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Alcina bezaubert noch einmal |
Sonntag, 10. Februar 2008 | |
Nur drei Mal war im Dezember auf der Studiobühne der Grazer Oper die
„Alcina“ von Georg Friedrich Händel zu sehen. In intimem Rahmen trat
das Ensemble der Oper den Beweis an, dass Barockoper kurzweilig,
charmant und aktuell sein kann. Am 8. März bezaubert Alcina noch
einmal. Die 1735 in London uraufgeführter „Opera seria“ in drei Akten bildet zusammen mit Händels „Ariodante“ und „Orlando“ gewissermaßen einen Zyklus von Werken über Ariostos Epos „Orlando furioso“. Alcina lockt die Männer auf ihre Zauberinsel und verwandelt sie, sobald sie ihrer überdrüssig geworden ist, je nach Laune in Felsen, wilde Tiere oder Bäche. Doch die Diva hat ihr Herz an den Kreuzritter Ruggiero verloren, der so stark in ihren Bann gerät, dass er keinerlei Erinnerung mehr an die Vergangenheit hat und seine Verlobte Bradamante vergisst. Diese möchte ihn jedoch unbedingt zurück gewinnen und macht sich in Begleitung ihres väterlichen Freundes Melisso auf zur Insel. Kompliziert wird es, als Morgana, Alcinas Schwester, sich unsterblich in die als Mann verkleidete Bradamante verliebt. Die barocken Begehrlichkeiten und amourösen Verstrickungen finden ihren Höhepunkt, als Alcinas Liebeszauber gebrochen ist und sie keine Macht mehr über Ruggiero und all die anderen verzauberten Männer hat. Intimität und Sinnlichkeit. Die Idee zu einem außerspielplanmäßigen Opernprojekt auf der Studiobühne hatte Dirk Kaftan, erster Kapellmeister der Grazer Philharmoniker. Die Vorgabe war: „Es darf nix kosten“. Die acht Solistinnen und Solisten sind alle vom Haus und bei Bühnenbild und Technik wurde gespart, wo man konnte. Doch gerade die Intimität der Studiobühne bot die Chance, die Sinnlichkeit der Oper zu zeigen. Christiane Lutz, seit der Vorsaison Regieassistentin an der Grazer Oper und Händel-Spezialistin, lieferte ein beachtliches Regiedebüt. Es galt, mit kargen Versatzstücken und vagen Andeutungen zu zaubern. Und ihr Einfall ging dramaturgisch auf: In der Grazer Bearbeitung ist Alcina eine Zauberin der Bühne, eine Primadonna. Ihre Insel umgibt der Treibsand ihres Ruhmes, auf dem ihr Selbstverständnis aufbaut. Im modernen Bühnenbild bezaubert sie mehr, als sie verzaubert. Das Wesen der barocken Oper mit ihren Improvisationen und Verzierungen versucht Dirk Kaftan mit den Sängerinnen und Sängern erlebbar zu machen. Affekte wie Begierde, Zorn, oder Furcht, Freude, Liebe oder Hass, Sehnsucht, Eifersucht oder Mitleid, Trauer oder Schmerz werden musikalisch ausgedrückt, was eben jene Gemütsbewegungen beim Publikum hervorrufen soll. Vokale Glanzlichter setzen Martin Fournier als Oronte und Ivan Orescanin als Ruggiero mit überwältigender Mimik, wohingegen die übrigen Solisten mit den (Koloratur-)Tücken ihrer Partien beschäftigt sind. Hyon Lee in der Titelrolle besticht mit souveräner Technik und ergreifendem Ausdruck. Sehr sehenswert! Unbedingt Karten sichern für den 8. März! kd
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