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Impulsgeberin ohne Attitüde: Christine Winkler |
Archiv - Art Box | |
Samstag, 8. April 2006 | |
![]() ![]() Unbedeutend wird dabei das, was schon gewesen ist, unwichtig, was kommen wird. Nur langsam kommen wir ins Gespräch über die Anfänge, denn das sind längst vergangene Zeiten „tempi passati". Geboren 1972 in Hart bei Graz besuchte Christine Winkler die HTBLA für Bildnerische Gestaltung und Meisterschule für Kunst und Gestaltung in Graz. Auf die Frage, ob es da jemanden gegeben hat, der sie besonders gefördert hätte, nennt Christine Winkler ihren Meisterklassenlehrer Wolfram Orthacker, außerdem Richard Frankenberger und den jüngst verstorbenen Gerhard Lojen. Nach der Matura meinte Christine Winkler ihren Beruf, ihre Berufung gefunden zu haben und arbeitete für einige Zeit als Restauratorin. Auslandsaufenthalte folgten. Mit ihrem Lebensmann reiste Christine Winkler nach Indien und Ceylon. Damals stellte sie sich die Frage, was nun unmittelbar für sie – konkret als Frau – wichtig sein könnte, unmittelbar „anstehen würde". Sie wollte eine junge Mutter sein und wurde zu Belinda schwanger, die 1994 zur Welt kam. Zwei Jahre später kam Emily zur Welt. Diese Zeit der Reisen und der Geburten der Kinder erlebte Christine Winkler als Reise ins Schauen, in die Bewusstheit. ![]() In diesen Jahren entstanden immer so „ein bis zwei Geschichten" wie es Christine Winkler nennt. 2001 etwa machte sie beim Wettbewerb zur Litfasssäulengestaltung der Gruppe 77 „Kunst auf Zeit" mit und erhielt den ersten Preis. 2002 wurde ihr der Förderungspreis der Stadt Graz für Fotografie zugestanden. Werner Fenz schrieb in der Jurybegründung: „Die zeitgenössischen fotografischen Ausdrucksmöglichkeiten sind durch eine besondere Vielfalt geprägt. In dem daraus abzuleitenden breiten Spektrum der qualitativen Orientierung nehmen die Arbeiten von Christine Winkler eine herausragende Stellung ein. Auf der einen Seite kann seit mehreren Jahren ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess verfolgt werden, auf der anderen Seite sprechen die Fotografien Themen an, die für eine aktuelle Positionierung dieses künstlerischen Mediums nicht nur relevant, sondern Impuls gebend sind." ![]() In der Einladung zur Ausstellungseröffnung von Christine Winklers bislang letzter Arbeit „Dass ich eins und doppelt bin" schreibt Alois Kölbl in Anlehnung an einen Text von Miriam Porta: „Mit den technischen Möglichkeiten der Fotografie traten die Suche nach Selbstvergewisserung im Abbild, wie die Frage nach menschlicher Identität, aber auch nach Kontinuität und dem, was bleibt, in ein neues Stadium künstlerischen Diskurses. Im Werk der Foto-Künstlerin Christine Winkler treten sie in besonders intensiver wie poetisch offener Form zu Tage. Die Bilder von Mutter und Tochter, ganz buchstäblich in berührender Nähe gezeigt, machen in irritierender Intensität die Sehnsucht nach dem Einssein und gleichzeitig die Angst vor der Aufgabe eigener Individualität im Bild auf Augenhöhe und in Blickkontakt mit der Betrachterin/dem Betrachter bewusst." Es ist dieser poetisch offene Zugang der Künstlerin Christine Winkler, der sich durchzieht, der in der Betrachtung der Bilder unmittelbar erlebbar wird, der aber auch im Gespräch mit ihr lebt. Wenn Christine Winkler sich selbst beschreibt, bezeichnet sie sich als „einfach glücklich". Kein Klagen über Identitäts- oder Existenzkrisen, über die Frage der eigenen Rolle im künstlerischen Erlebnisprozess – persönlich wie sozial – nichts dergleichen. Kein Klagen über finanzielle Sorgen, nicht zu verwirklichende Projektideen, Schwierigkeiten einer Existenz als Mutter von drei Kindern ohne fixes Einkommen, nichts dergleichen. Christine Winkler ist glücklich, genießt ihr Leben und ihre Lieben, ihren Freundeskreis und ihr Arbeitsfeld, das sich zunehmend vernetzt. Zurzeit stellt Christine Winkler ein Portfolio zusammen und macht zwei „Geschichten" für das Forum Stadtpark. Eine davon ist, dass 10 FotokünstlerInnen sich mit drei Arbeiten quasi auf den Markt begeben haben und bei einem Casting von ihren Modellen ausgesucht werden können. Nähere Infos: Christine Winkler ist schon neugierig, welche Modelle sich für sie entscheiden werden und aus welcher Motivation sie das tun. Ein zweites Projekt, ein Foto-/Experimentier-/workshop mit Kindern – von 7 bis 12 Jahren –, ebenfalls im Forum Stadtpark, ist in Vorbereitung. Und man wird sehen, was sonst noch so geschieht in nächster Zeit. Astrid Polz-Watzenig Ausstellungen und Projekte 2006: Dass ich eins und doppelt bin., KHG Leechgasse 24, Graz2005: Kontra-Punkte, Pécs, Porec, Zagreb, Sarajevo, Ljubljana, Maribor, Belgrad etc. Photo_graz, Tratari Graz 2004: Technical Works, Siemens_artLab, Wien Schaukasten, Forum Stadtpark, Graz edition five, the smallest gallery, Graz 2003: Wo alles wahr ist, auch das Gegenteil, Diözesanpreisausstellung, Minoriten Galerien, Graz 2002: Fotografische Arbeiten, Retzhof, Leibnitz Graz intern, Forum Stadtpark, Graz Fortsetzung folgt_ IGS, Kaspar Harnisch, Graz 2001: Projekt Farbe, Raum 6.3.5., Ortweinschule Graz Kunst auf Zeit, Litfasssäulengestaltung der Gruppe 77, Graz (Preis) Farbe bekennen K.U.L.M. Steirisc[:her:]bst, Pischelsdorf Farbräume URANIA Fotogalerie, Graz PUBLIKATIONEN Camera Austria 81/2003, Forum, S. 50/51 Lichtungen 94/2003, IGS – Orte zur Kunst, S. 126 Kontakt: Christine Winkler Email: christine.winkler@gmx.at Astrid Polz-Watzenig ist Theologin und arbeitet als Bildungsreferentin in der Katholischen Hochschulgemeinde Graz sowie als Filmkonsulentin der Diözese-Graz-Seckau.
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