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Die Wikinger abseits von Klischees und Mythen
Sonntag, 11. Mai 2008
Mehr als ein Jahrtausend nach ihren Eroberungszügen entlang der europäischen Küsten haben die Wikinger jetzt auch die Montanstadt Leoben fest im Griff: Bis zum 30. November ist die Ausstellung über die nordischen Seefahrer in der Kunsthalle der obersteirischen Metropole zu sehen.

„,Die Wikinger‘ werden alle faszinieren, die an der Entstehung Europas interessiert sind“, sagt Prof. Wilfried Seipel, Direktor des Kunsthistorischen Museums Wien. Und in der Tat: Wer außer Fachleuten weiß schon darüber Bescheid, dass die skandinavischen Seefahrer wichtige europäische Städte wie Dublin, Kiew oder Reykjavik gegründet haben? Denn: Nach wie vor sind die auf uns gekommenen Überlieferungen stark vom Klischee der Klöster und Städte plündernden Barbaren aus dem Norden geprägt, ein Bild, das nur sehr eingeschränkt der Wahrheit entspricht, unterstreicht Ausstellungs-Kurator Dr. Matthias Pfaffenbichler. Schatzfunde in den nordischen Herkunftsgebieten der Wikinger beinhalten nämlich wesentlich weniger geplünderte Klosterschätze als Münzen aus dem byzantinischen Raum, das Ergebnis regen Handels mit dem Osten.

Die Entdeckung Amerikas war nur eine Episode. „Für die Wikinger war der Osten als vor allem wirtschaftliches Expan-sionsgebiet wesentlich wichtiger als die bei uns bekannteren Eroberungs- und Entdeckungsfahrten in den Westen“, betont Pfaffenbichler. So sei die Entdeckung Grönlands und wenig später Nordamerikas bloß eine Episode in der Geschichte der nordischen Seefahrer, die keine nachhaltige Wirkung gehabt habe. Dagegen waren im Osten skandinavische Herrscher – als von den Einheimischen eingeladene so genannte „Leihfürsten“ – maßgeblich an der Entstehung der „Alten Rus“ und damit Russlands beteiligt.

Wikingerschiff im Mittelpunkt. Die elfte ethnografische Ausstellung in der Leobener Kunsthalle zeigt unter anderem aufwändig gestalteten Gold- und Silberschmuck, Gegenstände der Alltagskultur – vom Kamm über Spielsteine und Schlittschuhe bis zur Waage und Waffen aller Art, vieles davon kommt aus der Petersburger Eremitage. Ins Zentrum hat Ausstellungsarchitekt Mag. Arno Grünberger den Nachbau eines 16 Meter langen Wikinger-Kampfbootes gestellt. Ausgezeichnet gestaltete Überblicks-Tafeln vermitteln darüber hinaus ein wissenschaftlich fundiertes Bild, ohne dass dies auf Kosten der sinnlichen Erfahrung geht.

Spezialprogramm für Kinder. Besonders ausführlich gestaltet sich diesmal das Rahmenprogramm, betonen Bürgermeister Dr. Matthias Konrad und Kulturstadtrat Franz Valland: So wird u.a. zwischen 17. und 25. Mai 2008 am Stadtkai ein historisches Wikingerlager stattfinden – Markt- und Handwerkstreiben und Kampfdarbietungen inklusive. Dazu wird ein originalgetreu nachgebautes Wikingerschiff auf der Mur unterwegs sein. Für Kinder gibt es darüber hinaus während der gesamten Ausstellung eigens konzipierte Führungen und ein- und zweitägige Workshops.

Informationen unter: Tel. 0810/ 008700, www.leoben.at

Ausstellungsdauer: Bis 30.11.2007, geöffnet täglich von 09.00 bis 18.00 Uhr, Führungen für Einzelbesucher täglich um 11.00 und 15.00 Uhr
Kinderprogramm im KORSO-Kulturkalender auf Seite 24
Eintritt: Erwachsene 9,- Euro, in Gruppen ab 7 Personen 7,-,
SchülerInnen, Studierende, 4,50 Euro

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