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Spielplan 08/09: abenteuerliches Theater |
Sonntag, 8. Juni 2008 | |
Schon bisher gelangte Intendantin Anna Badora mit einigen Produktionen
des Grazer Schauspielhauses erfreulich knapp an den Plafond eines
gediegenen Provinztheaters. Für die kommende Spielzeit 08/09, die ganz
allgemein unter dem Begriff „Heimat“ steht, schickt sich die
Prinzipalin an, ihn stellenweise zu durchbrechen. Selber inszeniert sie im November Ibsens „Baumeister Solness“ mit Peter Simonischek in der Titelrolle. Immerhin hat der aus der Oststeiermark stammende österreichische Superstar seine Karriere in Graz gestartet. Ein weiterer Höhepunkt ist die „Heimholung“ des Regiestars Peter Konwitschny, der diesmal keine Oper, sondern Shakespeares „König Lear“ inszenieren wird. Der Burgschauspieler Udo Samel als Lear macht auf die Inszenierung ebenso neugierig wie Konwitschnys virtuose und umstrittene Reflexionen über Erzählweisen auf der Bühne. Viktor Bodo, der bereits Kafkas „Schloss“ und Carrolls „Alice“ ins Schauspielhaus gebracht hat, wird Handkes „stummes“ Stück „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“ realisieren: Endlich ein wirklich adäquater Stoff für diesen Schöpfer faszinierender Bilderwelten. Damit die Klassik nicht zu kurz kommt, wird Cornelia Crombholz, Spezialistin für raumfüllendes Theater (Platonow, Pyrenäen), die Saison mit Hebbels „Die Nibelungen“ am 20. September eröffnen. Und Christine Eder sorgt mit Schillers „Don Carlos“ für den nächsten Klassiker. Der unheimlichen Verbindung von Zeitgeschichte und Heimat schreibt Franzobel mit einer neuen Auftragsarbeit für das Schauspielhaus nach. „Prinzessin Eisenherz“ handelt von einer Eisenerzerin, die während des Krieges Widerstandskämpfer beherbergte, und wird wie das angenehm respektlose „Hirschen“ ebenfalls von Georg Schmiedleitner inszeniert werden. Tom Kühnel versucht sich an dem „Theaterrenner“ „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ und Ingo Berk dramatisiert Joseph Roths „Radetzkymarsch“. Nach seinem reduzierten, stilsicheren „Oedipus“ auf der Probebühne ein neugierig machendes Unternehmen. Weniger mondän, gleich spannend. Die Probebühne ist weniger mondän, aber mindestens gleich spannend. Besonders gespannt darf man auf die Theateradaptierung des Jahrhundertromans „Lolita“ von Nabokov durch die Intendantin höchstselbst sein – eine ziemliche Herausforderung. Ingeborg Bachmanns „Malina“, realisiert von Patrick Schlösser, ist die dritte Romanadaptierung. Die sehr beachtliche Regisseuse Christina Rast realisiert das Gewinnerstück des Blogfestivals, außerdem werden noch Kleists „Penthesilea“ und zwei Projekte, „Eine Odyssee“ von Ad de Bont in Kooperation mit Studenten der Kunstuniversität Graz und „Arche Noah“ von Franz Abt, zu sehen sein. Und der Hausmatador Christian Winkler inszeniert sein eigenes Stück „Don Quixote und die Helden der Mantscha“. Mantscha? Das war doch schon eine Heldin in einem Stück des TiB? Wie auch immer. Man kann sich auf abenteuerliche Theaterzeiten einstellen. Willi Hengstler
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