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Benachteiligungen für Bio-Bauern durch den neuen "Grünen Pakt"
Archiv - Nachhaltigkeit und Ökoland
Samstag, 8. April 2006
Image BIO AUSTRIA ist der größte Bio-Verband Österreichs und Marktführer am heimischen Bio-Lebensmittelmarkt. Rund 2.400 steirische Landwirte wirtschaften nach den strengen Bio-Richtlinien von BIO AUSTRIA. Für KORSO sprach Manfred Unterholzer mit Herbert Kain, Obmann von BIO ERNTE AUSTRIA – Steiermark über den neuen „Grünen Pakt".


In einer Pressekonferenz am 8. März 2006 gab es heftige Kritik von Ihrer Seite an dem neuen „Grünen Pakt für Österreichs Landwirtschaft". Zu erwartende hohe Kürzungen bei den Förderungen für die heimischen Bio-Bauern und Bevorzugung intensiv wirtschaftender Betriebe schon ab dem Jahr 2007 waren da die Hauptkritikpunkte. Hat sich in der Zwischenzeit da etwas geändert?
Landwirtschaftminister Pröll hat uns Gesprächsbereitschaft signalisiert, in den nächsten Wochen soll verstärkt verhandelt werden, wir hoffen natürlich auf eine bestmögliche Berücksichtigung unserer Kritikpunkte und auf eine Lösung im Sinne der Umwelt, der Bauern und der Konsumenten.

Was sind für Sie die wesentlichsten Ansatzpunkte für einen neuen „Grünen Pakt" im Sinne der Bio-Bauern?
An vorderster Stelle des „Grünen Paktes" soll ein Umweltprogramm stehen, das weiterhin die Umweltleistungen in den Vordergrund stellt und den gesellschaftlich anerkannten Weg einer umweltorientierten Landwirtschaft sicherstellt. Daher ist es für uns unverständlich, intensiver wirtschaftende Betriebe zukünftig besser zu fördern und Bio-Betriebe bzw. flächenbezogen standortangepasst wirtschaftende Betriebe zu benachteiligen, zumal der Konsum von biologischen Lebensmitteln ständig wächst. Außerdem ist zu befürchten, dass durch den immer weiter fortschreitenden Abbau von Handelshemmnissen im Rahmen der Abkommen der Welthandelsorganisation WTO immer mehr billiges Fleisch importiert wird.

Können Sie die Benachteiligung für die Bio-Bauern näher erläutern?
Strikt abzulehnen ist eine Staffelung der Grünlandprämie nach RGVE („Raufutter verzehrende Großvieh-Einheiten")-Besatz pro ha. Laut jetzigem Vorschlag ist die höchste Förderung bei 1,8 RGVE pro ha zu erzielen. Damit wird ein Anreiz geboten mehr Tiere zu halten und mehr Zukauffutter einzusetzen. Damit steigt die Nitrat-Belastung und das Klima wird stärker belastet. Weiters erhöht sich mit zunehmender Intensität auch der Medikamenteneinsatz. Laut Grünem Bericht ist das Einkommen für Grünlandbetriebe sehr gering und liegt bei Euro 925,-- pro Monat und Arbeitskraft. Das Einkommen bei Ackerbaubetrieben ist doppelt so hoch. Die Angleichung der Grünlandprämie an die Ackerprämie unabhängig von der Höhe des Tierbesatzes ist uns
daher ein großes Anliegen.

Welche Auswirkungen auf das Einkommen der Bio-Bauern sind zu erwarten?
Wir haben mehrere Bio-Betriebe durchgerechnet und es ergaben sich zu erwartende Einbußen von durchschnittlich mehr als 30%. Besonders betroffen sind flächenbezogen wirtschaftende Grünlandbetriebe. Dramatisch ist die Situation für die Bergbauern: Aufgrund der geringen Intensität des alpinen Grünlandes liegen die Bergbauern häufig bei einem RGVE-Besatz von 0,8 bis 1 RGVE pro ha.

Welche Umweltleistungen sollten vermehrt unterstützt werden?
Ergänzend zur Maßnahme „Verlustarme Ausbringung von flüssigen Wirtschaftsdüngern" fordern wir eine Festmistprämie für die Ausbringung von Festmist und Kompost. Die positive ökologische Wirkung ist hier mit Sicherheit höher als bei der bodennahen Ausbringung von Gülle. Die drohenden Verluste durch den Wegfall der Grundförderung könnten mit einer Weideprämie abgefedert werden, wobei die artgerechte Tierhaltung und die Verbesserung der Fleischqualität im Mittelpunkt stehen sollen.

Knapp vor Drucklegung dieser Ausgabe gab es am 3. April 2006 eine Einigung zwischen dem Landwirtschaftsminister, den Landesagrarreferenten und den Präsidenten der Landwirtschaftskammern über den neuen „Grünen Pakt". Stellungnahmen und Berichte dazu lesen Sie in der nächsten KORSO-Ausgabe.

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