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GAK: Subventionen, Konkurse und ein Trainingszentrum. |
Montag, 8. September 2008 | |
Stuhlpfarrers Aufwärtshaken „Der GAK ist gerettet“, titelten Ende Juli die steirischen Tageszeitungen, bloß – kaum jemand konnte es glauben. Zu lange hatte sich der von beispielhafter Misswirtschaft gebeutelte, zweitälteste Fußball-Klub Österreichs in Agonie befunden, zu häufig ließ eine Investorengruppe den vorschnellen Sieg des Vereins über das drohende Ableben verkünden. Kurzum: Selbst interessierte VerfolgerInnen der Causa konnten mit der Zeit den Zustand des GAK nicht mehr vollends beurteilen. Nun soll der Intensiv-Patient über den Berg sein, ob komatöse Zustände in Zukunft der Vergangenheit angehören werden, ist trotzdem ungewiss. Blick zurück: Im Jahr 2004 wurde der GAK bekanntlich österreichischer Fußballmeister – zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte. In den Jahren davor hatten sich Stadt Graz und Land Steiermark nachhaltig um den Verein bemüht. Im Jahre 2002 entschloss sich der Grazer Gemeinderat dazu, den Traditionsverein zu unterstützen, mietete ein 66 Hektar großes Areal im Norden der Stadt vom Eigentümer, den Grazer Stadtwerken, an, um es dem Verein in Unterbestand zu geben. Gleichzeitig sagte man dem Klub eine Subvention zur Errichtung eines neuen Trainingszentrums – auf eben diesem Areal – zu. Zwei Jahre später wurde das Zentrum eröffnet, seither bezahlt der Verein eine Monatspacht von lächerlichen 3.900 Euro. Im selben Jahr wurden Klubfunktionäre mit einem weiteren Anliegen vorstellig: Der GAK als Subventionsnehmer äußerte den Wunsch, die von der Stadt zugesagten Förderungen an ein Kreditinstitut zu zedieren, die Stadtväter reagierten mit zustimmendem Kopfnicken und der Verein vereinbarte eine Vorfinanzierung mit einer Bank. Zweifel an der positiven Fortführung hatte die öffentliche Hand nicht, feierte der GAK nicht just zu dieser Zeit seine größten Erfolge. Nach dem Abgang des Erfolgstrainers Walter Schacher und dem Rücktritt des lange Zeit als „scheinbar über jeden Vorwurf erhabenen“ Präsidenten Rudi Roth gingen sportliche Misserfolge mit sich anbahnenden finanziellen Turbulenzen im Gleichschritt einher. Gerüchte über den kurz bevorstehenden Exitus des Vereins verdichteten sich im Spätherbst 2006, im Frühling 2007 war es dann soweit: Der Klub selbst bezifferte die Schuldenlast mit 15,2 Millionen Euro. Wenngleich Konkurs samt Betriebsschließung abgewendet werden konnten, so blieb die gewünschte Bundesliga-Spiellizenz ein Wunschtraum – seitdem heißt der Liga-Alltag Regionalliga-Mitte. Im November desselben Jahres folgte schließlich der Folgekonkurs, 17,25 Millionen Euro lautete der Schuldenstand diesmal. Anfang dieses Jahres ging es in gewohnter Manier weiter. Eine Investorengruppe, die lange Zeit ein Mysterium um die eigenen Mitglieder inszenierte, wünschte sich von sämtlichen Großgläubigern einen strukturierten Zwangsausgleich (fünf statt 20 Prozent Ausgleichsquote) sowie vom Unterbestandsgeber Stadt Graz die langfristige Übernahme des Trainingszentrums. Als Gegenleistung bot man mehr als drei Millionen Euro, um den Zwangausgleich, diverse Verbindlichkeiten und nicht zuletzt, um die Fortführung des Vereins zu finanzieren. Doch immer neue Forderungen der Investoren rund um Bebauungspläne des Areals sowie vorteilhaftere Rückzahlungsmodalitäten einer Hypothek des Trainingszentrums entzweiten schließlich die Grazer Stadtregierung (ÖVP und Grüne). Nun half nur noch eine Dringlichkeitsverfügung, die der ressortverantwortliche Finanzstadtrat Gerhard Rüsch (ÖVP) unterschrieb – die endgültige Rettung des GAK wurde ausgerufen. Das allerletzte Wort scheint allerdings noch nicht gesprochen. Einerseits steht die unterfertigte Dringlichkeitsverfügung rechtlich auf wackeligen Beinen, andererseits erwartet den GAK Ungemach von einer anderen Front: Im Mai beschloss der steirische Landtag eine Landesrechnungshofprüfung; neben der Überprüfung einer Haftungsübernahme (1,2 Millionen Euro), steht dabei abermals die vereinseigene Trainingsstätte im Zentrum: LAbg. Lambert Schönleitner (Grüne) hegt nämlich den Verdacht, dass der GAK die öffentliche Hand in punkto Trainingszentrums-Finanzierung hinters Licht geführt habe. Demnach hätte der Bau des Trainingszentrums nicht wie veranschlagt acht, sondern lediglich fünf Millionen Euro gekostet. Das Land Steiermark hatte per Nachtragvereinbarung aber paritätisch 2.688.900 Euro aufgebracht, was nach Adam Riese zu Gesamtkosten von gut acht Millionen Euro führen hätte müssen. Bestätigt sich dieser Verdacht, so hätte sich der GAK sein schickes Trainingszentrum zur Gänze fremdfinanzieren lassen. Was bleibt, ist die Frage, wie überdurchschnittlich erfolgreiche Klubs wie Sturm und GAK derart ins Abseits manövriert werden konnten. Dabei führt die gründliche Reflexion steirischer Fußballklubschicksale unweigerlich zu folgendem Eindruck: Fußballpräsidenten treten ihr Amt an, schlürfen mit Polit- und Wirtschaftspromis diverse Schaumweine und paffen phallisch anmutende Zigarren, heimsen einige Erfolge ein und sehen der Erfüllung ihrer kühnsten Bubenträume entgegen. Mit Fortdauer ihrer Tätigkeit bleibt der Erfolg aber zunehmend aus, sie übernehmen sich finanziell, verfallen ferner in Handlungsweisen, die mit weitsichtigem Wirtschaften wenig zu tun haben und verlieren über kurz oder lang den Realitätsbezug. Beispiele dafür gibt es zu Hauf – Hannes Kartnig (Sturm Graz) sei an dieser Stelle nur exemplarisch genannt. Es folgen seltsamste Vertragspraktiken, wie geheime Zweitverträge, die beispielsweise beim GAK keine Seltenheit waren. Ein solcher Side-Letter Vertrag, der neben dem offiziellen Kontrakt – offenbar aufgrund steuerlicher Vorteile – zwischen Verein und Spieler unterfertigt worden war, liegt dem KORSO vor (siehe Faksimile). Diese Vereinbarung aus dem Jahr 2006 – einer Zeit, als der GAK bereits mit dem Rücken zur Wand stand – garantiert dem betroffenen Spieler 20.000 Euro pro Spielsaison zusätzlich an Gage. Besonders interessant sind die Vertragspunkte 4 und 5: Der Spieler erhält bis zum Ende der Vertragslaufzeit eine „Signing Fee“ in der Höhe von E 20.000,– pro Spielsaison, zahlbar in vier Teilen der jeweiligen Spielsaison. Weiters heißt es: Über die Inhalte dieses Side-Letters wird Stillschweigen vereinbart. Dass dieser Side-Letter Eingang in die Lohnverrechnung des GAK gefunden hat, ist schwer vorstellbar… Gregor Immanuel Stuhlpfarrer, Mag. phil., studierte Geschichte, Theologie und So- ziologie in Graz und Zagreb. Für den Balkan hat er ein Faible, für Manner-Schnitten eine Schwäche und dem Tatort im ORF schenkt er Sonntag für Sonntag seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Sein besonderes Interesse gilt der Politik, der Musik und dem runden Leder. Veröffentlichungen (Auswahl): Der Standard, Wiener Zeitung, Die Furche.
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