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Stadtgeschichte sichtbar gemacht
Mittwoch, 12. Dezember 2007
„Eine kleine Geschichte der Stadt Graz" zu erzählen, war das Ansinnen von Direktor Otto Hochreiter und seinem Team, das nun in Konzept, Organisation und Gestaltung der aktuellen Ausstellung im Grazer Stadtmuseum mündete. Mittels Porträts von Persönlichkeiten vom Spätmittelalter bis zum Jahr 1809 wurden zunächst in drei Epochen-Räumen eine plastische und etliche bildliche Darstellungen vor dem historischen Umfeld in eine so kompakte wie nachvollziehbar chronologische Abfolge der Grazer Stadtgeschichte gebracht – ergänzt um biografische Beschreibungen.

Ernst der Eiserne und Major Hackher. Die Exponate stammen aus den Beständen der hauseigenen Sammlung, aus der Alten Galerie – von deren Leiter Ulrich Becker die Anregung zu einer historischen Porträt-Ausstellung stammt –, der Neuen Galerie, der Österreichischen Nationalbibliothek, dem Steiermärkischen Landesarchiv und von privaten Leihgebern. Freilich ist der Porträtbegriff, wie sich vor allem im ersten Raum zeigt, in kunsthistorischer Hinsicht bei einigen Exponaten mit Vorsicht zu genießen. Hier, und damit als älteste Persönlichkeit in der Ausstellung, ist Ernst der Eiserne (1377-1424), der im Bruderzwist mit Herzog Leopold V. um die Herrschaft in Österreich als Herzog von Steier, Kärnten und Krain in Graz residierte, in einem weit jüngeren Stich dargestellt. Ebenso Enea Silvio Piccolomini (1405-1464), der spätere Papst Pius II., dessen Konterfei Münzprägungen nachempfunden ist. Und so erzählt dieser Erste von drei Räumen die Geschichte der Habsburgischen Expansion, von Reformation und Gegenreformation in der Zeit des Humanismus, an dessen chronologischem Ende das Porträt von Johannes Kepler steht. Raum 2 reicht von Baumeister Pietro de Pomis bis zu Karl VI. über die Zeitspanne von 1600 bis 1740. Der vorläufig letzte Raum von 1740 bis 1809 zeigt Porträtdarstellungen von Maria Theresia bis zu Major Hackher, handelt von der Durchsetzung des josephinischen Toleranzgedankens bis zur Verteidigung des Schloßberges unter Major Franz Xaver Hackher zu Hart (1774-1834).

 

 

Spiegelkabinett. Einleuchtend auch die von Margareth Otti besorgte Ausstellungsgestaltung, in der biografische Erläuterungen neben den Porträts mit solchen korrespondieren, die das historische Umfeld dieser Protagonisten behandeln und jeweils im Zentrum der Räume auf Spiegelwänden affichiert sind. In dieser subtilen Ausstellungsarchitektur sehen Besucher nicht nur Porträts und Erläuterungen, sondern auch jeweils sich selbst als rezipierende Personen in einem dargestellten historischen Umfeld, und damit sich selbst in dem solcherart sichtbar gemachten Konflikt um die stets virulenten Fragen: Wie entsteht Geschichte, durch welche Art der Überlieferung, wer interpretiert und wer wählt den zu interpretierenden Stoff als für die Nachwelt relevanten aus?

Im März nächsten Jahres wird dieser erste Teil einer mittels Porträts anschaulich gemachten Stadtgeschichte um einen folgenden ergänzt und erweitert: Dieser wird den Zeitraum von 1809 bis 1945 behandeln.

 

 

GRAZ PORTRAITS – Eine kleine Geschichte der Stadt Graz / Teil I im stadtmuseumgraz, Sackstraße 18, 8010. Informationen unter www.stadtmuseum-graz.at und Tel. 0316/872-7600

Wenzel Mraček

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