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HR Friedrich Bouvier: Der Denkmalschutz war sein Beruf - und bleibt seine Berufung |
Mittwoch, 12. Dezember 2007 | |
Mit 30. November 2007 ist HR Dr. Friedrich Bouvier, Landeskonservator für Steiermark, nach 18-jähriger Tätigkeit in dieser Funktion in Ruhestand getreten. Der ausgebildete Architekt hat durch seine wissenschaftlich fundierte Herangehensweise, durch sein geradliniges Auftreten gegenüber Gruppen, die aus geschäftlichen Gründen wenig Interesse an der Erhaltung historischer Substanz zeigen und durch seine moderne, sich nicht allein aufs Bewahren beschränkende Auffassung dem Denkmalschutz in unserem Bundesland wichtige und in die Zukunft weisende Impulse verliehen. Klare Positionsnahmen. Es ist wohl signifikant für den so gar nicht dem Klischee des Pensionärs Entsprechenden, dass er die Frage nach seinen wichtigsten Erfolgen wesentlich sparsamer beantwortet als jene nach seinen Plänen und Perspektiven für den steirischen Denkmalschutz: „Die Badlwand-Galerie, die Messehalle 11 und der Sender Dobl" lautet die spontane Antwort Bouviers auf die erste Frage – in allen drei Fällen ging es um die Rettung historischer Bausubstanz auch in ihrer Funktion als Zeugin ihrer Entstehungszeit. In anderen Bereichen konnte das gewünschte Ziel einer Wiederaufwertung historischer Ensembles nicht erreicht, aber dennoch eine Bewusstseinsänderung eingeleitet werden wie etwa im Fall der Grazer Stadtkrone. In der Diskussion um das Weltkulturerbe der Grazer Altstadt hat die klare Positionsnahme Bouviers – etwa in Bezug auf den Thalia-Umbau, das Kommod-Haus, die Barockhäuser in der Sackstraße oder den Kastner-Umbau – nicht immer unmittelbar Erfolg gehabt, war aber sicher entscheidend dafür, dass Schlimmeres verhütet werden konnte. Bouvier unterstützt auch die Initiative von Landeskulturreferent Flecker auf Installation eines weisungsungebundenen Altstadtanwaltes: „Das halte ich für dringend notwendig, weil ja die Altstadtkommission derzeit keine Möglichkeit hat, in eine zweite Instanz zu gehen, wenn die Baubehörde ihr Gutachten inhaltlich ablehnt."
Wissenschaftliche Grundlagen. Ein zentrales Verdienst Bouviers ist die Einführung moderner Methoden der Bauforschung in die Denkmal-Erhaltung, wie sie etwa bei der Restaurierung der Mariazeller Basilika, des Grazer Franziskanerklosters, des Grazer Domes und des Mausoleums oder im Zisterzienserstift Rein erfolgreich angewandt wurden: „Bei der wissenschaftlichen Vorbereitung der Restaurierungs- und Planungsarbeiten durch Bauforschung und restauratorische Befundung sind wir ein Stück weiter gekommen, das ist jetzt nahezu selbstverständlich geworden."
Denkmalschutz als zivilgesellschaftliche Aufgabe. Dass der Denkmalschutz für Bouvier wesentlich mehr Berufung als Beruf war, zeigt sich auch an seinen – zum Teil schon konkretisierten – Plänen für die nächste Zukunft: Bouvier ist designierter Obmann des soeben gegründeten Vereins „Denkmark Steiermark – Verein für Denkmalpflege in der Steiermark". Dieser soll, so Bouvier, nach dem Muster der (gesamtösterreichisch tätigen) Österreichischen Gesellschaft für Denkmalpflege die Erhaltung ausgewählter Denkmäler in der Steiermark durch privates Sponsoring unterstützen oder initiieren – Denkmalschutz als zivilgesellschaftliche Aufgabe. So habe die Gesellschaft durch die Finanzierung der Restaurierung einer „Muster-Achse" am Grazer Gemalten Haus letztendlich den Anstoß für die Komplettsanierung mit Unterstützung durch die öffentliche Hand gegeben; ähnlich will auch der neue Verein agieren: „Manches wird einfacher, wenn man ohne bürokratische Rahmenbedingungen agieren kann", lächelt Bouvier. Dennoch: „Trotz so manchen Ärgers haben die positiven Ereignisse in den letzten 18 Jahren bei weitem überwogen." Christian Stenner
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