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Den Sand hören
Sonntag, 8. Juni 2008
Emil Breisach: Den Sand hören. Epigramme und Gedichte. Bibliothek der Provinz, Weitra (O.-Ö.) o.J. (2008), Publication PN 1, 132 Seiten

Der vierte Band von Emil Breisach in der Bibliothek der Provinz– nach „Klangstaub“, „Aderngeflecht“ und „Augenblicke des Zauderns“ – wird eingeleitet durch Manfred Mixner, der dem ehemaligen Rundfunkmann (u. a. Landesintendant von ORF-Landesstudio Steiermark) seit langem durch gemeinsame Arbeit und durch Freundschaft verbunden ist. Mixner nennt Lesen „das Hören mit den Augen“, wobei ganzheitliches, die Sinne verbindendes Verstehen möglich wird und so das Schreiben für Breisach als Modus der Teilnahme am politischen und kulturellen Alltag bis heute Bedeutung hat. Als „diskret neugieriger Mensch“ wird Breisach beschrieben, und er suche immer „den richtigen, den angemessenen Abstand zu sich selber, zu den Dingen und zu den Menschen“. Nicht Abgeklärtheit, auch nicht Resignation vermitteln die Texte dieses Bandes, sondern der Verfasser, nunmehr schon fast zwanzig Jahre über das „Renteneintrittsalter“ hinaus, probiert immer noch aus, tastet seine Erfahrungen ab nach mitteilbaren Formeln, auch in Frageform, für dich und mich: „Als Originale kommen wir zur Welt / Was nötigt uns / als Kopien zu sterben“ (S. 33) Also wollen wir darüber nachdenken!
Vor allem die Epigramme, aber auch die Gedichte sind Zeugnisse von Witz im Sinne von Verstand: (S. 44)
„Vergiß nicht
wenn du die Nase rümpfst
zuvor sie zu putzen“
Weniger Lyrik als in den drei vorausgehenden Bänden, mehr Kritisches; dies entspricht Breisachs Bedürfnis, sich einzumischen, aber auch vom anderen Menschen zu erwarten, dass er über die Zusammenhänge von Öffentlichem und Privatem, von Lebenserfahrung und Literatur bzw. Sprache, durch die Lektüre dieser Reflexionen ein wenig nachdenkt, aber vergnüglich: (S. 55)
„Wir hocken alle / im Teig den wir rühren“
Hedwig Wingler

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