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Münzen, Schätze und Kunstwerke |
Samstag, 10. November 2007 | |
Schinderlinge, Panterthaler und Entenschnäbel – diese kuriosen Namen verweisen nicht auf seltene Spezies aus dem Tierreich, sondern sind Bezeichnungen für Münzen, die einst in der Steiermark geprägt wurden. Die vergangenes Jahr begonnene Umgestaltung der Münzsammlung im Schloss Eggenberg ermöglicht nach ihrem erfolgreichen Abschluss nicht nur interessante Einblicke in die Geldgeschichte des ehemaligen Kronlandes, sondern bietet mit prachtvollen Hortfunden auch einen wahren Augenschmaus für die Liebhaber des glanzvollen Münzgeldes. Historische Räume und stumme Zeitzeugen. Die Bühne für diese Kostbarkeiten bilden zwei Räume in den ältesten Teilen des Schlosses, die aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammen. Modernste Ausstellungstechnik, z. B. interaktive Lupen, vermittelt hier dem Besucher Informationen im ästhetisch inszenierten Spannungsbogen zwischen Moderne und Mittelalter. Als Sponsor und Partner für die Neugestaltung fungierte die Steiermärkische Sparkasse, deren Vorsitzender Mag. Gerhard Fabisch anlässlich der Eröffnung das Engagement seines Instituts hervorhob: „Als ausgewiesener Spezialist für Münzsammler und österreichweit einziger Anbieter mit eigenem Online-Portal, dem Münzshop, war es für uns selbstverständlich, bei diesem ambitionierten Projekt mit an Bord zu sein." Die Anfänge der steirischen Münzsammlung, die inzwischen auf weit über 70.000 Objekte angewachsen ist, gehen auf Erzherzog Johann zurück, der im Jahre 1811 den Grundstein für das Landesmuseum Joanneum legte. Aus diesem nahezu unerschöpflichen Fundus wurden die 3000 schönsten und wertvollsten Exponate ausgewählt, um einen repräsentativen Überblick zu geben, wie Mag. Karl Peitler, Leiter des neu gestalteten Münzkabinetts, betont: „Münzen sind nicht nur geprägte Objekte aus Edelmetall, sondern wertvolle Zeitzeugen, die uns viele Informationen über die Epoche, in der sie entstanden sind, verraten können."
Münzland Steiermark. Im Ausstellungsraum „Balthasar Eggenberger" berichten die Objekte vom diesem reichen Grazer Bürger, der um 1450 zum Münzmeister Friedrichs III. aufstieg und die Adelsdynastie gleichen Namens begründete. Als Geldgeber und Pächter der Münzstätte war er ein selbstständiger Unternehmer, der auf eigenes Risiko arbeitete. Eine Folge der Praxis jener Zeit war die stetige Verschlechterung des Feingehalts der Münzen durch die Münzpächter – minderwertige Pfennigmünzen, die so genannten Schinderlinge, führten zu galoppierender Inflation und einer regelrechten Wirtschaftskrise. Im Ausstellungsraum „Balthasar Eggenberger" berichten die Objekte vom diesem reichen Grazer Bürger, der um 1450 zum Münzmeister Friedrichs III. aufstieg und die Adelsdynastie gleichen Namens begründete. Als Geldgeber und Pächter der Münzstätte war er ein selbstständiger Unternehmer, der auf eigenes Risiko arbeitete. Eine Folge der Praxis jener Zeit war die stetige Verschlechterung des Feingehalts der Münzen durch die Münzpächter – minderwertige Pfennigmünzen, die so genannten Schinderlinge, führten zu galoppierender Inflation und einer regelrechten Wirtschaftskrise. Die Neuordnung des Prägewesens, die Balthasar Eggenberger auf Anordnung des Kaisers durchführte, konnte die Lage wieder stabilisieren: Eine Höchstpreisverordnung Friedrichs III. legte Preise und Löhne fest: Ein Paar Schuhe durfte höchstens 16 Pfennige kosten, während der Höchstlohn für Maurer und Zimmerleute mit 18 Pfennigen festgesetzt war.
Römisches Gold und verborgene Schätze. Schon in der Antike war das Gebiet der heutigen Steiermark ein prosperierender Wirtschaftsraum des Römischen Reiches, wie Funde aus der Metropole Flavia Solva belegen. Ein besonders schönes Stück ist eine Goldmünze des Kaisers Gordianus III. aus der Mitte des 3. Jahrhunderts, die auf der Rückseite den Sonnengott Sol Invictus zeigt, der die rechte Hand zum Gruß erhoben hält und in der linken seine Attribute Globus und Peitsche hält. Das im Jahr 1877 gefundene Objekt wurde später zu einem Schmuckstück umgearbeitet, das mittels einer durchbrochenen Fassung als Anhänger getragen werden konnte. Schon in der Antike war das Gebiet der heutigen Steiermark ein prosperierender Wirtschaftsraum des Römischen Reiches, wie Funde aus der Metropole Flavia Solva belegen. Ein besonders schönes Stück ist eine Goldmünze des Kaisers Gordianus III. aus der Mitte des 3. Jahrhunderts, die auf der Rückseite den Sonnengott Sol Invictus zeigt, der die rechte Hand zum Gruß erhoben hält und in der linken seine Attribute Globus und Peitsche hält. Das im Jahr 1877 gefundene Objekt wurde später zu einem Schmuckstück umgearbeitet, das mittels einer durchbrochenen Fassung als Anhänger getragen werden konnte. Faszinierend für den Besucher sind zweifellos die ausgestellten Münzschätze, die beredtes Zeugnis über unsichere und kriegerische Zeiten ablegen. Der 1843 in Mürzzuschlag in einem Steinmörser entdeckte Münzhortfund aus römischer Zeit, der 2006 aus seinen getrennten Einzelstücken wieder zu einem Ensemble rekonstruiert wurde, „bildete ursprünglich wohl die Soldkasse einer römischen Legion", vermutet Peitler. Auch der Schatz von Pickelbach im Bezirk Feldbach, der am Ende des 17. Jahrhunderts in einer Filialkirche verborgen worden war und erst bei Umbauarbeiten des 20. Jahrhunderts zutage trat, gehörte wahrscheinlich einem Soldaten, der hier seinen Jahressold in Form von Silbermünzen versteckt (und nie wieder gehoben) hat. Balthasars Urenkel, Hans Ulrich, dem der zweite Raum gewidmet ist, war als Fürsten 1625 das Privileg gewährt worden, Münzen mit eigenem Porträt schlagen zu lassen. Die Münzen und Medaillen der Familie Eggenberg bieten den glanzvollen Schlusspunkt der Ausstellung.
Infos: Münzkabinett Schloss Eggenberg, Eggenberger Allee 90. Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr. Tel. 0316 / 8017 95 13; www.museum-joanneum.at.
Josef Schiffer Die Bühne für diese Kostbarkeiten bilden zwei Räume in den ältesten Teilen des Schlosses, die aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammen. Modernste Ausstellungstechnik, z. B. interaktive Lupen, vermittelt hier dem Besucher Informationen im ästhetisch inszenierten Spannungsbogen zwischen Moderne und Mittelalter. Als Sponsor und Partner für die Neugestaltung fungierte die Steiermärkische Sparkasse, deren Vorsitzender Mag. anlässlich der Eröffnung das Engagement seines Instituts hervorhob: „Als ausgewiesener Spezialist für Münzsammler und österreichweit einziger Anbieter mit eigenem Online-Portal, dem Münzshop, war es für uns selbstverständlich, bei diesem ambitionierten Projekt mit an Bord zu sein." Im Ausstellungsraum „Balthasar Eggenberger" berichten die Objekte vom diesem reichen Grazer Bürger, der um 1450 zum Münzmeister Friedrichs III. aufstieg und die Adelsdynastie gleichen Namens begründete. Als Geldgeber und Pächter der Münzstätte war er ein selbstständiger Unternehmer, der auf eigenes Risiko arbeitete. Eine Folge der Praxis jener Zeit war die stetige Verschlechterung des Feingehalts der Münzen durch die Münzpächter – minderwertige Pfennigmünzen, die so genannten Schinderlinge, führten zu galoppierender Inflation und einer regelrechten Wirtschaftskrise. Schon in der Antike war das Gebiet der heutigen Steiermark ein prosperierender Wirtschaftsraum des Römischen Reiches, wie Funde aus der Metropole Flavia Solva belegen. Ein besonders schönes Stück ist eine Goldmünze des Kaisers Gordianus III. aus der Mitte des 3. Jahrhunderts, die auf der Rückseite den Sonnengott Sol Invictus zeigt, der die rechte Hand zum Gruß erhoben hält und in der linken seine Attribute Globus und Peitsche hält. Das im Jahr 1877 gefundene Objekt wurde später zu einem Schmuckstück umgearbeitet, das mittels einer durchbrochenen Fassung als Anhänger getragen werden konnte.
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