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Risikofaktor Gentechnik in Futter- und Energiepflanzen
Montag, 7. April 2008
In der Europäischen Union ist bekanntermaßen die Verwendung von Bestandteilen gentechnisch manipulierter Organismen (GVOs) für die Herstellung bzw. den Import von Lebensmitteln nicht zugelassen, was nicht zuletzt auf die starke Ablehnung solcher Produkte von Seiten der Verbraucher zurückzuführen ist.

Allerdings wird der Ruf nach dem Einsatz von GVOs angesichts des rapid steigenden Hungers nach Energiepflanzen zunehmend lauter – teilweise sogar von heimischen Politikern – geäußert. Dass damit eine drohende Ausbreitung der genetisch veränderten Saaten auf herkömmliche bzw. biolandwirtschaftliche Kulturen Hand in Hand geht, muss jedoch zur Besorgnis Anlass geben, mahnen Kritiker.

Agrotreibstoffe dienen der Ausbreitung von GVOs.
Zu diesem brisanten Thema veranstaltete im März der Biobauernverband Bio Austria an der Land- und Forstwirtschaftlichen Fachschule Alt Grottenhof einen Informationsabend, an dem renommierte Gegner der Gentechnik vor den unabsehbaren Risiken warnten, die durch die Ausbringung von ihrer Ansicht nach unzureichend geprüften „Gen-Saaten“ entstehen. Manfred Grössler, Herausgeber des Buches „Gefahr Gentechnik“, erkennt in den Aktivitäten von Saatgutkonzernen wie Monsanto das Bestreben, die Produktion auf dem Agrarsektor weitestgehend zu kontrollieren: „Die Ausweitung der Patentfristen, der Rückzug staatlicher Behörden und die skandalösen Knebelungsverträge mit den Farmern weisen eindeutig in diese Richtung.“
Die teilweise enormen Preissteigerungen auf den Weltmärkten bildeten das Thema des Agrarproduktenhändlers KR Karl Pilstl aus Raab/OÖ. Großinvestoren tragen in den Schwellenländern zu einer Industrialisierung der Landwirtschaft und damit einer Vertreibung der Kleinbauern bei, weil diese sich das teure Saatgut und die stets in Kombination damit verkauften Spritzmittel nicht leisten können. Die rücksichtslose Ausbeutung der Böden führt wie in China zusätzlich zur Erosion von wertvollem Ackerland, sodass eine ausreichende Ernährung der wachsenden Bevölkerungszahl immer ungewisser wird.

Falsche Versprechungen. Eine weitere Facette dieser durch den Handel an den Weltmärkten verursachten Entwicklung schilderte der bayrische Futtermittelhändler Josef Feilmeier. Eine noch wenig bekannte und hinterfragte Tatsache ist, dass GVO-Soja wie auch andere gentechnisch veränderte Saaten in beträchtlichem Umfang auch nach Österreich importiert werden, da die Verfütterung an Tiere noch als bedenklich eingestuft wird: „Studien der jüngsten Zeit weisen allerdings immer mehr auf zunehmende Krankheitsanfälligkeit von Tieren mit GVO-Soja-Fütterung hin.“
Die höheren Marktpreise von gentechnikfreien Futtermitteln – insbesondere Soja – fallen dabei kaum ins Gewicht, rechnet Feilmeier vor: „Durch den Ankauf von höherwertigem gentechnikfreien Soja könnten die höheren Kosten in der Fütterung ausgeglichen werden, da weniger davon beigemischt werden muss. Ersetzt man 1.000 kg Soja GVO 43 durch Soja HP-48 (Non-GMO), braucht man nur 850 kg der gentechnikfreien Ware, um denselben Proteingehalt zu erzielen.“ Auch das Argument der nicht ausreichenden Verfügbarkeit sei nicht stichhaltig, denn von Brasilien würde gentechnikfreies Soja als „genverändert“ deklariert, da derzeit zu wenig Nachfrage nach gentechnikfreien Produkten herrsche: „Dabei helfen die Gentechnikkonzerne auch mal gerne durch Beimischungen nach, sodass der erlaubte Mindestgehalt an GVOs überschritten wird.“
 
Josef Schiffer

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