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Zweiter Teil einer kleinen Geschichte der Stadt Graz |
Sonntag, 11. Mai 2008 | |
Der schon bestehende erste Teil der Ausstellung GRAZ PORTRAITS im
Grazer Stadtmuseum, in dem die Geschichte von Graz zwischen 1400 und
1809 anhand von Porträts erzählt wird, wurde nun um einen zweiten
erweitert, der die Zeit von 1809 bis 1945 behandelt. Angelehnt an die schon bewährte Ausstellungsform, in der Spiegelflächen mit Texten versehen die historischen Epochen in kompakter Darstellung beschreiben, den Porträts maßgeblicher Persönlichkeiten gegenübergestellt, sehen sich hier auch die BesucherInnen wie in einem Spiegelbild der Geschichte. Grazer Geschichten. So werden in drei weiteren von insgesamt sieben Räumen zunächst die Grazer Geschichte unter den Kapiteln Wiener Kongress, Biedermeier als Vormärz, Märzrevolution 1848 und Die deutsche Frage über den Zeitraum von 1809 bis 1848 vorgestellt. Hier war etwa Erzherzog Johann mit der Modernisierung der Steiermark durch Gründung des Joanneums, der Steiermärkischen Sparkasse bis zur Wechselseitigen Brandschaden-Versicherung erfolgreich, während die Auseinandersetzungen mit dem napoleonischen Frankreich durchwegs zu Ungunsten auch der Steiermark verliefen. Ignaz Maria von Attems setzte sich als Landeshauptmann für die Trassierung der Südbahn ein, Georg Hauberrisser des Älteren Bauten wie das Palais Kees, das Sacre Coeur oder auf dem Karmeliterplatz prägen bis heute das Grazer Stadtbild beziehungsweise, um es wieder einmal zu erwähnen, fiel das von ihm erbaute Kommod-Haus in der Einspinnergasse noch 2003 einem Immobilienspekulanten zum Opfer. Eine witzige Statuette dagegen zeigt Johann Nepomuk Nestroy als Merkur, der eher wie eine menschliche Fliege aussieht, und im Porträt abgebildet ist Joseph von Hammer-Purgstall, der Orientalist und Gründer der Akademie der Wissenschaften, der in diesem Sommer zentral im Programm des neuen steirischen Kulturfestivals regionale08 steht. Im nächsten Raum (bis 1918) befindet sich die Versuchsstation des Weltuntergangs, wie Karl Kraus die Auflösung der Monarchie und den Ersten Weltkrieg bezeichnete. Industrialisierung. Neben der Slawischen Frage ist eine Abteilung dem Thema Industrialisierung gewidmet. Ab 1889 war Johann Puch (Janez Puh) in die Produktion von Fahrrädern eingestiegen, es sollten Motorräder und Automobile folgen. Der gelernte Huf- und Wagenschmied Johann Weitzer erzeugte Fahrzeuge für den Bau des Suezkanals und die ersten österreichischen Hinterladergewehre. 1895 wurden von 1200 Arbeitern Waggons, Lokomotiven und elektrische Straßenbahnen gebaut. In den Weltkriegen produzierte die Firma Weitzer hauptsächlich Kriegsmaterial. Katharina Pratobevera dagegen ist uns als Katharina Prato bekannt. 1858 publizierte sie Die süddeutsche Küche, die in 80 Auflagen bis 1957 500.000 Mal gedruckt und in 16 Sprachen übersetzt wurde. Faschismen – soziale Frage. Raum VI behandelt Faschismen, die Soziale Frage, Das Ende der Ersten Republik und den Anschluss. Der sozialdemokratische Bürgermeister Vinzenz Muchitsch ging gegen Spekulation mit leerstehenden Wohnungen vor, Martha Tausk engagierte sich für das Frauenwahlrecht und Oktavia Aigner-Rollet war erste berufsausübende Ärztin in der Steiermark. Vertreter der österreichischen Moderne waren die Steirer Fritz Silberbauer und Wilhelm Thöny, der allerdings ab 1931 in Frankreich und seit 1938 in New York lebte. Aufgrund der herrschenden „politischen Manieren“ kam ein Grazbesuch 1934 nicht mehr zustande und damit blieb Thöny auch bis zu seinem Tod 1949 in den USA. Und schließlich ist ein ganzer Raum der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus gewidmet – Tätern, vor allem aber Opfern wie Rabbiner David Herzog, der Künstlerin Ida Maly und dem Architekten Herbert Eichholzer. Die Ausstellung GRAZ PORTRAITS. Eine kleine Geschichte der Stadt Graz ist im Stadtmuseum Graz bis 31. August zu sehen. Informationen, auch zu wöchentlich wechselnden Themenführungen, unter www.stadtmuseum-graz.at wm
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