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Amphetamin – eine Anregung |
Sonntag, 8. Juni 2008 | |
Ein Apfelbaum im Bereich der Grazer Leechkirche ist von einer
Holzkonstruktion eingerüstet, die im Aufbau an Riggs erinnert, wie sie
auf Konzertbühnen zur Anbringung von Scheinwerfern und anderer Technik
verwendet werden. Der Baum ist Protagonist, dem durch ein künstliches –
ein künstlerisches – Szenario die Selbstverständlichkeit seines Daseins
zur Inszenierung wird. Impressario ist Michael Gumhold und das Gerüst
im Außenbereich ist Teil einer Ausstellung, die er erstmals zusammen
mit Christian Eisenberger in der Grazer KHG Galerie unter dem Titel
Amphetamin bestreitet. Amphetamine sind auch Anregungsmittel, die das Zentralnervensystem stimulieren und Ermüdungserscheinungen beseitigen. In höheren Dosen können sie Krämpfe erzeugen. Dementsprechend liegt den beiden Künstlern sichtlich daran, Konzentration und Dosierung ihrer Installationen und Objekte dem Galerieraum und dem Umfeld Katholische Hochschulgemeinde adäquat – ironisch, subversiv und provokant – zu vermitteln. So setzt Gumhold gleich paradise in plastischen Lettern in den Raum und lässt die Frage offen, ob es sich um den deutschen Plural oder englischen Singular handelt, womit die Diskussion aber erst eröffnet wäre. Rundum eine Vielzahl einzelner Elemente, die in ihrer Summe vielleicht mehr als eine Installation ergeben. Im Zentrum steht ein merkwürdiger Thron auf Stelzen von Christian Eisenberger, fixiert mit Klebeband, der mit den daran befestigten Klebebandkokons des eigenen Körpers an ein archaisches Symbol der Macht denken lässt, zugleich aber derart improvisiert wirkt, dass Mitleid vor Ehrfurcht aufkommt. Im Raum schweben Betende Hände nach Dürer von Gumhold. Eine Malmaschine nah an (am) paradise ist physisches Paradoxon, das die künstlerische Arbeit auf das Konzept reduzieren möchte und doch erst von Gumhold gebaut werden musste. Dazu eine Reihe von Malerei und Zeichnung auf Papier, die Eisenberger unprätentiös auf einer Wäscheleine aushängt. Im Ganzen ist Amphetamin eine Ausstellung von Statements über Kunst und ihre Stellung in einer kommerzialisierten Gesellschaft abseits verbindlicher Antworten. Dafür sei hier Literatur empfohlen: Günther Anders: Die Antiquiertheit des Menschen. Band II, München 1980. Amphetamin von Christian Eisenberger und Michael Gumhold ist in der KHG Galerie, Leechgasse 21 (und Außenbereich Zinzendorfgasse) bis zum 29. Juni zu sehen. Informationen unter www.khg-graz.at. Wenzel Mraček
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