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Das Karge, Spröde, Abwesende. |
Dienstag, 8. April 2008 | |
Nachtrag zu zwei Ausstellungen über Giselbert Hoke in Graz. Der Freitag war ein besonderer Tag in den ersten Semestern des Architekturstudiums. Wir pilgerten in das Stift Rein, haben dafür weder Kosten noch Mühen gescheut, und sind jede Woche wieder zu Fuß, mit den Fahrrädern, dem Bus oder sonstigen Fahrzeugen auf die Reise gegangen. Der Tag war der „Künstlerischen Gestaltung“ gewidmet und fand „exterritorial“ statt: In Rein war das Institut für Künstlerische Gestaltung von Giselbert Hoke eingerichtet, aufgebaut und zur Blüte gebracht worden. In seiner besten Zeit gab es die Malerei„klasse“ unter Hokes eigener Leitung, sowie die Bildhauerei„klasse“, welche zuerst von R. Kedl und später, nach dessen Tod, von H. Albrecht geführt wurde. Die Freitage begannen mit einem Monolog Hokes, den so genannten Motivationsgesprächen. Das gesprochene Wort als zentraler Teil seiner Gestaltungslehre war von großer Intensität, Ausdrucksstärke und Kraft und tiefer Wirkung auf die Studierenden. Bilder vom Nichts. Rund um den 80. Geburtstag des großen Künstlers und leidenschaftlichen Lehrers Giselbert Hoke fasste die Architekturfakultät der TUG den Entschluss, ihren emeritierten Professor, der sein Institut über 20 Jahre leitete, zu würdigen. Als Partner konnten die Sezession Graz, deren Mitglied Hoke ist, mit ihrer Präsidentin Linda Leeb, und das Landesmuseum Joanneum, Abteilung Künstlerhaus unter der Leitung von Werner Fenz als Partner gewonnen werden. Das Ergebnis waren zwei Ausstellungen, die vom 19. März bis zum 06. April in Graz zu sehen waren. Zur Eröffnung kam Hoke selbst – und an die 500 Weggefährten, Freunde, ehemalige StudentInnen und KunstfreundInnen. Im Künstlerhaus wurden unter dem Titel „Nada – das wirksame Nichts“ Bilder der letzten 25 Jahre gezeigt. Kurator Fenz bemühte sich also an die schon lange zurückliegende letzte Ausstellung Hokes in Graz anzuschließen und die seither vollzogene künstlerische Entwicklung darzustellen. Waren in den älteren Arbeiten noch deutlich figurative und landschaftliche Motive erkennbar, so hat der Künstler den Weg zur Abstraktion fortgesetzt; in den jüngsten Palettenbildern sowie den großformatigen Nada-Bildern (von etwa 2 x 3 m) sind keine gegenständlichen Motive mehr erkennbar. Es geht um die „reine Malerei“, nicht um die Darstellung von vorgefundenen Formen, Figuren oder Naturerscheinungen. Malerei der Malerei wegen, somit also um die Darstellung des NICHTS (span. Nada), woraus sich die Bezeichnung der jüngsten Bilder erklärt. Auf das Werk des Malers ging anlässlich der Eröffnung insbesondere der wohl profundeste Hoke-Kenner unter den Kunsthistorikern, Wieland Schmied, ein. Die vorhergehenden großen Ausstellungen des Künstlers im Museum Moderner Kunst in Klagenfurt (2006) und in der Villa Manin bei Udine (2007) wurden von ihm kuratiert. Außerdem ist er der Herausgeber des jüngsten Buches über Giselbert Hoke, welches ebenfalls bereits die Nada-Bilder aufgenommen hat. Lebensentscheidende Begegnungen. An der Technischen Universität wurde der Versuch unternommen, die eingangs beschriebene Stimmung der freitäglichen Klausur im Stift, einschließlich Motivationsgespräch des Lehrmeisters, noch einmal erlebbar zu machen. Eine Videoinstallation von Christian Fröhlich und Günter Koberg erweitert den Monolog durch „Antworten“ ehemaliger Professorenkollegen und Studenten zu einer dialogartigen Situation, bei der zwölf weitere Personen zu Wort kommen. Dieses äußerst lebendige Dokument stellt eindrücklich die Bedeutung der Lehrerpersönlichkeit Hokes im Kontext der Architekturfakultät dar, insbesondere aber seine enorme Wirkung auf Studierende. Dabei wird deutlich, dass für viele die Begegnung mit Hoke eine lebensentscheidende Weichenstellung bedeutete. Dies ungeachtet der Tatsache, ob sie beruflich in weiterer Folge bei der Architektur geblieben sind, zur Malerei wechselten oder in anderen Bereichen tätig wurden. Prägnante Charaktere wie Giselbert Hoke haben als Künstler sowie als Lehrer eine nachhaltige Wirkung auf den Ort ihrer Wirkung und die Personen, die daran teilnehmen können. Die Ausstellungen in Graz legten davon ein eindrucksvolles Zeugnis ab. Dass LH Mag. Franz Voves Hoke noch in diesem Jahr das Große Ehrenzeichen des Bundesministeriums für Kunst und Kultur verleihen wird, mag als ein weiteres kleines Indiz für die öffentliche Anerkennung von Hokes Wirken gesehen werden. Günter Koberg
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