Als „Key-Speaker" hatte die „neue" Energie Steiermark den dänischen Wissenschaftler Bjørn Lomborg in den Dom im Berg geladen, um unter der Leitung von Peter Rabl mit der Grünen Monika Langthaler über die Themen Klimawandel, Kyoto-Ziele und Energiesicherheit zu diskutieren.

Genialer Denker oder „ökologischer Revisionist"? Laut Time Magazine zählt Lomborg zu den 100 Top-Entscheidern unserer Zeit und wird unter die zwanzig wichtigsten Intellektuellen gereiht. In seinem Bestseller „Apokalypse No!" (deutsch 2001) prangerte der frühere Greenpeace-Aktivist die Schwarzmalerei von Umweltorganisationen an und sorgte mit seinen provokanten Umwelt-Thesen weltweit für Aufsehen.
Seine Lösungsansätze für die Herausforderungen unserer Zeit fußen auf dem unverwüstlichen Optimismus, dass man nur die richtigen Prioritäten für die vorhandenen Geldmittel setzen muss. Gesagt – getan versammelte der aufstrebende Wissenschaftler in Kopenhagen einige der prominentesten Ökonomen, um eine Liste der drängendsten Probleme aufzustellen. Deren Schlussfolgerung lautete, dass es wesentlich sinnvoller sei Milliarden in Aids-Programme und Entwicklungshilfe zu investieren, als Geld für die Klimapolitik, wie das Kyoto-Protokoll, auszugeben, da die Erderwärmung dadurch ohnehin nur minimal gebremst werde.

Heftig umstrittene Thesen. Unter seriösen Klimaforschern lösen Lomborgs unorthodoxe und nicht unzynische Rechenexempel mit Menschenleben Empörung aus: „Für die Kosten von einem Jahr für Kyoto könnten durch sauberes Trinkwasser und Hygienemaßnahmen zwei Millionen Tote und hunderte Millionen Erkrankungen verhindert werden." Mit zahlreichen Statistiken und Tabellen versucht Lomborg seine These zu stützen, dass die Menschheit nicht knapp vor dem Jüngsten Gericht steht, sondern in den vergangenen Jahrhunderten eigentlich alles immer besser geworden sei. Dass nicht alle seiner Behauptungen einem wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisstand entsprechen, stört ihn dabei offenbar wenig und es fallen gewagte Behauptungen wie etwa, dass „die Umweltbelastung in London in den letzten 150 Jahren drastisch gesunken ist oder die Erdölvorräte der Welt noch für viele Jahrzehnte reichen werden".
Seine Frohbotschaften lässt sich Lomborg dennoch großzügig entgelten und kassiert mutmaßlich für einen Abend vor Publikum mehr als ein Uni-Professor im Semester. Ob die Finanzierung solcher Auftritte zur Verharmlosung von ernsthaften Themen im Interesse der steirischen Stromkunden liegen kann, steht freilich auf einem anderen Blatt.

js