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Der König ist tot, es lebe der König |
Mittwoch, 8. Oktober 2008 | |
Graz hat einen neuen Stadtschreiber – der Ungar Péter Zilahy folgt dem Ukrainer Nazár Hontschar. Im kommenden Jahr wird der 38-Jährige an seinem neuen Roman arbeiten – die Geschichte der Stadt Graz wird dabei eine zentrale Rolle spielen.
Péter Zilahy ist selbstbewusst; das hat der Ungar während mehrerer Medienauftritte zu seiner Präsentation als neuer Stadtschreiber unter Beweis gestellt. Nicht, dass es dafür keinen Grund gebe; immerhin wurde Zilahys publizistisches Schaffen mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet – allen voran sein „Wörterbuch-Roman“ Die letzte Fernsehgiraffe (Eichborn, 2004), der bisher in 18 Sprachen übersetzt wurde. Darüber hinaus publiziert der Ungar seine Essays regelmäßig in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Süddeutschen Zeitung und der Welt und beherrscht ein weiteres künstlerisches Betätigungsfeld, auf das Kulturstadtrat Wolfgang Riedler während der offiziellen Präsentation Zilahys hinwies: „Der 38-jährige Autor ist nicht nur aufgrund seines literarischen Oeuvres bekannt, sondern hat sich auch als Fotograf einen Namen gemacht.“ Seine lichtbildnerischen Arbeiten wurden bisher in elf Ländern ausgestellt, unter anderem auch in Moskau und New York. Gegenwärtig arbeitet Zilahy an einer Ausstellung, die für das Guggenheimmuseum in Bilbao vorgesehen ist, in Graz möchte er für die Camera Austria eine zwölfteilige Bildserie erstellen. Roman mit Graz-Bezug. Zilahy – übrigens der 14. Grazer Stadtschreiber – wird in Graz an seinem neuen Roman schreiben. Der Entstehungsort seiner aktuellen Arbeit wird dabei auch inhaltlich eine Rolle spielen, in welcher Gewichtung, darüber gibt der Autor allerdings nur ungern Auskunft: „Es ist problematisch, zu viel zu verraten, weil meine Arbeit sonst zu sehr beeinflusst wird.“ Fest steht jedenfalls, dass die Geschichte der Stadt Graz, ihre Grenzsituation von der römischen Antike über das Mittelalter bis zur Moderne Zilahy eine Folie bietet, auf der er seine Gedanken zur zentraleuropäischen Kultur abhandeln will: „Für das Verständnis der Stadt in Raum und Zeit wird es ein Vorteil sein, dass die andere Seite der Grenze mein eigenes Land ist. Die gemeinsame historische Vergangenheit, die glorreiche Jahrhundertwende und die gemeinsam erlittenen Traumata machen Momente selbstverständlich, die ein ‚Fremder’ nur über Jahrzehnte hinweg aufarbeiten könnte“, sagt Zilahy. Ungarischer Andy Warhol. Zilahys Diversität erstreckt sich ferner über die Grenzen von Kunst und Kultur hinaus. Bei der Literaten-Fußballeuropameisterschaft im Frühsommer führte er die ungarische Equipe als Kapitän aufs Feld, gewann das Turnier und wurde zudem Torschützenkönig: „Ein König bin ich ja schon, jetzt wohne ich auch in einem Schloss“, sagt der Ungar deshalb, weil er wie seine Stadtschreiberkollegen zuvor im Cerrini-Schlössl am Grazer Schloßberg residiert. Torschützenkönig ist ein Titel, mit dem Zilahy gut leben kann, weniger gelassen reagiert er auf die Bezeichnung „ungarischer Andy-Warhol“, mit der ihn einige JournalistInnen etikettierten. Dieser Vergleich ist dann sogar dem selbstbewussten Péter Zilahy zu viel. gis
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