Seit zwei Jahren leitet der Kunsthistoriker Univ.-Doz. Dr. Werner Fenz
das Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark in der
Landesmuseum Joanneum GmbH, das infolge des neuen 2005 vom Landtag
beschlossenen Kunst- und Kulturförderungsgesetzes eingerichtet worden
ist. Ein Prozent der Baukosten des Landes, derzeit eine Million Euro,
fließen als Basisbudget an das Institut.
KORSO: Seit Bestehen des Instituts wurden etliche Projekte umgesetzt, im Vorjahr beispielsweise die steiermarkweite Grenztafel-Aktion „Steiermark x 25“ von Michael Schuster, Brigitte Kossek und David Auner. Wie steht es um die öffentliche Wahrnehmung solcher Projekte, gibt es Reaktionen? Werner Fenz: Wir haben zum Schuster-Projekt etliche E-Mails und Telefonanrufe von AutofahrerInnen bekommen, die Steiermark x 25 als Super-Idee bezeichnet haben. Nicht von uns geplant war, dass der Bürgermeister von Soboth, wo schon eine Tafel an der Bundestraße steht, zu uns gekommen ist und gesagt hat, „dort drüben in Laaken haben wir noch einen zweiten Grenzübergang“. Auf sein Drängen haben wir also in Laaken die insgesamt neunte Tafel des Projektes aufgestellt.
Vergleichsweise ist Joachim Baurs „Windows“ in Vasoldsberg eine nicht einfach zu verstehende Intervention. Was wird zur Vermittlung unternommen? Auch zu „Windows“, wie zu allen anderen Projekten, gibt es eine Informationsbroschüre, einen Folder, der im Achteckstadel und im Gemeindeamt aufliegen wird. Wir publizieren auch ein Jahresbuch, in dem alle Projekte, die das Institut für Kunst im öffentlichen Raum realisiert, dargestellt sein werden. Im Fall des aktuellen Projektes WÄCHTERHAUS in Aflenz wird zudem und aufgrund der Brisanz eine etwas umfangreichere Sonderpublikation erscheinen, in die wir auch historische Texte aufnehmen. Wir sehen uns jedenfalls der Bevölkerung gegenüber verpflichtet, in deren Bereich Interventionen positioniert sind, und stellen Informationsmaterial zur Verfügung, das je nach Interesse herangezogen werden kann.
In letzter Zeit hört man, dass die Zusammenarbeit mit der Stadt Graz um Interventionen im öffentlichen Raum nicht ganz unkompliziert sei. Ganz ehrlich gesagt, glaube ich, wir müssen das Verhältnis Kunst im öffentlichen Raum Steiermark zur Stadt hin neu aufstellen, wie man heute sagt. Einerseits sagt die Stadt Graz, „das ist unser Grund“, andererseits sagen wir, „ja, aber wir bezahlen“. Es gibt in der Stadt einen eigenen Beirat für Kunst im öffentlichen Raum und wir haben unseren Fachbeirat. Wie auch im Fall Fedo Ertls „100“ werden derzeit avisierte Projekte zweimal beurteilt. Wir führen inzwischen Gespräche mit der Stadtpolitik. Die Idee ist, vielleicht zwei Personen aus der Stadt in den Fachbeirat des Landes zu nehmen, um schließlich nur eine einzige Entscheidung vornehmen zu können. Der jetzige Zustand ist unerträglich, das war bei der Gestaltung des Marienplatzes so und bei Ertls „100“ im Volksgarten. Wir hoffen jedenfalls auf eine gute Gesprächsbasis zwischen Landeskulturreferent Flecker und Stadtrat Riedler, und noch vor der Sommerpause sollte es zu einer praktikablen Lösung kommen. Für unser Institut gesprochen: Wir verlieren unter den derzeitigen Umständen fast die Freude, für Graz Projekte zu machen.
Das Institut für Kunst im öffentlichen Raum ist ja nicht nur mit bildender Kunst im engeren Sinn betraut. Sind für die nächste Zeit Projekte aus anderen Sparten geplant? Die Planung für eine Reihe mit sechs Veranstaltungen ist abgeschlossen, mit der der Musiker Josef Klammer betraut wurde. Die Reihe heißt DuR, „Der unprivate Raum“, für die Klammer junge KomponistInnen aus dem Bereich der elektronischen Musik ausgewählt hat. Wir starten Ende Juli an der Mariahilfer Kirche in Graz, wo ein Komponist das Glockenspiel programmiert, was täglich um 16 Uhr zu hören sein wird. Weitere Stationen von DuR sind Gleisdorf und Schrattenberg, zu Jahresende folgt ein Konzept der FH-Klasse von Seppo Gründler. Vor allem für Projekte, die nicht die bildende Kunst betreffen, wollen wir in Zukunft externe KuratorInnen beiziehen. Mit einem noch auszudenkenden Projekt wollen wir auch die Literatur ins Spiel bringen.
Sie sind auch künstlerischer Leiter des Künstlerhauses Graz. Dort sind gerade die eingereichten Entwürfe und das Siegerprojekt für ein „Denkzeichen“ in Aflenz ausgestellt. Im Untergeschoß des Künstlerhauses haben wir im Juni begonnen, zunächst das „Denkzeichen“ zu präsentieren und zu diskutieren. Ab Herbst werden wir diese Reihe von Präsentationen und Diskussionen zur Kunst im öffentlichen Raum im Künstlerhaus weiterführen. Christoph Perl, der gerade „No Exit“ auf dem Uni-Campus gemacht hat, wird einen Vortrag halten, wir wollen freie Projekte aus Wien zeigen, wir wollen Studierende der Kunstgeschichte an der Uni und Studierende von Hans Kuppelwieser an der TU einbeziehen und so im Künstlerhaus ein Diskursforum für die Kunst im öffentlichen Raum etablieren.
» 1 Kommentar
1"Reg. Rat" am Freitag, 13. Februar 2009 18:28
Warum ist man mit diesem Projekt nicht stärker in die Öffentlichkeit gegangen? Viele Menschen hätten dazu etwas zu sagen, so meine ich. Schade. Mit freundlichen Grüßen! Friedrich Klementschitz
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