sound so wie damals rüberbingt“, stellt Pichler das Programm vor, das einmal im Vierteljahr unter dem Motto „Simmerl’s Sixties Disco“ im Moxx läuft. „Beim ‚Blut, Schweiß und Tränen Abschlussfest’ werde ich auch Hadern von Blood, Sweat &Tears und anderen spielen – die Musik spricht für sich und soll die Freude zum Tanzen wecken“, so Pichler.

Nächster Termin von DJ Simon Pichler: „Simmerl’s Sixties Disco“, Fr., 21. Nov. 2008
Ort: Moxx, Moserhofgasse 34, 8020 Graz
Informationen: 0676/7748587

dw

 

Blut, Schweiß und Tränen – Botschaften des Körper

Ausstellung im Volkskundemuseum Graz
Landesmuseum Joanneum

Laufzeit der Ausstellung: bis 26.10.2008
Öffnungszeiten der Ausstellung: Di. bis So., 9.00 bis 17.00 Uhr

Informationen: Tel: 0316/ 8017-9881, www.museum-joanneum.at
Rahmenprogramm im Oktober 2008

14. Oktober, 19.00 Uhr
Blut und Boden
Die Funktionalisierung des Bauernstandes in der NS-Ideologie
Ass.-Prof. Dr. Eduard Staudinger

16. Oktober, 19.00 Uhr
Seelenströme
Die Deutung von Körpersäften in Psychologie und Anthropologie
Univ. Prof. DDDr. Wolfgang Mastnak

24. Oktober, 20.00 Uhr
Tears in heaven - Blood on the tracks
Großes Abschlussfest im Heimatsaal mit
DJ Simon Pichler

26. Oktober
Performance: Gustav Troger – Auseinandersetzung mit Hermann Nitsch 

 

» Keine Kommentare
Es gibt bisher noch keine Kommentare.
» Kommentar schreiben
Nur registrierte Benutzer können Kommentare schreiben.
Bitte melden Sie sich an oder registrieren Sie sich.
 
< zurück   weiter >