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„Steirischer Fahrradgipfel“ sorgt für mehr Rad-Lust
Samstag, 10. Mai 2008
Das Fahrrad ist wieder schwer im Kommen: Vom Autoverkehr verstopfte Städte, schlechte Luft und ohnehin teure Spritpreise geben Anlass zum Umdenken. Viele Jahre nach seinen ersten revolutionären Ansätzen in den achtziger Jahren soll Graz wieder zur Fahrrad-Hauptstadt Österreichs werden und die Grüne Mark zum „Radl-Land“. Am „1. steirischen Radgipfel“, der vom 17. bis 18. April stattfand, zeigten internationale Referenten mit Best Practice-Beispielen und österreichische Fahrradexperten, wie man die „Lust“ am Rad als Alltagsverkehrsmittel wieder zu wecken vermag.

Mehr Radlen im Alltag. Die Grund-idee für eine fahrradfreundliche Umwelt ist 2007 mit „Rad im Alltag“ im Verkehrsressort des Landes Steiermark entstanden. Ziel der Kampagne ist es, den Radverkehrsanteil in den nächsten fünf Jahren landesweit zu verdoppeln – von derzeit 6% auf 12%“ „Wir wollen uns in den kommenden fünf Jahren auch beim Radwegebau auf das Alltagsradeln konzentrieren“, betonte Verkehrslandesrätin
Mag.a Kristina Edlinger-Ploder. Gemeinsam mit den Projektpartnern, der Forschungsgesellschaft Mobilität (FGM) und der Fahrradlobby ARGUS Steiermark, haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Aktivitäten des Landes Steiermark und der steirischen Gemeinden im Radverkehr vorzustellen und Informationen rund um das Radfahren und neue Aktivitäten im Radverkehr zu geben.

„Einfach Aufsteigen und Losfahren“. Dass Verkehrspolitik nicht bürokratisch sein muss, demonstrierte „ausgerechnet“ der deutsche Prof. Heiner Monheim von der Uni Trier. Mit einer emotionalen Imagekampagne will er der Rad-Lust auf die Sprünge helfen: „Während Autos als emotionale Lifestyleobjekte mit Öko-Image beworben werden, wird das Rad als nüchterner Technikartikel verkauft – das sollte sich ändern.“ Dazu braucht es auch keine aufwändig um teures Geld gebauten Radwege, sondern nur den Willen der Politik, dem Rad einen Vorrang im Straßenverkehr einzuräumen, um die Städte wieder „wohnlicher“ zu machen. Dass sich dies auch als ökonomischer Nutzen niederschlägt, führte Thomas Krag am Beispiel dänischer Städte untermauert mit Statistiken vor.

Mit Prof. Heiner Monheim (Uni Trier) sprach Josef Schiffer für KORSO auf dem Fahrrad-Gipfel über die lustvolle Zukunft des Radfahrens.

Welche Trends sehen Sie beim Fahrrad?

Neben dem Rennrad und dem Mountainbike gibt es jetzt ein großes Comeback des gemütlichen Stadtfahrrades – wie es in den Städten Hollands seit Jahrzehnten millionenfach tagtäglich ganz selbstverständlich verwendet wird. Daneben kommt es wieder vermehrt als wirtschaftliches und umweltfreundliches Betriebsfahrzeug zum Einsatz, nicht nur Velo-Kuriere, sondern auch Lastfahrräder für die Zustellung und Kleingewerbe haben eine viel versprechende Zukunft vor sich.

Welche Wege muss die Politik beschreiten, um das Radfahren wieder attraktiver zu machen?
Das Fahrradfahren muss mit dem Gedanken der Lust verknüpft werden, dazu braucht es eine keine aufwändige Infrastruktur, wo alle paar Jahre um horrendes Geld 200m
Radweg feierlich eröffnet werden. Das Auto hingegen verpestet nicht nur die Luft der Städte, sondern verbraucht vor allem sehr viel Platz. Diese Beeinträchtigung der urbanen Lebenswelt kann dadurch beseitigt werden, dass man die Innenstadt wieder den Fußgängern und Radfahrern zurückgibt. Zusätzlich ist für die Renaissance des urbanen Raumes das Konzept des Shared Space (gemeinsame Verkehrsflächen) ein zentrales Element, um den Autoverkehr zu domestizieren und dem Radverkehr Chancengleichheit einzuräumen. Gerade in Graz hätte man hier mit den bereits bestehenden Strukturen die besten Voraussetzungen, man muss nur den Mut finden den Weg weiterzugehen.

Wie kann das funktionieren?
Die Millionenstadt Paris macht es gerade vor: Mit dem Projekt „Velib“ hat sie binnen kürzester Zeit 20.000 Mieträder aufgestellt. Das System wird bestens angenommen, seit dem Herbst sind über 13 Millionen Nutzungen zu verzeichnen, Die Voraussetzungen dafür müssen nur gut durchdacht sein: Angebote in der Innenstadt in Gehweite, ein einfach handhabbares Chipkartensystem für die Ausleihe und natürlich perfekte und regelmäßige Wartung des Fahrzeugpools.

Infos: www.radland.steiermark.at, www.radlobby.at

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