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Was leuchtet ist Licht |
Sonntag, 8. Juni 2008 | |
perspektive. hefte für zeitgenössische literatur. Heft. 58. rabbiD. Graz 2008, 140 Seiten, 5,- Euro Spannende Texte versammelt die aktuelle Ausgabe der Grazer Literaturzeitschrift „pespektive“: D. Holland-Moritz’ „beat box“ – vom Grundton her den Siebzigern verhaftet – ist allein schon lesenswert wegen seines Hinweises auf die in Bern lebende Künstlerin Sophie Schmidt – googeln Sie sie mal! – deren fotorealistische Aquarelle Ikonen des Spätkapitalismus – Preiszettel, Kontoauszüge, aber auch Wrigley-Kaugummipackungen – auf die Schaufel nehmen. Sylvia Egger verteidigt die Avantgarde und lamentiert über die Flaneurhaftigkeit der aktuellen Lyrikproduktion. Evelyn Schalk untersucht die Aneignung guevaristischer Guerilla-Konzepte durch die Werbeindustrie; Carola Göllner erkundet die Lage im ehemals roten Wedding; Gloria Hoo bezieht sich in ihrer Avantgardedefinition auf Benjamin. Florian Neuner duchstreift Sterkrade, einen Stadtteil von Oberhausen im Ruhrgebiet, und findet im realen und übertragenen Sinn kein Zentrum (dort gibt es auch keines, hat Hans G Helms kürzlich in Graz erklärt, weil die Expansion der Thyssen-Werke und der damit verbundenen Verkehrswege die Entstehung herkömmlicher Stadt-Strukturen von Vorneherein unterbunden hat). Helmut Schranz betrinkt sich, von der Liebsten verlassen, nächtlich in Wien. Crauss paraphrasiert einen Siebziger-Jahre-Porno; Alexander Schwarz untersucht das Verhalten der gemeinen mitteleuropäischen barfly (Wer erinnert sich noch an den gleichnamigen Film nach einem Drehbuch von Charles Bukowski?); Stefan Schmitzer denunziert in einem bemerkenswerten kleinen Text das Kulturmanagement als das neue Pfaffentum der Provinz – „coolness im Dienste der Monstrositäten“. Weitere lesenswerte Beiträge stammen von Sophie Reyer, Silvia Stecher, Anita Niegelhell und Sophie Ambrosig; Antje Finger beschäftigt sich mit den Theorien des russischen Konstruktivisten Wladimir Tatlin. Den Abschluss bilden mehrere Texte, die sich mit der vom deutschen Wochenmagazin Zeit präsentierten zeitgenössisch-biedermeierlichen Lyrik auseinander setzen: Uwe Warnke, D. Holland-Moritz und Ralf B. Korte erbittern sich – zu Recht – über Jan Wagner, Hellmuth Opitz, den schlichtweg reaktionären Eichendorff-Verehrer Norbert Hummel und Matthias Kehl, dem in seinem Gedicht „Rolltreppe Karstadt“ die unsterbliche Formulierung gelingt: „draußen an der luft / ists dunkel was / leuchtet ist licht“. cs KORSO verlost in Kooperation mit der perspektive 10 Ausgaben des aktuellen Heftes beim Kulturquiz unter www.korso.at!
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