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Politisches Kleingeld macht Geschichte
Sonntag, 8. Juni 2008
Eine kleine, aber feine Sonderausstellung  im Münzkabinett des Landesmuseums Joanneum in Schloss Eggenberg zeigt seit Ende Mai im Rahmen des Sommerschwerpunkts „Intermezzo Italiano“ unter dem Motto „Semper Victor“ eindrucksvolle Schaustücke für die politische Funktion antiker und frühneuzeitlicher Münzen.

Die auf den ersten Blick oft unscheinbaren Metallscheiben waren von jeher mehr als ein neutrales Zahlungsmittel: Herrscher aller Epochen ließen sich darauf mit ihren Porträts „verewigen“ und brachten die Kunde von ihrer Macht unter das Volk. Noch die Euromünzen der Gegenwart sind mit geschichtsträchtigen Symbolen gespickt, die von der eigenständigen Identität der einzelnen Staaten innerhalb des geeinigten Europa künden sollen.

Massenmedien der Antike. Das verbindende Element der Schau ist das Motiv des „stets siegreichen Herrschers“, das sich von der Antike bis in zu den Habsburgerkaisern durchzieht. „Im Römischen Reich wurden sie wie Massenmedien eingesetzt“, erklärt Dr. Karl Peitler, Leiter des Münzkabinetts. Sie geben heute dem Forscher „wie „kleine Mikrochips“ zahlreiche Informationen über ihre Zeit preis: „Die Münzen der römischen Kaiserzeit standen im Dienst der kaiserlichen Regierung und trugen seine Parolen aus den Zentren des Imperium Romanum bis in seine fernsten Gebiete.“ Die Darstellungen feiern militärische Erfolge oder verkünden Leitthemen der kaiserlichen Politik, wie unter Kaiser Titus (79–81 n. Chr.) der sich auf der Vorderseite eines im Jahr 80 n. Chr. geprägten Sestertius als mit dem Lorbeerkranz geschmückter siegreicher Herrscher darstellen ließ – ein Topos, der auch noch in Renaissance und Barock seinen Niederschlag findet –, während die Rückseite der Münze in einer symbolischen Darstellung versklavter Menschen den Triumph über die aufständische Provinz Judäa zeigt.

Ausdruck von Macht und Gloria. Seit dem späten Mittelalter wurden die antiken Motive gezielt wieder aufgegriffen, um auf Münzen von der Macht der Herrscher zu künden: Die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches verstanden sich bis 1806 als die Nachfolger der römischen Imperatoren. Der auf antike Vorbilder zurückgehende Titelzusatz Semper Augustus, „Allzeit Mehrer des Reiches“, verlieh der Pflicht des Herrschers Ausdruck, die Rechte des Imperiums zu schützen und zu erhalten.
Diesem Muster folgte auch die Münzstätte in Graz in Wort und Bildsprache: Der Landesherr der Steiermark trägt auf seinen Münzporträts den Lorbeerkranz und ist in Rückbesinnung auf die römische Antike als Semper Victor, als stets siegreicher Herrscher, charakterisiert. Seit dem Jahr 1717 ist er überdies mit dem Mantel eines römischen Feldherrn bekleidet. „Damit wollte man die Münzen – wie es in einer zeitgenössischen Instruktion heißt – in größtmöglicher Observanz der Antiquität halten“, erläutert Peitler. Abgerundet wird die Ausstellung durch Münz-Medaillen der Lagunenstadt Venedig, die im 19. Jahrhundert von Graf Attems dem Joanneum überlassen wurden: Diese so genannten Oselle künden vom Ruhm des Dogen Francesco Morosini (1688–1694) und den diplomatischen Bündnissen der Serenissima mit anderen europäischen Mächten.

Info: 30 Mai bis 31 Oktober, Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr, Schloss Eggenberg - Eggenberger Allee 90, (0316) 8017–9513

Josef Schiffer

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