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DJ Kolchos - DJ Sowchos
Sonntag, 8. Juni 2008
1995 veröffentlichten die Tindersticks ihr zweites Album, das, wie das drei Jahre zuvor erschienene Debutalbum, den Namen „Tindersticks“ trug. Die britische Band rund um Sänger Start Staples, angesichts dessen Timbres sich Kommentatoren des Welt- und Zeitgeschehens gelegentlich zu Vergleichen mit dem kenianischen Kunstpfeifer Roger Whittaker hinreißen lassen, war damals auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, konnte aber weder das ihr entgegengebrachte Interesse, noch das musikalische Niveau der beiden den Namen der Band tragenden betitelten Alben dauerhaft aufrecht erhalten – abgesehen vom griechischen Publikum, das eine überdurchschnittliche Vorliebe für diese Band zu hegen scheint. Nun ist der einst äußerst einflussreichen Band mit The Hungry Saw nach 13 Jahren doch noch ein Album gelungen, das alte Erinnerungen weckt und an die frühen Meisterwerke anknüpft. Die Tindersticks sind nach manchen Irrwegen wieder bei der richtigen Mischung aus Pathos, Vibraphon, Melancholie und Hammondorgel angelangt. Jahrhundertschmachtfetzen wie Tiny Tears oder No More Affairs fehlen, aber der Becher ist reichlich gefüllt.
Im Gegensatz zu den Eigenbrötlern Tindersticks war das Trio Portishead schon zu Beginn seines Weges in ein Umfeld – die seinerzeit gerne beschworene Musikszene Bristols – eingebettet, das in der 90er-Jahren das musikalische Geschehen maßgeblich prägte. Die Genrebezeichnung Trip Hop wurde geprägt, um den Stil des 1994 erschienenen Portishead-Debutalbums Dummy zu beschreiben. Die Band erlitt aber das gleiche Schicksal wie die meisten Kollegen aus Bristol: Sie wurde uninteressant, weniger aufgrund der Gesetze der Musikindustrie, sondern als Vorreiter einer Flut von Nachahmern, an denen sich die Welt irgendwann sattgehört hatte. Zehn Jahre lang war Portishead völlig von der Bildfläche verschwunden, nun erschien mit dem dritten Studioalbum Third das Produkt einer ungewöhnlich langen Nachdenkpause. Vermutlich würde das Album ohne die Vorgeschichte der Band heute kaum Beachtung finden, weil es im Vergleich zum Portishead-Frühwerk schwer zugänglich ist und auf musikalische Wohlfühl-Gesten weitgehend verzichtet. Hier wurde das apokalyptische Elektro-Chanson geboren.


Die besprochenen CDs gibt es bei DUX-RECORDS, Annenstraße 6, 8010 Graz, Tel. 72 37 27.

Die CDs gibt’s auch zu gewinnen – natürlich beim KORSO-Kulturquiz unter www.korso.at!
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