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Dalí, Böcklin, Attersee, Oehlen und die anderen
Archiv - Rezensionen
Dienstag, 14. März 2006
ImageMit Die Götter im Exil gestalteten die Kuratoren Peter Pakesch, Katrin Bucher und Katia Schurl eine Ausstellung, die den Künstler als Mythos oder Pop-Star ins Rampenlicht zu stellen versucht. Der Titel entspricht dem eines Essays (1856) von Heinrich Heine, der in den Katalog zur Ausstellung aufgenommen wurde. Heine beschreibt darin die „Verteufelung der Götter", und meint jene der Antike, denen im Volksglauben unter Einfluss des Christentums eine „zwar wirkliche, aber vermaledeite Existenz" beschieden ist.

Antikenrezeption und die Aufnahme mythologischer Topoi in die Kunst, in einer Überleitung zwischen Spätromantik und Symbolismus, charakterisieren das Werk von Arnold Böcklin. Und Böcklin zeigt schon im ausgestellten Kampf auf der Brücke (1889) deutliche Bezüge zu Kampf auf der Milvischen Brücke in Raffaels und Giulio Romanos Konstantin-Zyklus im Vatikanpalast. Ähnlich der Bildhauer und Grafiker Max Klinger – von ihm stammt die Beethovenskulptur (1886), Mittelpunkt der 14. Wiener Secessionsausstellung 1902 – der hier mit einer Radierung nach Böcklins Toteninsel vertreten ist. Paraphrase und zeitadäquate Adaption von Antiken-Motiven, aber auch direkte Verbindungen zu Böcklin sind Bestandteile der surrealen Kompositionen von Salvador Dalí, auf die wiederum Albert Oehlen, einst Junger Wilder, reflektiert. Dazwischen finden sich auf die Person Dalís bezogene Fotomontagen von Philippe Halsmann aus der Zeit zwischen 1948 bis 1954. Ähnlich die vom Surrealismus geprägten Fotocollagen des Pragers Karel Teige aus demselben Zeitraum. Christian Ludwig Attersee passt mit zwei Arbeiten aus den Jahren 1968 und 1972 ins immer noch surreale Bild. Schließlich bestätigt der mit dem größten Werkblock vertretene Albert Oehlen die alchemistische (z.B. ein Titel Arschemie, 2002) Vermutung, alles sei schon immer in allem enthalten und Eins ergibt das Folgende. Selbst eine Assoziation zu Max Klingers Handschuhparaphrase von 1893 bis 1898, als Überarbeitung eines eigenen Werkes von 1878, darf vermutet werden. Wer aber sind nun die Götter?

Die Götter im Exil. Salvador Dalí, Albert Oehlen u.a. ist bis zum 07. Mai im Kunsthaus Graz zu sehen. Ein Symposion am 31. 3. und 1. 4. behandelt unter dem Titel Zeichen der Psyche psychoanalytische Perspektiven zur Kunst. Informationen unter www.kunsthausgraz.at

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